OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

1848 bis 1859 zeigt sich zunächst eine Aufwärtsentwicklung bis 1852, nach einer Depression bis zum Tiefpunkt 1856 folgte eine neuerliche Konjunktur bis 1858. Im Gesamtzeitraum 1848 bis 1859 entstand eine Zunahme der Feinspinnmaschinen um 90 Prozent, der Spindeln um 48 Prozent, der Produktion um 194 und der Beschäftigten um 21 Prozent. Von 1859 bis 1866 trat wieder ein gewaltiger Rückschlag ein, der im Produktionswert 23 Prozent und bei den Beschäftigten 19 Prozent ausmachte. Von 1866 bis 1871 erfolgte wieder ein Aufstieg, wertmäßig nur von 56 Prozent und im Beschäftigtenstande um 5 Prozent. Ein Gesamtvergleich der Jahre 1841 und 1871 zeigt eine mehr als sechsfache Spindelanzahl bei einem Beschäftigtenzuwachs von 270 Prozent. Es lag in diesem Industriezweig eine außergewöhnliche Krisenanfalligkeit und Anpassung an die jeweilige Konjunkturlage vor. Maßgeblich hierfür war der Konjunkturrückgang nach 1851, der zu einem starken Ver fall der Garnpreise beitrug. 1852 brachte dann eine gewisse Stabilisierung der Preise, jedoch trat bereits ein Jahr später neuerlich ein Rückschlag der Produktion ein, weil die böhmischen Kattunfabriken nur mehr zwei Drittel der bisherigen Garnmenge abnahmen. Der ameri kanische Bürgerkrieg bedeutete für die Baumwollproduktion einen Verlust der Rohstoff basis. Nach 1868 errichteten die Nordstaaten selbst viele Baumwollspinnereien, die den europäischen Betrieben große Konkurrenz bereiteten und zu einer Verteuerung der Roh baumwolle führten. Hinzu kam eine wachsende Konkurrenz der Vorarlberger Textil industrie, die mit neuen und verbesserten Maschinen billiger und mehr produzieren konnte. In Böhmen entstanden ebenfalls zu dieser Zeit zahlreiche neue mechanische Webereien. Ein gesteigerter Absatz war nur mehr mit Qualitätsarbeit zu erzielen. Färbereien und Appreturanstalten in Böhmen und Sachsen lieferten bessere Qualitäten^^. Dies wirkte sich auch auf die Produktivität aus: Ein Arbeiter erzeugte 1841 in Oberösterreich 13,3 q Garne, 1848 7,3 q, 1858 etwa 16 q im Werte von 1168 fl., 1866 17 q mit einem Wert von 1512 fl. und 1871 Garne im Werte von 2250 fl. Während der Berichtszeit vermochten sich nur drei Baumwollspinnereien durchgehend zu halten. Die Baum wollspinnerei Gattern bestand aus zwei Betrieben, wobei sich die Spinnerei in Kneiding und die Färberei in Gattern befanden. 1841 besaß sie acht Feinspinnmaschinen mit 1446 Spindeln, wobei 47 Spinner jährlich 44.060 Ib Garn produzierten. Ein Höchststand wurde 1846 mit 12 Feinspinnmaschinen, 2082 Spindeln und 73 Beschäf tigten erzielt, worunter sich 42 Frauen und sechs Kinder befanden, die 80.686 Ib Garn herstellten. Die folgenden Jahre bringen schwankende Produktions- und Beschäftigtenzahlen. In Krisenzeiten läßt sich ein verstärkter Einsatz von Frauen und Kindern feststellen. 1854 betrug der Beschäftigtenstand nur mehr 41, darunter 15 Frauen und 10 Kinder, die 38.000 Ib Garn erzeugten. Bis 1859 verdoppelte sich wieder die Produktion. Der Absatz ging 1851 nach Wien, Linz und Salzburg. In Kleinmünchen bestanden zwei große Baumwollspinnereien, eine davon gehörte Michael Rädler. 1841 beschäftigte dieser 146 Spinner auf 44 Feinspinnmaschinen mit 7648 Spindeln, die 221.332 Ib Garne produzierten. Die folgenden Jahre brachten eine kontinuierliche Aufwärtsent wicklung, die 1846 mit 213 Feinspinnmaschinen und 12.445 Spindeln und einen Beschäftigtenstand von 208 Arbeitern, darunter 86 Frauen und 65 Kindern, einen Höchststand erreichte. Die Produktion betrug 424.520 Ib Garne. Das Revolutionsjahr 1848 führte zu einem Tiefststand mit einer Erzeugung von 134.720 Ib Garne. 1854 trat mit einer Produktion von 426.420 Ib Garne neuerdings ein Höhepunkt ein, während 1859 trotz des Einsatzes von 250 Feinspinnmaschinen nur eine Produktionsmenge von 396.723 Ib erzielt werden konnte. Die Fabrik besaß eine eigene Niederlage in Wien, der Absatz ging nach Wien und Oberösterreich. Eine zweite Baumwollspinnerei gehörte hier Johann Grillmayer, der 1871 sein Unternehmen in die „Kleinmünchner Baumwollspinnereien und mechanische Weberei" umwandelte, deren Hauptaktienanteil der Commerzbank gehörte. Nach dem Zusammenbruch der Bank 1873 konnte ein Großteil der Aktien zurückgekauft werden. Im Jahre 1841 beschäf tigte der Betrieb 99 Spinner auf 16 Feinspinnmaschinen und 3600 Spindeln, die 137.001 Ib Garn produzierten. Bis 1845 kam es zu einem kontinuierlichen Aufstieg. Seit August 1846 war eine zweite Spinnerei in Betrieb. Damit erhöhte sich die Zahl der Feinspinnmaschinen auf 218, die der Spindeln auf 15.046 und die der Beschäf tigten auf 232, darunter 87 Frauen und 80 Kinder, die 273.623 Ib Garn herstellten. Infolge der Revolution von 1848 traten empfindliche Rückschläge ein. Trotzdem gelang es dem Betrieb, sich in den nächsten Jahren zur größten Baumwollspinnerei Oberösterreichs zu entwickeln. Seit 1857 war eine dritte Spinnerei in Betrieb. 1859 Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer für 1852, S. 25; Jahresbericht der Handels- und Gewerbe kammer für 1853, S. 23; Summarischer Bericht über die Industrie, den Handel und Verkehr 1868/69, S. 94ff.

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