OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

Ludwig Ploy besaß eine zweite Fabrik seit 1851 in Manning, wo 55 Arbeiter 1852 7480 q Chemikalien produ zierten. 1860 wurden 5850 q Chemikalien im Werte von 170.000 fl. hergestellt. Der Absatz ging in alle Länder der Monarchie, nach Bayern, Württemberg und in die Schweiz. Seit 1873 wurden auch Farben, Firnisse und Lacke produziert. In Waldberg gründete Vinzenz Körner 1851 ein chemisches Laboratorium. In Steyr wird 1858 eine chemische Fabrik genannt, die phosphorsauren Kalk herstellte. In Linz-Lustenau erbaute man 1870 eine Knochenmehl- und Spodiumfabrik. Mit der Erzeugung von Farben beschäftigten sich in Oberösterreich 1856 zwei Betriebe, die 700 q Farben im Werte von 16.500 fl. herstellten. Bis 1860 konnte die Produktion auf 900 q und der Wert derselben auf 35.000 fl. gesteigert werden. Seit 1863 arbeitete nur mehr ein Betrieb mit elf Beschäftigten, der 560 q Farben im Werte von 25.950 fl. produzierte. Zwischen 1856 und 1863 verringerte sich die Erzeugung um 20 Prozent, wobei ein Wert anstieg von 57 Prozent zu verzeichnen war. Von 1863 bis 1866 stieg dann die Produktion um 42 Prozent und der Wert derselben um 15 Prozent an, während die Zahl der Beschäftigten gleichblieb. 1866 wurde der höchste Produktionsstand mit 795 q Farben im Werte von 29.850 fl. erreicht. Bis 1871 erzeugte man nur mehr 400 q im Werte von 12.000 fl. Die folgenden Jahre brachten wieder einen Aufschwung, so daß (1873) 500 q in einem Werte von 15.000 fl. produziert werden konnten. Von 1866 bis 1873 trat ein Rückgang der Warenmenge um 37 und im Warenwert von 50 Prozent ein. Vergleicht man die Gesamtperiode, so entstand gegenüber 1856 ein Rückgang der Warenmenge um 28,6 und des Warenwertes um 9,1 Prozent. Die Produktivität pro Arbeiter betrug (1863) 50,9 q mit einem Wert von 2359 fl. und (1867) 71,2 q im Werte von 2664 fl. 1844 gründete Ludwig Christ in Ufer bei Ebelsberg eine Buch- und Steindruckfarbenfabrik. Seit 1863 wurden auch Chemikalien und andere Farben, seit 1873 auch Leinölfirnis erzeugt. In Lindenberg oder Hamerling betrieb Johann E. Breidt von 1851 bis 1868 eine Buch- tmd Steindruckfarbenfabrik. 1851 produzierten fünf Arbeiter 450 q Farben, 1863 11 Beschäftigte, darunter fünf Frauen, 560 q Farben im Werte von 25.950 fl. Bis 1867 stieg die Produktion auf 783 q im Werte von 29.300 fl. Das Produktionsprogramm umfaßte ursprünglich Buch- und Steindruckfarben, seit 1868 auch Buchdruckerschwärze. Der Absatz ging in alle Länder der Monar chie, nach Frankfurt, Bayern und Italien. b) Gaswerke Ein neuer, von Beginn an sehr wichtiger Industriezweig waren die Gaswerke. Ober österreich besaß 1863 erst einen solchen Betrieb, der 25 Beschäftigte zählte und in den Jahren 1862/63 12,700.000 Kubikfuß Gas sowie 3770 q Koks und Teer im Werte von 52.374 fl. produzierte. Von 1863 bis 1866 konnte bei gleichbleibendem Beschäftigtenstand die Gas produktion um 7,2 und die von Koks und Teer um 339 Prozent erhöht werden, wobei der Wert sich um 8,6 Prozent vermehrte. 1868 wuchs der Beschäftigtenstand auf 41 und der Produktionswert auf 88.000 fl. Von 1866 bis 1873 stieg die Zahl der Betriebe auf drei und die Produktionsmenge erhöhte sich um 120,4 Prozent, 1868 kam ein zweites und 1871 ein drittes Gaswerk hinzu. Von 1863 bis 1873 betrug die Steigerung der Gasproduktion 136,2 Prozent und erreichte 1874 39 Mio. Kubikfuß. Die Produktivität pro Beschäftigten betrug (1863) 508.000 Kubikfuß Gas und 150,8 q Koks und Teer mit einem Wert von 2095 fl. 1870 entfiel auf einen Arbeiter ein Produktionsquantum von 598.034 Kubikfuß Gas. Das Gaswerk Linz wurde 1857 von der Allgemeinen Österreichischen Gasgesellschaft in Triest gegründet. Ein Jahr später stellte man zwei Gasbehälter von je 750 Kubikmeter Inhalt auf. Das Vergasungsmaterial war ursprünglich Holz, das in großen Plätten auf der Donau herangeführt wurde, ab 1865 verwendete man Steinkohle. An das Gaswerk war die Stadt Linz und Urfahr für Beleuchtungszwecke angeschlossen. Der Beschäf tigtenstand betrug zwischen 1862 und 1870 schwankend 20 bis 30 Arbeiter, die Produktionsmenge zeigte einen kontinuierlichen Anstieg von 12,700.000 auf 16,756.000 Kubikfuß Gas, wobei als Nebenprodukt etwa 770 bis 1000 q Holzteer abfielen, weiters 2500 bis 3300 q Holzkohle und ab 1865 11.000 bis 15.000 q Koks'®. 1867 grün dete die Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg ein Gaswerk in Steyr. 1870 beschäftigte dieses 14 bis 22 Ar- " Imhof Philipp, Das Linzer Gaswerk. Jahrbuch der Stadt Linz 1937 (1938).

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