OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

Bedauerlicherweise sind uns aus den spärlichen Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts nur sehr wenige Namen der Welser Minderbrüder be= kannt. Umso interessanter ist daher für uns ein Hinweis auf einen Welser Minoriten namens Fr. Wolfgang Zeller, den wir bei Kurt Holter in „Gedruckte Ablaßbriefe und verwandte Einblatt= drucke des 15. Jahrhunderts aus oberösterreichi= sehen Archiven und Bibliotheken" im Jahrbuch des Oö. Musealvereines, 114. Band, Linz 1969, Seite 105 f, finden. Am 23. Mai 1440 stellte der apostolische Kom= missar Frater Wolfgang dem Kloster Lambach einen gedruckten Ablaßbrief aus. Am 2. Juni 1490 erwarb denselben Pergament= druck Johann Liechtensteiger, Priester der Pass= auer Diözese und Benefiziat in Vöcklabruck, am I. Juli 1490 Abt Wolfgang und der Konvent von Kremsmünster und schließlich am 1. August 1490 Johannes Egnsteiner von Wels und seine Haus= frau. Wie sich die einzelnen Abgaben auf die ein= zelnen Liegenschaften aufteilten, läßt sich nicht mehr feststellen. Die Gesamtabgaben, welche jede einzelne Liegenschaft zu leisten hatte, lassen sich jedoch aus einer Aufstellung des Jahres 1429 entnehmen^"^. Die Aufstellung folgt in der Reihe der vorhin angeführten Liegenschaften: 1. Straßhof in der Pfarre Taufkirchen: 8 Pfennige 2. Gut in der Pfarre Thalheim: % Pfund Pfennige 3. Hof in der Pfarre Gunskirchen: 14 Pfund Pfennige 4. Hof in der Pfarre Schwanenstadt: 3 Pfund Pfennige 5. Hof in der Pfarre Atzbach: 2 Pfund Pfennige 6. Gut in der Pfarre Gampem: 1 Pfund Pfermige 7. Gut in der Pfarre Attnang: 5 Schilling minder 6 Pfennige 8. Der halbe Hof in der Pfarre Laakirchen: 1 Pfund Pfennige 9. Gut zu Trapleinsberg in der Pfarre Thalheim: 9 Sdiillinge minder 1 Pfennig 10. Gut zu Obernau in der Pfarre Thalheim: 5 Schillinge II. Die beiden Güter in der Pfarre Peuerbach: 7 Schillinge 12. Gut zu Scharbrunn in der Pfarre Vorchdorf: 3 Schillinge 13. Zwei Höfe zu Falkenohren in der Pfarre Vorchdorf: 14 Pfund Pfennige 14. Gut zu Glatzing in der Pfarre Kopfing: 9 Schillinge minder 8 Pfennige 15. Gut zu Metzlsdorf in der Pfarre Kopfing: 5 Schillinge 16. Gut in der Pfarre Desselbruim: Vt Pfund Pfennige Ein Pfund entspricht 20 Schilling, diese wiederum 240 Pfennig. Wie bereits oben erwähnt, warfen die 16 Liegenschaften einen Jahresertrag von 11 Pfund, 12 Schilling und 4 Pfennig ab. Von außerordentlicher Bedeutung für das Kloster war auch die im Jahre 1459 von Frau Marga= retha Lichtenhoferin erfolgte Stiftung, auf Grund welcher die Minoriten die St.=Bernhardin=Kapelle erhielten^"^. Der Stiftbrief beziehungsweise Über= gabsvertrag findet im nachfolgenden Kapitel aus= führliche Erwähnung. Über die St.=Bernhardin= Kapelle berichtete bereits Kurt Holter^®®. Der zunehmende Reichtum der Welser Bürger zeichnet sich deutlich in den immer größer wer= denden Stiftungen ab. Die Stiftungen bestanden ausnahmslos in Diensten auf Grundstücken, die einen nicht unbeträchtlichen Jahreszins abwarfen. Zu den Stiftungen des 15. Jahrhunderts ist auch die Barbara=Kapelle^®^ zu zählen. Hinsichtlich ihrer Entstehung kann die Annahme, sie sei Ende des 15. Jahrhunderts anläßlich des Wieder= aufbaues des Klosters durch die Polheimer ge= stiftet worden, als wahrscheinlich angenommen werden. Die „Relatio Fundationis Conventus Welsensis" weiß auch zu berichten, daß im Rahmen der Aus= einandersetzungen zwischen Friedrich IV. und Matthias Corvinus das Kloster zu Schaden ge= kommen sei. Nach der Eroberung Wiens sandte König Matthias von Ungarn ein Heer unter Führung Wilhelms von Tettau die Enns herauf, welches sich bei Ernsthofen, am rechten Ufer des Flusses, zwischen den Städten Erms und OÖLA, Fasz. Minoritenkloster Wels (Stiftbriefsammlung 1429) AdM, Wels 44, Nr. 29 "•3 Kurt Holter: Geschichtliche Nachrichten über die Barbara=Kapelle bei den Minoriten und über andere ältere Kirchenbauten in Wels, in: Jahrbudi des Mu= sealvereines Wels 1957, S. 47 f. ebenda, S. 27 f.

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