OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

den dieses Nahmens zu eygnet/ und kan also in den Nahmen/ weilen beyde jeder einen Bruder Albere genant habt/ geirrt worden seyen/ oder kan dieser Herr Wickhard als welcher umb solche Zeit gelebt/ auch an solcher Stifftung Theil gehabt haben®®." Im Gegensatz zu allen anderen Quellen und Li= teraturbelegen erscheint bei Hoheneck — wie eben zitiert — zum erstenmal die Annahme, nicht Weikhard von Polheim, der Passauer Bischof, sondern dessen Vorfahre Weikhard „Rothaupt" wäre als Stifter zu nennen. Jedoch findet sich für das Zutreffen dieser Ver= sion rücht der geringste Anhaltspunkt und es kann nur die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, daß eine Verwechslung auf Grund der gleichen Namen — Weikhard „Rothaupt" VI. und Albero einerseits, Weikhard von Polheim, der Bischof von Passau und Albero VII. von Polheim andererseits^® — unterlaufen sei. Wie wir aus den bereits zitierten Unterlagen ge= sehen haben, ist immer nur Bischof Weikhard als Stifter erwähnt. Weikhard wurde erst im Jahre 1280 Bischof. In der Aufzeichnung finden wir seinen Namen stets mit der Bezeichnung „Bischof" oder „Bischof von Passau" verbunden. Als „Weikhard von Pol= heim" allein oder mit der Bezeichnung „Dom= herr" gemeinsam wird sein Name nie erwähnt. Als Stifter kann also nur Weikhard von Pol= heim, Bischof von Passau, in Frage kommen. Also kann auch geschlossen werden, daß die Stiftung erst mit dem Jahre 1280 erfolgt sein kann. Das Jahr 1280 wird uns auch von Hohen= eck an einer anderen Stelle bestätigt: „Herr Weikhard, Herr von Polhaimb der Sibende dises Nahmens/ geboren den 25. Februarü 1237 und Anfags 1278 Dom Herr und hernadr Anno 1280 Bischoff zu Passau, selbes Jahr stifftet und erbaute er nebst seinem Herrn Bruder Alberone das Minoritten Closter zu Weiß®»." Demnach kann also die Stiftungsangabe 1230 keinesfalls zutreffen, da Weikhard erst am 25. Feber 1237 geboren wurde. Die Unterber= ger'sche Chronik bezeichnet ebenfalls — aller= dings auf Grund der Angaben Hohenecks — Weikhard VII. von Polheim als Gründer und überliefert als Gründungsjahr 1280. Einige Quellen weisen auch darauf hin, daß die Minoriten von den Polheimern nach Wels ein= geladen wurden und vorerst im Schloß Polheim eine Heimstätte fanden®^. Diese Tatsache mag ohne weiteres zutreffen, kann jedoch nicht be= wiesen werden. Einen anderen Literaturbeleg für das Jahr 1280 finden wir bei G. E. Friess®®. Dieser wiederum beruft sich jedoch auf Konrad Meindl. Auch das Urkundenbuch des Stiftes Kremsmün= ster gibt uns über die Welser Minoriten bzw. über die Marienkapelle Nachricht. Im Abschnitt „De Censu ecclesiarum" — er ist in das 14. Jahr= hundert zu datieren — scheint die Marienkapelle auf. Die Stelle lautet: „Item haue matricem ecclesiam adtinent hee filiales ecclesie vel Capelle infra muros ad sanctam Mariam quam nunc iniuste detinent fratres minores»®." Hinsichtlich der Aussage „iniuste" — also: un= gerechtfertigt — können zwei Belege zitiert wer= den, die über diese Anschuldigung Auskxmft geben können. Gemäß dem „Privilegium de rebus Welsas uel Wels" erklärt König Arnulf die von seinem Ka= plan Zazco zu Wels besessenen Lehen als frei= eigene Güter und ermächtigt ihn, sie testamen= tarisch dem Stifte Kremsmünster zu vermachen®^. Im April 1179 stellt Papst Alexander III. die Be= stätigung „De confirmatione omne rerum eccle= siarum" in Rom aus. Diese sichert der Abtei den Besitz ihrer Pfarren und Besitzungen zu und verleiht ihr freie Abtwahl®®. Hinsichtlich der Welser Pfarre scheint folgender Passus auf: „Parrochiam WELSE cum omni decima et dote". ®» Johann Georg Adam Freiherr von Hohenedc: Die löblichen Herren Herren Stände Deß Ertz=Herzog= thumb ob der Enns, Bd. II, Passau 1718, S. 66 ®» Weikhard VII. und Albero VII. sind Söhne des Al= bero VI. und der Clara von Pergau. Weikhard „Rot= haupt" VI. war also deren Onkel »» Hoheneck, Bd. II, S. 67 AdM, Wels 9 und 37 ®® G. E. Friess: Geschichte der Österreichischen Minc^ ritenprovinz, in: Archiv für österreichische Geschidite, Bd. 64, S. 104 f. ®® Stiftsarchivar P. Theodorich Hagn: Urkundenbuch für die Geschichte des Benedictiner Stiftes Kremsmuen= ster seiner Pfarreien und Besitzungen vom Jahre 777 bis 1400, Hof= und Staatsdruckerei Wien 1852, S. 369 ®» Urkundenbuch des Stiftes Kremsmünster, Nr. 12 ®» ebenda, Nr. 38

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