„Tauf Register, das ist Verzaichnus aller Kinder Tauf= fen, so hier zu Tragein oder sonsten in der Nachbar« Schaft herumb sein getauffet worden, vom Pfarrer da= selbst, damals Christophoro Gilberto te Spaignast, so nach dem Herrn Georg Rosenschön hierher kommen von dem 10. July des 1610 Jars an zu heben." Die Zeit, in der Pfarrer Gilbert sein Amt antrat, war eine sehr unruhige. Sie war erfüllt vom Bruderzwist im Hause Habsburg und von all der Unsicherheit, welche die religiösen Wirren mit sich brachten. Erzherzog Leopold, Bischof von Passau, hatte für Rudolf II. ein Heer geworben. Dieses „Passauische Kriegsvolk" lag tatenlos, ohne Sold und nur unzureichend mit dem Not= wendigsten versorgt, in der Umgebung von Passau. Kleinere Plünderungszüge sollten dem Lager die notwendigen Lebensmittel verschaffen. Aber bald dehnten die Soldaten ihre Raubzüge weiter aus und fielen dabei auch in Oberöster= reich ein. Besonders das westliche Mühlviertel hatte schwer unter diesen Horden zu leiden. Die ungenügenden Abwehrmaßnahmen der ober= österreichischen Stände und die gelegentliche Selbsthilfe der Mühlviertler Bauern konnten die Plünderungszüge des Kriegsvolks nicht unter= binden. Pfarrer Christoph Gilbert befand sich am i. 9. 1610 in Vertretung des Hofpredigers Christian Gilbert auf Schloß Hagenberg und taufte bei dieser Gelegenheit Maria, Tochter des Jakob Faist, aus Wartberg. Diese Taufe wurde in die Trag weiner Matrik eingetragen und dabei heißt es; „. . . . weil ich dazumal dagewesen in Abwesen Herrn M. Christian Gilberto te Spaignast, Hofpredigers, so selbiger Zeit mit dem Herrn Hohenegger, Oberhaupt« marm im Mühlviertel, auf der Grenz gewesen, wider das Passauische Kriegsvolkh." Schon bald danach rückte ein Trupp „Passauer" an und ließ sich in Tragwein nieder. Eine andere Abteilung plünderte um diese Zeit im Markt Zell und seiner Umgebung. Am 17. 1. 1611, an« läßlich der Taufe der Rosina, Tochter des Chri« stoph Nussinger, Bürger und Lederermeister zu Tragwein, schreibt der Schulmeister: „. . . . ward getauft des Morgens umb 9 Uhr, etlich wenig Stund zuvor, da das Passauische Kriegsvolkh herkam, darüber ich auch meinen Kirchenrock verlor und was der ander Schaden war, welcher sich fast auf 70 fl ertredcte, war ein großer Verlust vor mir ledige Person, als idi Damals war." Seit dem Amtsantritt des Pfarrers Rosenschön war Wolfgang Strasser Schulmeister in Tragwein gewesen und blieb es bis um das Jahr 1617. Von da an verliert sich seine Spur. In seiner Amtszeit führte er die Kirchenbücher, welche von 1584 bis über den Tod Rosenschöns hinaus in gleicher Schrift abgefaßt sind. Daneben dürfte er noch Organist, Kantor und auch Mesner ge= Wesen sein, was sein Jammer über den gestoh« lenen Kirchenrock beweist. Er war verheiratet mit Maria, welche ihm am 25. 4. 1609 eine Toch« ter Magdalena gebar. Sie dürfte im Kindbett ge= storben sein, denn in seiner bitteren Klage vom 17. 1. 1611 nennt er sich „ledige Person, als ich Damals war". Als Witwer heiratete er am 24. 4. 1611 Regina Mömemüller aus Gallneukirchen. Später schrieb er zum Jahresende von 1610 ins Taufbuch: „Hier gehen ab neun Kindertaufen, deren Namen nidit genermet sein, weil das Register durch das Passauische Kirdrenräuberische Kriegsvolkh entfremdet worden. Gott strafe sie nach ihrem Verdienst und behüte unsere Heuser für solche und dergleichen böse Geste." Vermutlich hatten sich „Passauer" in seinem Haus einquartiert, wodurch ihm der Zutritt zum Kirchenbuch verwehrt war. Er selbst beziffert den erlittenen Schaden mit 70 fl. Bei seinem wahrscheinlich sehr bescheidenen Besitz an Ge= rät, Kleidung und Vieh, wird sein Haus wohl restlos ausgeplündert worden sein. Das Kirchen« buch war nach Abzug der Soldaten wieder zum Vorschein gekommen. Aufatmend berichtet der Schulmeister am 28. 1. 1611, anläßlich der Taufe Adams, Sohn des Georg Luehmer, Bauer zu Tanach, des Abends um 4 Uhr: „An diesem Tage sein die Passauer von Tragwein wie« der hinweg auf Budweis in Behmen, welche Stadt sie mit Listen eingenommen und etliche mit Gewalt als Feinde auf Prag geführt, da Irer ein gut Teil erschla« gen worden." Somit hatte die Besetzung Tragweins und die damit verbundene Qual seiner Bürger und der Bauern in der Umgebung volle elf Tage ge« dauert. Am 21. 3. 1611 wurde im Schloß Hagenberg Jakob Ehrenreich, ein Sohn des Hofpredigers
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