OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

Der Beschäftigtenstand schnellte auf 1200 hinauf und der Wert der erzeugten Gewehre erreichte 900.000 fl. 1868 waren 1600 Arbeiter beschäftigt, die Waren im Werte von 1,5 Mio. fl. herstellten. Die Großaufträge ver langten gewaltige Investitionen und entsprechende Kapitahen für Anschaffung der Rohstoffe. Da Werndl diese Mittel fehlten, mußte er sich 1869 zur Gründung einer „Österreichischen Waffenfabriksgesellschaft" bereit erklären, deren Aktienkapital 6 Mio. Gulden betrug und teilweise vom Ärar vorgeschossen wurde. Josef Werndl wurde Generaldirektor. 1869/70 produzierte man 170.300 Werndl-Gewehre. Die technischen Einrichtungen in Steyr bestanden aus zehn Wasserrädern mit 213 PS, einer Dampfmaschine mit 40 PS, drei Locomobilen mit 32 PS und acht Glüh- und Flammöfen sowie zwölf Hämmern; in Oberletten aus 31 Wasserrädern zu 409 PS, 4 Glüh- und Flammöfen sowie elf Hämmern. 1870/71 wurden 133.950 Werndl-Gewehre erzeugt, der Reingewinn betrug 284.463 fl. Damals erteilte das Honved-Ministerium einen Auftrag auf 200.000 Werndl-Gewehre. In Pest wurde ein Zweigbetrieb errichtet. 1872/73 waren 2400 Personen beschäftigt, die 124.705 Gewehre erzeugten; der Reingewinn betrug 622.923 fl. Im gleichen Jahr konnte die Waffenfabrik des Herrn Fruwirth in Freiland (Niederösterreich) sowie die Gewehrfabrik der Frau Aloisia Bentz in Wien erworben werden. Von 1867 bis 1872 tvurden insgesamt durch die 14 Betriebe in Steyr 622.000 Infanteriegewehre, 8500 Karabiner, 3600 Repe tiergewehre, 1800 Jagdstutzen und 114 Mitrailleusen ausgeliefert. Das Jahr des Börsenkraches 1873 brachte für die Waffenfabrik zwar noch einen Reingewinn von 801.012 fl., jedoch bereits einen starken Rückgang der Produktion auf 24.440 Werndl- sowie 47.050 sonstige Gewehre'". k) Messer- und Schneidwaren Die Produktion von Messer- und Schneidwaren konzentrierte sich auf Steyr und dessen Umgebung (Garsten, Sierning, Neuzeug und Grünburg). 1853 wurden 369 Betriebe gezählt, die Waren im Werte von 571.317 fl. herstellten. Bis 1856 erfolgte ein Anstieg auf 401 Be triebe mit 1715 Beschäftigten, die Waren im Werte von 2,456.000 fl. herstellten. 1858 trat wieder eine Krise ein. Im Konjunkturjahr 1860 waren 212 Unternehmen mit 662 Beschäf tigten tätig, die Waren im Werte von 1,185.000 fl. produzierten. (2,808.000 Stück Klingen, 10,405.000 Stück Tafelmesser, 6,026.800 Taschenfeitel, 36.000 Dutzend Rasiermesser, 34.000 Bund Scheren und 1000 q Schneidwerkzeuge.) 1873 wurden in 170 Betrieben von 700 Arbeitern Waren im Werte von 450.000 fl. hergestellt. 1864 gründete Ignaz Bändel die erste oberösterreichische Messerfabrik in Neuzeug. Diese zählte noch im gleichen Jahr 21 Beschäftigte und stellte Waren im Werte von 13.100 fl. her. 1868 waren 36 Arbeiter tätig, die Waren im Werte von 48.500 fl. erzeugten. 1) Schuhahlenerzeugung 1851 beschäftigten 42 Schuhahlenerzeuger 242 Arbeiter, die 50 Mio. Stück Ahlen produzierten. Bis 1860 ging die Zahl der Betriebe auf 32 mit 135 Beschäftigten zurück, dennoch erhöhte sich die Produktion auf 27,700.000 Stück und der Wert derselben auf 122.600 fl. 1863 arbeiteten bereits wieder 47 Betriebe mit 170 Beschäftigten, die Waren im Werte von 60.000 fl. herstellten. Von 1865 bis 1868 blieb die Zahl der Betriebe mit 44 konstant, die der Beschäftigten schwankte zwischen 150 und 160, wobei der Wert der Erzeug nisse sich zwischen 50.400 und 75.600 fl. hielt. Der Absatz von Ahlen ging vor allem in alle Länder der Monarchie, nach Deutschland, in die Schweiz und in die Levante. m) Maultrommelerzeugung Die Erzeugung von Maultrommeln, eine oberösterreichische Spezialität, konzentrierte sich vor allem auf Mölln und Umgebung. 1853 beschäftigten 43 Betriebe 95 Arbeiter, die 4,135.000 Stück im Werte von 34.920 fl. erzeugten'^. 1860 stellten in 34 Betrieben 51 Beschäf tigte Maultrommeln im Werte von 106.700 fl. her. 1867 wurden nur mehr 24 Werkstätten ge zählt, die 90 Arbeiter beschäftigten und Waren im Werte von 50.750 fl. produzierten. 1873 er zeugten 30 Betriebe mit 100 Beschäftigten Maultrommeln im Werte von 40.700 fl. Der Absatz ging vor allem in den Orient, nach Hamburg, Paris und London. Statistisclier Bericht der Handels- und Gewerbekammer Oberösterreichs 1870-1875, S. 516 ff.; Summari scher Bericht über die Industrie, den Handel und Verkehr 1868/69, 8. 105 ff; Seper Hans, 100 Jahre Steyr-Daimler-Puch A.G. Blätter für Technikgeschichte 26 (1964). " Industrie und Handel, S. 319—408.

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