Schwebstoffe zur Ablagerung kommen, das ist fast ein Drittel der Gesamtmenge, die von der bayrischen Donau (700.000 cbm) und vom Inn (700.000 cbm) kommt. Ähnliche Mengen wie in Jochenstein können sich auch in den Stauräumen der Kraftwerke Aschach, Ottensheim, später noch Mauthausen und Wallsee ablagern. Wenn dann ein großes Hochwasser kommt, ist eine ungeheure Schlammflut zu erwarten. Überdies hat Kresser^- als wahrscheinlich errechnet, daß bei einem Hochwasser wie 1954 durch die Aus schaltung der Rückhaltebecken im Bereich der Innkraftwerke und der Eindeichungen in Bay ern statt etwa 10.000 cbm/s um etwa 450 cbm/s mehr abfließen werden. Beim Hochwasser 1954 hatte das Kraftwerk Kachlet bei Passau alle Schleusen geöffnet, um bei dieser günstigen Gelegenheit den Schlamm aus dem Staubecken zu entfernen. Es war nur zum Teil gelungen. Damals hatte sich im Linzer Überschwemmungsgebiet 10 cm Schlamm abge lagert. Wie hoch wird man im Strudengau in späteren Jahren bei einem größeren Hochwasser die Straßen usw. mit Schlamm bedeckt finden? In einer anderen Berechnung hat Rosenauer^® die bei Linz vorüberkommende jährliche Schweb stoffmenge mit sieben Millionen Tonnen ange geben. Man kommt mit folgender Berechnung zu einer guten Vorstellung über die Höhe eines künfti gen Hochwassers. Der normale Stauspiegel wird dauernd auf einen Sarmingsteiner Wasserstand von 226,5 m über Adria einreguliert. Nehmen wir 227 m für Struden an, wo der Pegel-Null punkt mit 218,666 m über Adria bestimmt wurde. Der Pegelstand der Hochwässer in den Jahren 1899, 1920 und 1954 war 12,60 m, 11,03 m und 13,58 m. Weil die Bundesstraße im Struden 1,5 m über dem Stauspiegel liegt, waren die drei angeführten Hochwasserstände 2,7 m, 1,2 m und 3,7 m über dem Straßen niveau gelegen, das größte bekannte von 1501 weitere 2 m höher. Eine Vorhersage, um wie viel höher ein Hochwasser sein wird, weil sich wegen der Verschlammung das Wasser nicht mehr im bisherigen Talquerschnitt wird fort bewegen köimen, ist nicht möglich. Die Landschaftsbezeichnung „Strudengau" findet man heute in allen Atlanten und Karten. Die Herkunft dieses Talnamens verdient festgehal ten zu werden. Aus dem „Greiner Wochenblatt" der Jahre 1909 bis 1911 ist der ganze Werde gang ersichtlich. Im Sommer 1909, als die bal dige Eröffnung der Bahn Krems—Grein sicher war, wurden alle Bürgermeister zwischen Ardag ger tmd Ybbs nach Grein zu einer Beratimg eingeladen, was man unternehmen könnte, um nach der Bahneröffnung den Fremden- und Touristenverkehr in dieses Gebiet zu lenken. Es wurde beschlossen, dem Tal einen passenden Namen zu geben und die Öffentlichkeit aufzu fordern, Vorschläge an das Bürgermeisteramt Grein zu senden. Den Aufruf haben die Wiener Zeitungen und viele Provinzblätter gebracht. Es gab hunderte Vorschläge, wie z. B. Freyaschlucht, Wörthergau, Hunnenpforte, Donauzwang, Do nauwirbel-Greinergau, Bergwaldau, Kaisergau u. a. Der Name Strudengau war nicht unter den Einsendungen. Der Vorschlag für diese Bezeich nung wurde vom Oberlehrer Gutlederer in Al tenmarkt an der Isper im „Amstettner Wochen blatt" gemacht und mit treffender Ausführlich keit begründet. Sie lautete in kurzer Fassung: Der Name Strudengau ist geschichtlich und land schaftlich begründet, erweckt Vorstellungen von Riffen und wirbelnden Wellen, ist volkstümlich, sprachlich leicht und gewandt. — Zum erstenmal öffentlich gebraucht wurde der Name im Juli 1910 vom Greiner Fremdenverkehrs-Komitee. Vieles ist seither in Vergessenheit geraten, man ches jedoch lebt noch zumindest in Volkssprü chen fort, ohne daß man sich der Bedeutung so recht bewußt ist; so z. B. in dem folgenden scherzhaften Spruch, der an die ehemalige Blut gerichtsbarkeit erinnert: „In Sax(e)n — packn s' di bei da Haxn, In Grei(n) — fangan s' di ei. In Nigla — stechan s' di a. In Sablingstoa — zöhln s' deine Boa." Kresser Werner, Der Einfluß der Regulierungs- und Kraftwerksbauten auf die Hochwässer; österr. Was serwirtschaft, Jg. 6 (1954), H. 1/2, S. 65—68. Rosenauer Franz, Über das Wasser in Oberösterreich; Jb. d. Oö. Musealvereines, 84. Bd. (1932), S. 424. — Neweklowsky Ernst, Die Donau bei Linz und ihre Regelung; Naturkundl. Jb. Linz 1955, S. 195 ff.
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