Sehr interessant ist folgender von M. Prahäcs veröffentlichter Brief, mit beigegebenem Kom= mentar^®: „An Frau Tony Raab [Budapest, März 1883] Le poete*) est prie d'agreer les admiratifs hommages que serait diarme de lui exprimer en personne — entre 5 et 6 heures, ce soir — son tout devoue F. Liszt [Auf dem Kuvert]; Madame Tony Raab *) Diese auf einer Visitenkarte geschriebene Einladung kann aus der Zeit einer der Besuche Tony Raabs in Pest stammen. Da Liszt sie hier als Dichterin be= zeichnet, können wir die Zeilen auf das Jahr 1883 datieren, denn Liszt schrieb in jenem Jahre sein Klavierstück „Schlaflos! Frage und Antwort", „Noc= turne nach einem Gedicht von Toni Raab. Laut Ab= Schrift entstanden 1883, die Göllerich besaß. Eine zweite Abschrift im Ungarischen Nationalmuseum." (Raabe II, Nr. 79.) Das Gedicht, das Liszt zu diesem interessanten Spätwerk inspirierte, kennen wir lei= der nicht. Das Stück selbst ist erst viele Jahre nach Liszts Tod zum erstenmal in GA, II, 9, 1927 bei B[reitkopf] u. H[ärtel] erschienen." B. Hansen (siehe Lit.=Verz.) meint, das Stück „enthält in seinem Titel eine Antithese, wie sie auch in den Programmen der meisten sympho= nischen Dichtungen enthalten ist. Es gliedert sich rein musikalisch in zwei Teile, die unschwer im Sinne von Frage und Antwort zu deuten sind." (S. 140.) Auf der folgenden Seite heißt es, „es ist bezeichnend, daß hier rein aus der musikali= sehen Anlage sich eine plausible Deutung er= gibt." Als weiterer Beleg dienen uns zwei Brief= kuverts von Liszt an Toni Raab (Florenz 1876, Venedig 1878), die erhalten sind^'', sowie eine eigenhändige Eintragung der Buchstaben Toni R. in Liszts Tagebuch vom Jahre 1876, das Lach= mund besitzt und von dem er einige Seiten im Original abdruckt'®. In dieser kurzen Arbeit gilt es nunmehr darzu= legen, was uns die „Tagebücher" August Gölle= richs veranschaulichen und was sie uns überlie= fern, welche Bedeutung sie für die Liszt=For= schung haben. Ferner gilt es zusammenfassend festzuhalten, was Göllerich zur Pflege der Werke von Franz Liszt beitrug, die praktischen Ergebnisse dieser Lisztpflege aufzuzählen. Zunächst muß darauf hingewiesen werden, daß Göllerich schon sehr früh wichtige Beiträge zur Liszt=Forschung geliefert hat: 1888 erschien im Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig, Universal=Bibliothek, „Musiker=Biographien / Liszt, zwei= ter Teil" (1. Teil v. L. Nohl). ago8 die 331 Seiten umfassende Publika= tion „Franz Liszt=Lrinnerungen", Sonderausgabe der von R. Strauss herausgegebenen Sammlung „Die Musik" in Berlin. An weiteren Arbeiten sind zu nennen: 1887—1889 „Vollständiges Verzeichnis Liszt's sämtlicher musikalischer Werke und Übersicht der bedeutendsten Dich= ter und Dichtungen, welche Liszt komponiert hat, nebst Angabe der Werke, mit denen Liszt diese Dich= ter in Tönen verklärte." In: Zeitschrift für Musik. 1888 Zum Erscheinen von Lina Ramanns großer Liszt=Biographie „Franz Liszt als Künstler und Mensch". In: Musikalische Chronik. 1890 „Aus meinem Liszt=Tagebuche." In: Ostdeutsche Rundschau. Schon in der bei Reclam erschienenen kleinen Biographie — das Kapitel „Zur Einführung" trägt am Schluß den Vermerk: „Moskau 22. Oktober 1887 (76. Geburtstag Franz Liszts)" — findet sich auf Seite 27 eine wichtige Passage, durch welche die Aufzeichnungen gedeckt und authen tisch überliefert sind; es heißt hier: „Die im Folgenden erstmalig verzeichneten Mitteilung gen über die letzten Lebensjahre Liszts und über sein letztes Schaffen sind durchwegs aus unmittelbarer An= schauung gewonnen und enthalten nebst eigenen, wört= lieh aufgezeichneten Aussprüchen und Briefen Liszts M. Prahäcs, Brief und Kommentar Nr. 524. " Privatbesitz von H. Rabitsch. Lachmunds. 141. Vgl. Abb. 39—46.
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