OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

beiter und erzeugte 8,959.500 englische Kubikfuß Leuchtgas". Im Herbst 1870 errichteten Rudolf Biebl imd Gustav Trauner aus Salzburg in Wels ein Gaswerk. c) Zündhölzer 1852 bestanden in Oberösterreich zwei Zündholzfabriken, die 164 Beschäftigte zählten und jährlich 400 Mio. Schwefelhölzer und 140 Mio. Zündhölzer herstellten. 1856 verzeichnete man 282 Beschäftigte, die 614.000 Schachteln Zündhölzer im Werte von 91.550 fl. produ zierten. Von 1853 bis 1858 reduzierte sich das Wachstum um 36 Prozent bei einem Rückgang der Beschäftigten um 32 Prozent. Bis 1860 zeigte sich dann wieder ein kontinuierlicher Anstieg der Produktion bis auf 150.000 Schachteln Zündhölzer mit einem Wert von 20.000 fl. Seit 1871 existierten sechs Betriebe, ab 1874 sieben. Der Wert der Produktion stieg zwischen 1853 und 1874 um 541 Prozent. Die Produktivität pro Arbeiter betrug (1853) 2586 Schach teln mit einem Wert von 404 fl., (1858) 5647 Schachteln mit einem Wert von 941 fl. In Steuden betrieb W. Albrecht eine Zündholzfabrik, die (1852) 164 Arbeiter zählte und 400 Mio. Schwefel hölzer .sowie 140 Mio. Zündhölzchen produzierte. Der Absatz ging nach Wien, Brünn, Galizien, in die Türkei, die Donaufürstentümer, nach Griechenland und Ägypten. Seit 1853 stand der Betrieb still. 1851 gründete Vinzenz Körner in Kammer am Attersee eine Zündhölzerfabrik, die 1853 die Produktion aufnahm. 58 Beschäftigte erzeugten jährlich 150.000 Schachteln Zündhölzer im Werte von 23.420 Gulden. Der Holzbedarf wurde aus den Schwarzenberg'schen Wäldern in Böhmen gedeckt. Die Arbeiter stammten ebenfalls zumeist von dort'®. 1857 wurde der Betrieb stillgelegt. In Braunau am Inn entstand 1860 eine Zündhölzerfabrik neben einer bereits bestehenden und wird bis 1873 genannt. In Schärding wird ebenfalls eine Zündhölzerfabrik ab 1860, in LinzZizlau ab 1868 erwähnt. d) Sonstige Die Pulvererzeugung erfolgte in Oberösterreich in fünf Pulvermühlen (Aurolzmünster, Forstau, Micheldorf, Schleißheim bei Wels und Steyrling). Die Produktionsmenge erreichte (1850) 2017 q und erhöhte sich bis 1855 auf 3052 q. 1856 erfolgte ein Rückgang auf 2192 q, der aber bis 1859 wieder auf 2607 q aufgeholt werden konnte. Insgesamt erhöhte sich die Produktion zwischen 1850 und 1859 um 29 Prozent. Der Anteil Oberösterreiehs an der Gesamtproduktion der Monarchie betrug (1850) 5,6 Prozent und erhöhte sich bis 1854 auf 6,5 Prozent. 1857 gründete J. Jagersberger in Linz eine Schuhwichsfabrik. 1860 zählte diese 55 Arbeiter, die 3950 q Schuhwichse und 19 q Lederlack im Werte von 66.500 fl. erzeugten. Von 1860 bis 1866 fiel die Produktion an Schuhwichs um 16,7 Prozent, an Lederlack um 63,2 Prozent, was einen Wertausfall von 31,3 Prozent hervorrief. Die Beschäftigtenzahl verringerte sich um 29 Prozent. 1866 waren 39 Arbeiter beschäftigt, darunter 28 Frauen, die 3290 q Schuhwichse und 7 q Lederlack im Werte von 45.700 fl. erzeugten. Der Betrieb war seit 1863 mit einer Dampfmaschine von 4 PS ausgestattet. Bis 1868 ging der Produktionswert auf 41.100 fl. zurück". Erst in den siebziger Jahren nahm der Betrieb wieder einen kontinuierlichen Aufschwung. Von 1866 bis 1873 stieg die Produktion an Schuhwichse um 21,6, die an Lederlack um 42,9 Prozent, wodurch sich ein Wertzuwachs von 53,2 Prozent ergab. 1873 wurden 4000 q Schuhwichse und 10 q Lederlack im Werte von 70.000 fl. produ ziert. Der Absatz ging nach Ungarn, Italien, Rußland und in den Orient. Von 1860 bis 1873 betrug der Pro duktionszuwachs an Schuhwichse 1,3 Prozent, während die Lederlackherstellung um 47 Prozent abgenommen hatte. Der Wertzuwachs hielt sich mit 5,3 Prozent in mäßigen Grenzen. Die Seifen- und Kerzenfabrikation wurde vor allem in Wels durch die 1860 gegründete Kerzen- und Seifenfabrik Franz Swoboda sowie in Linz durch die seit 1868 genannte Kerzenund Seifenfabrik Anton Liedl betrieben. Die Gummiwebwarenfabrikation erfolgte in Oberösterreich durch die bekannte nieder österreichische Firma Josef Reithofer's Söhne in Garsten und Pyrach. In Garsten wurden Sträflinge der Strafanstalt mit Arbeit verlegt, während sich in Pyrach das eigentliche Fabriksgebäude befand. 1872 zählte das Unternehmen 121 Beschäftigte, darunter 23 Frauen, die 694 q Ware " Summarischer Bericht über die Industrie, den Handel und Verkehr 1870, S. 103. '® Meixner Erich Maria, a. a. O., S. 155. " Statistische Daten über die Volkswirtschaft Oberösterreichs, S. 28.

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