Schlepp verlor sein Steuerruder. Schiff und Schleppe ließen die Anker fallen. Diese hakten alle in Felsen ein, so daß die Ketten rissen. In dieser großen Aufregung vergaß der Kapitän, mit dem Havariesignal — andauernd kurze Pfiffe — die nachfolgenden Schiffe zu warnen. Er fing erst damit an, als vom Struden her bereits das Frachtschiff „Rhein" des Süddeutschen Lloyd mit zwei Schleppen unterwegs war. Als die havarier ten Einheiten hilflos quer zur Donau trieben und knapp unterhalb der Schule von St. Nikola waren, fuhr die „Rhein" mit ganzer Kraft zu einer Landung in die Sandbank gegenüber St. Nikola, ließ schnell seine Schleppe ankern und brachte die „Pano Halma" und die Schleppe an ein Ufer, den lecken Schlepp auf eine Sand bank bei Sarmingstein. Durch den Einstau ist nun alles gefahrlos, aber doch nicht ganz, denn die starken Wendungen können immer wieder zum Übel gereichen. So havarierte das Motorfrachtschiff „Goliath" der DDSG am 12. Mai 1965 bei einer Talfahrt mit drei Schleppen am Ausgang des Hößgangs, weil sich ein Schleppseil im Steuerruder des Schiffes verfing, wodurch das Schiff steuerlos wurde^®. Im Struden hat es bis zum Einstau dort, wo einst der Strudel war, immer Schwierigkeiten gegeben, weil dort die Strömung sehr stark war. Bis zum Ersten Weltkrieg konnten die Zugschiffe wegen ihrer damals viel geringeren Maschinenleistung nur mit einem vollbeladenen oder mit zwei we niger beladenen Schleppen durch den Struden nach Grein fahren, von wo sie wieder umkehren und den in St. Nikola abgestellten Schlepp nach holen mußten. Für die Abwicklung der SchleppManöver war ein Strum-Lots(e) mit dem Sitz ist St. Nikola verantwortlich®^. Wenn man die Vielzahl der Schwierigkeiten für die Schiffahrt an den verschiedenen Stellen und bei den verschiedenen Wasserständen überblickt, kann man sich leicht vorstellen, daß nur mit ortskundigen Kennern der Wasserverhältnisse eine Schiffahrt möglich war. Solche Leute muß ten zu allen Zeiten, auch schon bei den Römern und Kelten, oberhalb der ersten Gefahr, des Schwallecks, ansässig sein, um ihre Dienste den talfahrenden Schiffern anzubieten. Diese natür liche Gegebenheit hat Grein entstehen und mit der zunehmenden Bedeutung der Schiffahrt groß werden lassen. Im Wappen von Grein ist dies durch die Abbildung eines Schiffes mit einem Schiffslenker ausgedrückt. Außerdem hatte Grein ein bedeutendes Hinterland. Daher sehen wir in der Steuer-Fassion von 1749 außer den für Stru den aufgezählten Berufen noch je einen Rauchfangkehrer, Bader, Hurterer, Schlosser, Glaser, Hafner, Färber, Weißgärber, Binder, Trexler, Klampferer (machte „Klampfln" für die Schop per), Lebzelter, Riemer, Seifensieder, Sattler und Zimmermaler. Im Schloß war neben zwei Burg fleischhackern auch ein „Capelmeister" beschäf tigt. Unterhalb des Strudels und des Wirbels ver dienten die Ansässigen durch die Hilfsdienste bei Schiffsunglücken und bei den Gegenfahrten. Die berühmte Raffelstetter Zollordnung®® von etwa 905 macht klar, daß der ganze West-OstHandel hauptsächlich auf der Donau vor sich ging. Der Straßenverkehr war unbedeutend. Aber der Donauhandel war durch allzuviele Mautabgaben ausgenützt worden, daher das Übereinkommen. Als die beste Übersicht über die Sagen des Strudengaues darf man die Sammlung von Petschan®® bezeichnen. Aber die Sagen leben nicht mehr. Die Zeiten eines trauten Beisammenseins bei einem Kienspan oder Petroleumlicht sind vorüber. Doch den Schusterstein an der Fels mauer der Burg Werfenstein kennt jeder. Auf diesem kleinen Platz in schwindelnder Höhe hat Aus den Tageszeitungen vorgemerkt. Oberlotse Franz Waninger hatte 1904 sein SOjähriges Dienstjubiläum gefeiert. Ein Enkel ist heute der Leiter der Nautischen Abteilung, ein zweiter ist Leiter der Technischen Abteilung der DDSG. Die drei Söhne seines Nachfolgers, Kurzbauer, wurden Kapitäne der DDSG. Diesem letzten Strumlotsen verdanke ich die Kenntnisse „des Wassers" mit sei nen Gefahren, des Zillenfahrens beim Bewältigen aller Hindernisse am Ufer, und der Schiffersprache, letzten Endes aber meine lebenslange Gebundenheit an den Strom meiner Jugendheimat. Als letzte Zollstation ist Mautern genannt. Von dort ging der Handel zum Großmährischen Reich hauptsächlich mit Salz, das einen hohen Zollsatz hatte. Für eine Stute oder einen Sklaven mußte 1 Denar gezahlt werden, für einen Hengst oder eine Sklavin aber 4 Denare. 3» Wie Anm. 33.
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