OÖ. Heimatblätter 1972, 26. Jahrgang, Heft 1/2

beim Schwalleck auf eine Kugel auf, wodurch viel Holz weggeschwemmt wurde und nicht mehr aufgefangen werden konnte. Das Schwalleck wurde vor dem Einstau auf das Gründlichste abgetragen. Jeder Autofahrer sieht an jener Stelle ein eisernes Kreuz, das sogenannte Halterkreuz, kann es aber nicht deuten. Nach der durchaus glaubhaften Überlieferung®® hat ein Halter (Hirte) in der Nähe des Schwalls Vieh gehütet und dabei, weil ein hoher Wasser stand viel Holz heranbrachte, solches aufgefan gen. Beim Versuch, einen Baumstamm aus dem Wasser zu ziehen, zog ihn dieser mit sich ins Wasser. Der Halter ließ den Stamm nicht mehr los und wurde mit diesem mehrmals in der Kehre herumgetrieben (vgl. Kartenskizze). Der Halter gelobte in seiner Todesangst ein Kreuz zu er richten, wenn er aus dieser furchtbaren Notlage mit dem Leben davonkommen würde. Als der Stamm mit ihm in Ufernähe getrieben wurde, gelang die Rettung. Die Stauung der Donau vor Grein begann schon in der Gegend Ardagger-Dornach. Dort, wo die Geschwindigkeit geringer wird, entstehen durch die Minderung der Schleppkraft des Wassers häufig „Mitterhaufen", das sind Ansammlungen auf Schotterbänken, die sich mit wechselndem Wasserstand verändern und unter der Ober fläche bleiben können. Das bringt einige Gefahr mit sich. So streifte dort am 26. Juni 1908 ein Schlepp der talfahrenden „Deutschland" ein Floß, das dann unter dem Nachbarschlepp hän gen blieb. Die Schiffleute wurden an Bord ge nommen, das Floß oberhalb Grein beim „Seiler" verheftet. Am 30. September 1908 fuhr eine Kommission auf dem genannten Schiff zur Un tersuchung des Falles zu jener Stelle, fuhr in der Nähe des Eizendorfer Mitterhaufens wiederum ein Floß an, so daß sich die Kommission von den Umständen recht genau überzeugen konnte. Ungemein viele Havarien gab es immer im Struden, wo beim Fahren in den S-Kurven der Druck auf das Steuerruder wiederholt zu einem Bruch der Steuerung führte. Oder es riß ein Drahtseil, weil beim Kurvenfahren der „Anhang" zeit weise nur an einem Seil hängt, indem die ande ren aus dem Zug geraten. Nur einige besondere Beispiele seien wieder gegeben®^. Am 22. November 1907 fuhr die „Altenburg" auf der Talfahrt durch den Stru del. Infolge des spätherbstlichen Niederwassers streifte ein beladener Schlepp eine Steinkugel und begann sofort zu sinken. Der Kapitän setzte mit einer Kehrtwendung den sinkenden Schlepp auf eine Sandbank. Viele Waren wurden aus dem nüt Wasser erfüllten Schlepp ausgeladen, so auch Säcke mit Mohn, die durch Quellen bald aufbrachen und wertlos wurden. Nicht aber für die Bewohner der Gegend, die sich den Mohn heimholten, so daß lange Zeit Mohnspeisen ge gessen wurden. Auch die fortgeschwemmte Wohnhütte des Steuermanns konnte aus dem Wasser gezogen werden. Sie wurde als Not unterkunft für den Steuermaim und seine ge rettete Familie aufgestellt. Am 11. Juni 1907 fuhr die „Europa" auf der Bergfahrt mit einem vollbeladenen Schlepp durch den Struden. Nach Versagen der Dampfsteue rung ließ sich der Dampfer zurückrinnen, wobei sich das Zugseil im Wasser an einem Stein ver fing und riß. Der Schlepp rann davon und de molierte in St. Nikola den Landungsponton. Die Zeitung bemerkte, dies sei innerhalb kurzer Zeit schon der vierte Fall, daß im Struden bei berg fahrenden Schiffen die Steuerung versagt. Ein großes Unglück wurde Ende Juli 1921 durch einen tüchtigen Kapitän verhindert. Darüber war ein ausführlicher Bericht in der „Linzer Mittags post"®® zu lesen. Der ungarische Dampfer „Pano Halma" fuhr mit drei Schleppen talwärts durch den Struden. Oberhalb der Stelle des früheren Haussteins versagte die Steuerung, das Schiff rannte an die Steinböschung an, die an gehängten Schleppe fuhren in das Schiff hinein, Schiff und Schleppe drehten sich herum, ein Schlepp holte sich am Ufer ein Leck, ein anderer Petschan Josef, Sagen und Denkwürdigkeiten aus dem Strudengau. Linz, 1929. Petschan war Pfarrer in Gottsdorf, ist 1928 gestorben und hat sehr gewissen haft gearbeitet. Greiner Wochenblatt. Der Satz über die „Mohnver wertung" wurde nadi eigener Erinnerung beigefügt. '5 Der ausführliche Beridit über das Unglück erschien am 2. August 1921. Ich hatte selbst das schwere Unglück von Anfang bis Ende gesehen und einen Beridit darüber verfaßt.

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