OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

liehen wurden, findet seine Erklärung in dem damals herrschenden Mangel an katholischen Priestern und außerdem war diese Maßnahme nur als Provisorium gedacht. Es wird auch schon kurze Zeit später, am 20.12.1623, als zweiter Pfarrer zu Tragwein Georg Pfaffel genannt, welcher das Trauungsbuch mit folgender Titel= Inschrift eröffnet: „Verzaichnus der Hochzeiten, so nach Abschaffung der Apostaten, durch Georg Pfaffel, anderen katholischen Pfarrer zu Tragein copuliert worden, anno 1624." Aber auch Pfarrer Georg Pfaffel war nur kurze Zeit in Tragwein geblieben, denn schon am 17.2.1626 hatte Pfarrer Jodok Sebelius sein Amt in Tragwein angetreten. Der damalige Schuh meister Marcellus Reiter leitet dementsprechend das Trauungsbuch ein: „Verzaichnus der Hochzeiten, so von den 17. 2. 1626 von dem Herrn Jodocus Sebelius, derselbigen Zeit ge= wester Pfarrer allhier, sein copuliert worden, wie her= nach volgen duett und durch mich, Marcellus Reitter, derzeit Schulmeister allhier, beschrieben worden." Aber nur wenige Wochen hielt sich Pfarrer Sebelius in Tragwein auf. In Oberösterreich war der Bauernkrieg ausgebrochen und Pfarrer Se= belius mußte flüchten. Anläßlich einer Trauung, welche wahrscheinlich schon vom zurückgekehr= ten Pfarrer vorgenommen wurde, berichtet der Schulmeister: „Von dem 23. Mai ist kain Pfarrer dagewest, bis auf den September, wegen des Auf Ruer, so von den Bauern beschehen ist." Nur langsam ebbte die Unruhe im Lande nach dem Bauernkrieg ab, nur langsam kam auch das religiöse Leben wieder ins Gleichgewicht. Die nachlässige und oft lückenhafte Führung der Kirchenbücher nach dem Bauernkrieg dürfte allein dem Schulmeister anzulasten sein. Erst im Jahre 1627 eröffnet er das Sterbebuch und schreibt folgenden Vorspruch: „Verzaichnus der Todesfell, so vohn dem 1627 Jahr vohn dem Ehrwürdigen Herrn Jodoco Sebelio, Instal= Herten Pfarrer zu Tragein, sich haben begraben nadi dem Pauem Krieg. Vor dem Bauern Krieg hat diese Pfar Vaciret vom 1626 Jahr 4 Monat lang." Längere Zeit vor dem Jahre 1.633 scheint die Pfarre Zell ohne Hirten gewesen zu sein, denn die Matrikeln Tragweins sind voll von Eintra= gungen über Angehörige dieser Pfarre. Die Fälle aus Zell hören 1634 schlagartig auf. In der Zeit von 1621 bis nach Ende des 3ojäh= rigen Krieges nennen die Kirchenbücher folgende katholische Pfarrherren zu Tragwein: Christoph Moriz Stark, ab 9. 8. 1621 erster katholischer Pfarrer zu Tragwein. Er war gleichzeitig Pfarrer von Schwertberg. Nach einer Notiz wurde er am 9. 8. 1621 von Adam Freiherm von Herbersdorf als Pfarrer von Tragwein und Schwertberg vorgestellt. Georg Pfaffel, ab 20. 12. 1623 Pfarrer. Michael Lamprecht, ab 7. 7. 1624 Pfarrer. Jodok Sebelius, ab 17. 2. 1626 Pfarrer. Er flüchtet nach Ausbruch des Bauernkrieges und kehrt erst nach län= gerer Zeit in seine Pfarre zurück. Er starb 1633. Johann Zentgraf, ab 1. 5. 1633 Pfarrer. Bartholomäus Modestus Mayr, ab 18. 9. 1639 Pfarrer. Georg Hungermüller, ab 1. 1. 1641 Pfarrer. Bartholomäus Ruess, ab 5. 8. 1643 Pfarrer. Martin Schnecklin, ab 1. 5. 1650 Pfarrer. Er starb am 4. 6. 1660 nach mehr als zehnjähriger Amtsdauer, also eine Ausnahme zu jener Zeit. Gerade in dieser Zeit, in der die Menschen noch dem von ihren Vätern übernommenen protestan= tischen Glauben anhingen, war der fortwährende Wechsel der Pfarrherren der Seelsorge ungemein abträglich. Es finden sich in der Gegend bis über die Mitte des Jahrhunderts hinaus Hinweise und Vermerke in Kirchenbüchern, die ein geheimes Weiterleben des Protestantismus beweisen, aber auch geheime protestantische Zirkel annehmen lassen. Nach dem Bauernkrieg fehlen in den Kirchen= Büchern Tragweins Hinweise auf große Ereig= nisse. Wohl aber sind die Bücher voll des mensch= liehen Leides. Die Sterbebücher wissen von den vielen Unglücksfällen im bäuerlichen Leben, vom Unterliegen des Menschen im Kampfe mit den Elementen und wohl auch von mancher verlas= senen ledigen Mutter zu erzählen. Eine bescheidene Notiz gibt eine Ahnung davon, wie hilflos man den entfesselten Naturgewalten gegenüberstand. Am 12.8.1752 wurde dem Josef Mayerhofer vom Holzergut auf der Hochwarth ein Kind getauft und „ist dieses Kind zu ScHwertberg getauft worden, weillen sie wegen dem grossen Wasser nicht zur Pfarrkürchen haben komen könen."

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