OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

n) Maschinenfabrikation Oberösterreich besaß 1850 eine einzige Maschinenfabrik, die 55 Beschäftigte zählte und Waren im Umfang von 4835 q im Werte von 128.700 fl. herstellte. Das Unternehmen büßte seine Bedeutung in den folgenden Jahren nahezu völlig ein. 1852 wurden nur mehr 60 q und (1853) 177 q Waren produziert. Bis 1856 stieg die Produktionsmenge wieder auf 16.698 q. Seit 1857 bestanden in Oberösterreich drei Maschinenfabriken, die 72 Beschäftigte zählten und deren Produktion 2228 q mit einem Werte von 120.750 fl. erreichte. Vergleicht man 1850 mit 1857, so trat in der Produktionsmenge ein Rückgang um 54 Prozent, im Produktionswert von 6,2 Prozent, bei den Beschäftigten aber eine Zunahme von 31 Prozent ein. Von 1857 bis 1860 erfolgte ein Produktionsanstieg um 118 Prozent bei einem Wert verlust von 8,9 Prozent und einem Beschäftigtenrückgang von 11,1 Prozent. Das Produk tionsprogramm umfaßte 1860 Apparate, Piepen, Dampfkessel usw. Von 1863 bis 1868 blieb wieder nur mehr eine Maschinenfabrik in Betrieb, die 40 Beschäftigte zählte und Waren im Werte von 62.205 fl. herstellte. Bis 1866 stagnierten Produktionsmenge und Beschäftigten stand. Zwischen 1860 und 1866 entstand ein Verlust im Wert von 40,5 Prozent bei einem verringerten Beschäftigtenstand von 34,4 Prozent. Seit 1867 machte sich die Konjunktur wieder bemerkbar. 1871 produzierten 130 Arbeiter in vier Fabriken Waren im Umfang von 14.000 q. Zwischen 1866 und 1871 trat ein Zuwachs der Beschäftigten um 209,5 Prozent und ein Wertzuwachs von 360,5 Prozent ein. Von 1850 bis 1871 betrug der Zuwachs an Beschäftigten 136,4, an Warenmenge 189,6 und im Wert der Erzeugnisse 133 Prozent. Im einzelnen erzeugten folgende Unternehmen Maschinen- und Maschinenbestandteile oder wurden überhaupt als Maschinenfabriken gegründet: das Feinwalzwerk Noitzmühle befaßte sich auch mit Maschinen bau und Erzeugung von Bestandteilen. 1856 produzierten 60 Arbeiter 1900 q Waren an Apparaten, Piepen, Dampfkesseln usw. in einem Werte von 43.900 fl. Der Betrieb wurde 1865 eingestellt. In Linz-Urfahr gründete 1844 Anton Lange eine Maschinenfabrik, die 1857 Apparate und Arbeitsmaschinen herstellte. 1870 wurde in der Kaarstraße ein neues Fabriksgebäude errichtet'^. Die Eisengießerei und Maschinenfabrik Lichtenegg bei Wels, 1846 als Hammerwerk gegründet, erhielt 1854 eine Eisengießerei angeschlossen, 1854 produzierte es auch Pump- und Maischmaschinen sowie Sägemühlenapparate und Dreschmaschinen mit einem Werte von 5340 fl.'^. In Enns errichtete Martin Huber 1865 eine Landmaschinenfabrik, in Linz 1867 Johann Jax eine Nähma schinenfabrik. In Steyr wird seit 1868 eine Maschinen- tmd Gewehrbestandteilfabrik Rupert Rathner erwähnt, weiters die Eisengießerei Johann Schatz & Josef Steininger, die ebenfalls Maschinenbestandteile erzeugte. In Schärding baute Matthias Beham 1871 eine Maschinenfabrik, desgleichen 1872 in Wels Heinrich Hemmer eine Eisengießerei, die sich ebenfalls mit dem Bau von Maschinen beschäftigte. o) Die L inzer Schiffswerft Die Linzer Schiffswerft befand sich bis 1873 im Besitz von Ignaz Mayer, der das Unternehmen als Folge des Börsenkraches an die Allgemeine österreichische Baugesellschaft veräußern mußte. Die Produktion eiserner Schiffe war infolge des Prohibitivzollsystems bis 1851 erschwert. So konnten von 1839 bis 1851 nur 12 eiserne Schiffe mit 30.000 q Gewicht gebaut werden. Nach dem Wegfall des strengen Zolltarifes nahm die Linzer Schiffs werft einen großen Aufschwung. Von 1852 bis 1858 wurden 75 eiserne Schiffe mit 330.000 q Tragfähigkeit fertiggestellt. Anfangs verwendete man ausschließlich englisches Blech und Winkeleisen, seit 1858 bereits zu zwei Drittel inländisches Material. 1857 wurde eine Dampfmaschine aufgestellt. 1863 zählte die Schiffswerft 180 Beschäftigte. Von 1863 bis 1868 wurden 19 Dampfschiffe mit 1112 Pferdestärken und 40 Schleppschiffe mit 190.000 q Tragfähigkeit gebaut. Der Absatz ging zumeist in die Donaufürstentümer, nach Rußland und in die Türkei. 1868 waren 450 Arbeiter beschäftigt. Allein 1870 konnten 13 Dampfschiffe mit 806 Pferdestärken und 27 Schleppschiffe mit 165 q Tragfähigkeit fertiggestellt werden. Die Zahl der Arbeiter stieg auf 550. Beim Verkauf des Unternehmens 1873 an die Allgemeine Österreichische Baugesellschaft betrag der Produktionswert nur mehr 133.300 fl. Ein Jahr später waren nur mehr 172 Arbeiter in der Werft tätig'®. Die Großindustrie Österreichs, 3. Bd. (1908), S. 346; Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 7, Heft 2, S. 22. Die Großindustrie Österreichs, 1. Bd. (1908), S. 245; Trathnigg Gilbert, a. a. O., S. 78. Industrie und Handel, S. 419; 100 Jahre Linzer Schiffswerft, Linz 1940.

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