OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

streitig. Am Freitag vor St. Margarethen^® (lo. Juli) 1433 gaben Richter und Rat der Stadt Wels eine Attestation, Bruder Georg, der Guardian, habe der Stadt einen „versiegelten"®® Brief übergeben und davon eine Abschrift vidimieren lassen. Der Inhalt betrifft eine Schlichtung Herzog Albrechts im Streit der Brüder Johann und Stephan Gey= mann bezüglich der Stiftung. Der Brief trägt das Datum „zu Wienn Die Conversionis Sancti Pauli 1432"®^ — also am 23. Jänner 1432. Die von Jo= harm Geymann im Jahre 1427 getätigte Stiftung wird in ihrer Form „wider alle Protestation sei= nes Bruders Stephan des Geymann abermals confirmirt"®®. Wie aus der Stiftbriefsammlung®® hervorgeht, warf die Stiftung des Johann von Geymann da= mals 1.52 Gulden 11 Kreuzer und 1 Pfennig ab®*. Diese Summe hatten die Untertanen jährlich, die Steuern nicht eingerechnet, zu entrichten. Die Güter waren dem Kloster mit aller Obrigkeit und allen Gerechtigkeiten unterworfen, so daß auch bei einer Veränderung oder bei einem To= desfall dem Kloster ein Gulden entrichtet werden mußte. Weiters brachten diese Liegenschaften an Naturalien jährlich 24 Hühner und 40 Eier. Die Obligation muß jedoch später reduziert wor= den sein, da wir Ende des 18. Jahrhunderts nur mehr drei wöchentliche Messen und alle Qua= tember ein Anniversarium verzeichnet finden®®. Die Schhchtung Herzog Albrechts aus dem Jahre 1429 scheint jedoch nicht von sehr großer Wirk= samkeit gewesen zu sein, da wir im Jahre 1433 wiederholt Streitigkeiten zwischen dem Kloster und Stephan von Geymann verzeichnet finden®®. Nach dem Tode seines Bruders Johann (etwa um 1433) versuchte Stephan von Geymann das Ge= samterbe unvermindert an sich zu bringen. Der Minoritenkonvent wandte sich schließlich an den Landeshauptmann. Die Entscheidung des Haupt= mannes ob der Enns, Reinprecht von Wallsee, fiel zu Gunsten des Klosters aus. Er bestätigte die schon vorher festgesetzten Güter und setzte für ein Zuwiderhandeln eine Strafe von tausend Pfund Pfeniügen fest®^. Eine neuerliche Bestätigung der Geymann'schen Stiftung erfolgte am St.=Thomas=Abend (21. De= zember) 1458 in Linz durch Erzherzog Albrecht®®: „Alberty Ertzherzog in Österreich bestätigte die Hannß Geymännischen Stiftungen, so von dero Vorfahren Vettern und Alberto confirmiert wor= den"®®. Die Stiftung Geymann umfaßte nachstehende Liegenschaften: den Straßhof gelegen in Taufkirchen Pfarr guth auf dem Staindlberg in günßkircher Pfarr guth in der Mospeid Thalhamber Pfarr Hof zu Paumbgarten in Schwanser Pfarr Hoff zu Enzlasperg Atzpaker Pfarr Guth Parchhaimb in Gampperer Pfarr Guth zu Riedlberg in atnanger Pfarr den halben Hoff zu Grässing Lakircher Pfarr guth Tragleinsberg Thalhamber Pfarr Guth zu Oberau Thalhamber Pfarr zwey güter zu Krumpach Peyerbecker Pfarr gut auf der Schabrune Förchdorffer Pfarr zwey Höff zu Falkenannen Forchdorfer Pfarr guth zu glatzing an den Schadtenberg in Kösstinger Pfarr guth zu Metzldorf gelegen daselbst guth in Traungang Tösselbrunner Pfarr Über den Ertrag der Stiftung und dessen Zusam= mensetzung liegt eine Aufstellung vor*®®: Dienstgeld 17 28 1 Stiftgeld 3 Robotgeld 15 15 Rüstgeld 34 52 2 Salzgeld 10 42 2 Weinfuhrgeld 31 20 Thomasanlage 39 30 Brotgeld 3 Summe 155 8 1 Die Zeichen fl, x und d bedeuten Gulden, Kreu= zer und Pfennige. Vier Pfeimige ergaben einen Kreuzer, sechzig Kreuzer einen Gulden. OÖLA, Fasz. Minoritenkloster Wels (31. 1. 1429) und AdM, Wels 44, Nr. 18 Gemeint ist ein mit Siegel versehener Brief. " AdM, Wels 44, Nr. 18 ebenda AdM, Wels 44 1 Gulden = 60 Kreuzer; 1 Kreuzer = 4 Pfennig; 1 Gulden = 240 Pfennig »5 AdM, Wels 44, Nr. 18 AdM, Wels 44, Nr. 19 tmd 20 »' AdM, Wels 44, Nr. 21 Albrecht VI. AdM, Wels 44, Nr. 12 AdM, Wels 44, Nr. 32 und OÖLA, Fasz. Minoriten= kloster Wels (Stiftbriefsammlung 1439)

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