OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

angeführte Ereignis, die Stiftung der Eva Lorchin „Pro Domina Eva Lorchin singulis diebus Saba= thinis celebranda e^^ missa una"^^ läßt sich an Hand der Stiftbriefsammlung des Oberösterrei= chischen Landesarchives^® mit dem X5. August 1646 festlegen. Es dürfte daher die Annahme, die Entstehung der „Relatio Fundationis"^^ mit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts festzu= setzen, zutreffen. Doch fehlten auch zu dieser Zeit schon die älteren Urkunden. Der „Relatio Fundationis" nach hätten die Polheimer die Mi= noriten im Jahre 1230 eingeladen, auf ihre Burg nach Wels zu kommen: „Illustrissimi Barones de Pollhaimb audita fama Fra= trum Minorum quosdam illorum Anno 1230 Welsizm invitatos in sua arce secum habitare fecerunt^®." Also „audita fama" — vernommenem Gerücht nach! Allerdings finden wir bereits einen Absatz spä= ter die Nachricht, der Abt des Lambacher Chor= herrenstiftes, Heinrich, habe 1242 den Minoriten die Marienkapelle „sacellum Virginis in Civitate Welsensi situm"^® geschenkt. Bezüglich dieser Schenkung gibt es allerdings mehrere triftige Beweise, daß das Schenkungs= datum in der „Relatio Fundationis" um neun= unddreißig Jahre — die Schenkung erfolgte ur= kundlich belegbar erst 1281" — zu früh ange= setzt wurde. Das Stift Lambach besaß zu Wels eine Marien= kapelle. Abt Heinrich trat diese 1281 den Mino= riten als Klosterkirche ab. Einer Lambacher Chro= nik^® nach ließ Bischof Weikhard von Polheim die Einweihung am Sonntag nach Mariä Geburt^® 1281 vollziehen. Das Patrozinium Mariae Geburt blieb auch der späteren Minoritenkirche erhalten. Zwei Jahre später, im Todesjahr des Stifters, Bischof Weikhards von Polheim®®, urkundeten die versammelten Polheimer bei den Minoriten in Wels: „. . . convocatis nobis apud ecclesiam minorum fratrum in Welsa®^." Die Urkunde, welche uns über die Schenkung vom Jahre 1281 Aufschluß gibt, stammt vom XI. September X305®®. Abt Sigmar von Lambach (X302—X32X) bestätigte diese Schenkung — „fra= tribus minoribus Capellam beate virginis sitam in Welss"®® — da die Urkunde des Abtes Hein= rieh verlorengegangen war. Ferner legten im Jahre X308 Reinprecht imd Werner von Polheim sowie Hartnid und Otto von Traun Zeugenschaft für die Schenkung von X28x, beziehungsweise für die Bestätigung von X305 ab®^. Weitere Hinweise für die Schenkung von xzSx, respektive für die Bestätigungen von X305 und X308, finden wir in der Chronik von Karl Unter= berger®® sowie in der Stiftbriefsammlung des Ar= chives der Minoriten in Wien®®. Die Angabe des Jahres X242 in der „Relatio Fun= dationis"®^ dürfte sich hiermit als Schreibfehler erklären. Ebenso erscheint die Nachricht, die Pol= heimer hätten das Kloster im Jahre X230 ge= stiftet, höchst zweifelhaft. Einen Hinweis auf eine etwa fünfzig Jahre spä= tere Stiftung liefert uns Hoheneck. In seiner „Be= Schreibung der Herrenstände des Landes öster= reich ob der Enns" ist über das Geschlecht der Polheimer als Stifter folgender Wortlaut ent= halten: „Herr Weikhard Herr von Polheim der sechste dieses Nahmens, sonsten zugenannt der Rothaupt/ Ritter/ Hauptmann zu Weiß und Erms/ wird von etlichen vor den Stifter des Minoriten Closters zu Weiß/ das Anno 1284 gestüfft worden/ gehalteni/ welche Stiftung aber Wiguleus Hund von Sutzenmoß in Metrop. Salisbur= gensi Herrn Weikhard von Pollhaimb Bischoffen von Passau und dessen Brüdern Herrn Alberoni den siben= Äußerst unleserlich im Originaltext; „e" dürfte sinngemäß „est" bedeuten " AdM, Wels 37 '3 Oberösterreichisches Landesarthiv in Linz (abgek. OÖLA), Faszikel Minoritenkloster Wels (1646) " AdM, Wels 37 ebenda " ebenda " Urkundenbuch des Landes ob der Enns (abgek. UBdLOE), Bd. IV, S. 492 " Meindl, Bd. II, S. 101 3' 14. September 3° gestorben im Jahre 1283 31 UBdLOE, Bd. X, S. 9 33 UBdLOE, Bd. IV, S. 492 33 ebenda 33 ebenda 33 Karl Unterherger: Chronik der landesfürstlichen Stadt Wels (Manuskript; vom 13. August 1857), Museum Wels, Extrakt aus den Stiftbriefen 33 AdM, Wels 44 3' AdM, Wels 37

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