Nicht immer rissen die Hochwässer nur Brücken und Stege weg. Es gab auch Unwetter größeren Ausmaßes: „Den 19. 5. 1754 hat sich die grosse Eis und Wasergüss durch ein unerhofftes Donnerwetter ereignet, wo neben anderen mehrerer denn 100.000 fl Schaden geschehen, dann auf dem Wasser, Kotten genannt, hat es allein 15 Werkstätten sambt denen Wismaten und Grundstück völlig ruiniert, auch würklichen zu Zell 2 Heusein weck= gerissen, eines darvon ist noch gahr nicht ausgebauet gewesen. In des Totengräber seinem Heusl aber sind 6 Personen gewesen, welche alle ertrunken, darvon ist all= hier begraben worden Franz Auer, Inwohner und Schneider im ermelten Totengraberheusl, welcher auf der Seilerleiten über dem Wasser unter der Neumüll gefunden worden und den 21. Mai allhier beerdigt worden, alt bey 43 Jahr. Den 23. wiederumb Katharina, des Franz Auer sein Weib, so bei der Schedlbergmühl gefunden worden. Eodem detto Maria Schefflin, ledig, des Totengräbers zu Zell sein Schwester, welche bei der Pregartmüll ge= funden worden. Eben auch obig dato Maria Schefflin, als des Totengräbers zu Zell sein Weib, so auch un= weith der Neumüll nebst dem Gstettnerhäusl gefunden worden. Und lest ist des ertrunkenen Franz Auer sein lljähriges Töchterl Justina auf des Pichlers in der Gschwendt seiner Wiesen gefunden und den 25. Mai begraben worden. Der Totengräber Andreas Scheffl aber ist in Zeller Pfarr gefunden und alldorth begra= ben worden. Item seind auch zu Zell in der Potin ihrem Heusl ertrun= ken, nemblich die Potin selbst und die alte Pflieglin. Seind also in allem 8 Personen ertrunken." Noch im August dieses Jahres waren die Schäden nach dem Unwetter nicht behoben. Das Fehlen einer damals von den Fluten weggerissenen Brücke kostete einem Mädchen das Leben: „Den 24. 8. 1754 sepulta Magdalena Hinterbergerin, ledig, beim Kazl in Aschberg in Diensten gewest, welche am Bartlmay Tag nacher Gutau in den Gottesdienst zu gehen Willens gewest und weillen an der Schafflmühl die Prucken von der grossen Wassergüss weckgerissen worden, also ist noch dato keine gewest, sondern nur ein Stögg gelegt worden, mithin wie sie Magdalena auf den Stögg kommen, so ist sie sambt des Kazls Knecht in die Aist gefahlen. Der Knecht aber ist auskommen und die Magdalena ertrunken und erst den 3. Septem= ber bei der Hofmühl zu Reichenstein gefunden und alU hier begraben worden, alt 19 Jahr." An den Mühlstegen gab es immer wieder Un= fälle. Man unterließ es, die Stege abzusichern oder sie mit einem einfachen Geländer zu ver= sehen. Alte Bewohner von Tragwein berichteten. daß diese Stege nur aus zwei nebeneinander^ liegenden Baumstämmen bestanden haben. Am 31. 3.1753 gab es an einem solchen Steg wieder einen Unglücksfall. Über ein neuerliches schweres Unwetter berichtet das Taufbuch unter dem 6. 7.1764. Wieder wa= ren die nach Tragwein führenden Brücken und Stege unpassierbar geworden. „Getauft Jakob, fil. leg. Philipp Voggeneder Elisabeth ux., Bauer am Holzergut auf der Hochwarth. Wegen dem grossen Wasser haben sie nit zur Pfarr mit dem Kind hierher kommen können, ist also zu Schwertberg getauft worden." Und wieder forderten die Mühlenstege ihre Opfer: „Den 11. 2. 1775 Johann Georg, Sohn des Christoph Aupöck, Pauer, welcher den 5. Februar, da er in die Kürch gehen wollen, bey einem Ungestümen Wind, über den Prungrabenmüller Stög in das angeloffene Kötenwasser gefallen und ertrunken und ist erst den 10. Februar unter der Reisermüll Brucken gefunden worden." „Den 14. 8. 1779 Rosalia, eine Pauern Tochter, des Ja= kob Hintersteininger, welche über den Hammerschmied Stög zu Reichenstein in die Waldaist gefallen und er= trunken." Abschließend sei noch ein Fall angeführt, über den das Sterbebuch im Jahre 1766 berichtet. Er kündet deutlich von den strengen Auffassungen jener Zeit. „Vermörkung. Den 16. Februar, als am Sonntag zwi= sehen 7 und 8 Uhr früh ist dieser Unglückselige Casus vorbeigangen. Nemblich an diesem Tag hat sich Johann Podingbauer im 27ten Jahr seines Alters, gewester Paur am Sonleitnergut in hiesiger Pfarr und Herrschaft Hauserischer Untertan, meineidiger Weis ober seinem Gibl Kasten selbst an einem Strickh erhenket. Sein Dienstmensch, so über ihm kommen, vermeinte er möchte noch lebend sein. Schneidet den Strickh ab, ist aber schon zu Spat gewest. Mithin ist er den 20. dato darauf vom Schwertbergerischen Titl. Herrn Landge= richtspfleger in beysein des Henkers durch den Schinter in seinem eigenen Holzgrund gegen die Knitlmühl hin= under, verdiiget worden. Ist also seiner nicht mehr Werth zu gedenken." Aber das Leben ging weiter. Seine junge Witwe Magdalena heiratet bereits am 2g. April dieses Jahres Simon Wahl, einen ledigen Bauernsohn aus der Pfarre Wartberg.
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