OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

Christian Gilbert getauft. Als Pate fungierte „der Edle und Gestrenge Herr Ehrenreich Hohenegger zu Hagenberg und DorE einer löblichen Land= Schaft im Mühlviertel Oberhauptmann". Hohen= egger scheint damas jene Kraft gewesen zu sein, welche trotz des Abschaffungsbefehles die pro= testantischen Prediger und Schulmeister in der Gegend beschützte. In diese Zeit fällt auch ein Gerichtsfall, welcher die Strenge, mit der die da= malige Justiz Verbrechen ahndete, deutlich wer= den läßt. In einer Notiz vom 28.11.1611 heißt es: „Getauft Thomas, welcher in Ehebruch von Wolf Gru= her an der Schönaumühl, ein Ehemann, gezeiget, weh eher wegen seiner Verbrechung mit dem Schwert zu Schwertberg gerichtet worden. Die Mutter heisst Rosina, ein lediges Mensch, Georg Moser auf der Riemar, Tochter. Diese Rosina ist hernach mit irem Vater, weil sie Blutschande miteinander getrieben, zu Schwertberg mit dem Schwert gerichtet und verbrannt worden." Obwohl die Lehre Luthers, gefördert durch den protestantischen Adel, immer mehr an Verbrei= tung gewann, gab es im Mühlviertel um diese Zeit eine Reihe von Pfarren, welche katholisch geblieben waren. So wird zum Beispiel nie ein protestantischer Pfarrer in Wartberg erwähnt. Aber auch in lutherischen Pfarren, in denen es schon seit Jahrzehnten keinen katholischen Prie= ster mehr gab, waren einzelne Personen dem katholischen Glauben treu geblieben. Einen sol= eben Fall berichtet das Sterbebuch Tragwein unter dem 17.11.1614: „An der Pest gestorben Agnes Remartin, Hannsen von Steinach, Rentmeister zu Reichenstein, Klausfrau, an der Hofmühl bei Reichenstein in dieser Pfarr, weil sie aber der Babstischen Religion zugethan, hat er sie all= hier nicht wollen begraben lassen, sondern schriftlich begehrt, daß ich ihm erlauben wolle, solche Leich aufm Wartberg zu führen, welches auch geschehen, doch soll er mir meine Pfarrlichen Rechte davon gebn." Aus dieser Notiz geht hervor, daß Wartberg um diese Zeit katholisch war. Aber nicht nur der protestantische, auch der katholische Adel nahm auf sein Gesinde und seine Unterthanen Einfluß und versuchte, deren religiösen Sinn zu lenken. Hiezu berichtet das Sterbebuch am 6. Juni 161.5: „Veit Zuttersdorfer, beim Bauern zu Hippenreith In= mann, hat sich von dem Herrn von Haimb, als er vor 8 Jahren sein Kutscher gewesen, lassen verführen und von der evangelischen Religion (späterer Zusatz aus der katholischen Zeit: ,Ewig Höllische') zu der babstischen getreten, stirbt seines Alters bey 60 Jam, ist ohne Ceremonien begraben worden, doch auf Bitt ist Im das halbe Geleut verwilligt worden." In der an den Tag gelegten Unduldsamkeit dürf= ten sich damals die beiden Konfessionen nicht unterschieden haben. In katholischen Pfarren be= handelte man in gleicher Weise die Protestanten, nur wurde den „Lutherischen" meistens noch der Friedhof verweigert. Über einen Glaubenswandel vermerkt die Eintragung am 30. 9.1615: „Magdalena, ein Tochter Augustin Oberzuttersdorfer, beim Moser Inmann, ist bei Herrn von Haymb Köchin gewesen und von der Lutherischen Religion abgefallen, stirbt im Großen Spital, ires Alters 28 Jahr, 25 Wochen und 3 Tag." Gegen die Beeinflussung von Pfarrangehörigen durch den Herrschaftsinhaber konnte von Seite der Pfarrer kaum etwas unternommen werden. Man brachte seinen Groll darüber etwa folgen= dermaßen zum Ausdruck: „Den 15. 12. 1615, Veit, Michael Pemmer am Schedl= hof nachgelassener Sohn, ist beim Herrn von Haymb Kühehalter gewesen, izo im Winter abgeschafft won= den, weil der Frauen in der Kost zu viel aufgangen, von dorten er zum Unterhalmer kommen und Pest in» ficiert worden und gestorben, seines Alters 23 Jar, 43 Wochen und 1 Tag." Die letzte Eintragung aus der protestantischen Aera im Tragweiner Kirchenbuch stammt vom 8. 3.1621. Während in den anderen protestan= tischen Pfarren in der Umgebung, wie Zell, Münzbach, Pergkirchen usw. die evangelischen Prediger und Schulmeister erst im Oktober 1624 ihre Pfarre und das Land verlassen mußten, ge= schah dies in der Pfarre Tragwein bereits im Jahre 1621. Nach der Abwanderung des Pfarrers blieb Tragwein einige Zeit unbesetzt. Im Kirchen» buch sind zwischen der letzten Eintragung des protestantischen und der ersten Eintragung des katholischen Pfarrers einige Gottesdienste notiert: „Am 21. 4. ist der gestifte Gottesdienst von (vor) Mi» chael Insprucker, Bürger, gehalten worden. Am 5. 5. ist von (vor) Johann Löttner, Bauer, der Gross» steinziger, der Gottesdienst gehalten worden. Am 12. 5. ist der gestifte Jahrtag gehalten worden von (vor) Christina Hofreiterin oder Franzeneder, Bäurin. Am 2. 6. ist von (vor) Regina Edlingerin, Bäurin an der Untern Halmb, der Gottesdienst gehalten worden. Am 3. 6. ist von (vor) Regina Knollin, Bäurin an der Obern Halmb, ihr gestifter Gottesdienst gehalten wor» den.

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