OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

die Schweiz. Die Fabrik besaß Niederlagen in Linz, Wien und Mailand sowie Komtnissionslager in Pest, Prag, Brünn, Innsbruck und Laibach. Die Linzer Wollzeugfabrik war bereits zu Beginn der Periode ein stagnierendes Unternehmen und hatte sich völlig auf Teppicherzeugung und Schafwollwarendmckerei eingeschränkt. Im Jahre 1841 zählte die Linzer Wollzeugfabrik 12 Beamte, 1074 Arbeiter und 125 Pensionisten. Es wurden 1190 Stück Druckwaren sowie 1360 Stück Teppiche hergestellt. Das folgende Jahr 1842 brachte als letztes eine steigende Produktion. Es wurden 1085 Stück Druckwaren im Wert von 15.249 fl. und 1942 Stück Teppiche im Werte von 72.965 fl. von 1033 Beschäftigten produziert. Die folgenden Jahre führten zu einer dauernden Reduktion der Beschäftigtenstände sowie des Produktionsumfanges. Eine radikale Kürzung trat von 1844 bis 1845 ein, der Beschäftigtenstand sank von 913 auf 205. Ein letzter Produktionsnachweis der Fabrik liegt aus dem Jahre 1847 vor: die 155 Be schäftigten erzeugten 762 Stück Druckwaren im Werte von 8654 fl. sowie 1168 Teppiche im Werte von 50.008 fl. Der Reingewinn der Fabrik, der 1845 noch 14.691 fl. betragen hatte, sank 1847 auf 2422 fl. 1848 und 1849 traten schwere Verluste ein. Die technische Einrichtung des Unternehmens bestand zu dieser Zeit aus 40 Web stühlen für Teppicherzeugung, einer Dampfmaschine und einer Färberei. Die Fabrik besaß eigene Niederlagen in Wien und Mailand. 1850 arbeitete der Betrieb bereits so eingeschränkt, daß die Tabakfabrik einen Teil der Räume beziehen konnte. 1852 wurde endgültig die Produktion eingestellt und bis 1854 nur mehr ein Abverkauf der Waren durchgeführt^". Weitere Schafwollwarenbetriebe bestanden: in Neydharting von 1841 bis 1844 eine Tuch- und Kasimir fabrik, in Schörfling 1844 eine Wollfabrik, in Ried im Innkreis 1845 eine Schafwollwarenfabrik. In Linz erhielt der Webermeister Franz Honauer 1844 für seine Schafwollwarenfabrik die einfache und 1845 die Landesbe fugnis. Nach Auflösung der Linzer Wollzeugfabrik übernahm er einen Teil ihrer Arbeiter. Die Fabrik beschäf tigte 1844 164 Arbeiter, außerhalb derselben waren 600 bis 900 Spinner in Böhmen, vorzüglich in der Herrschaft Kotischau tätig^^. Das Produktionsprogramm umfaßte türkische und walachische Gürtel, Flaggenzeuge, Utrechter Samt, Satin, Lastings, Camelot, Dreidraht, Amiens, Felper, Challon, Putzwarenplüsch, Patron-Säckelzeug, Zottelplüsch, Carole, Barkan, Scotty, Kronrasch usw. Als Rohstoff wurde ungarische WoUe bezogen, die teils in Böhmen mittels der Handspinner, teils in Theresienthal gesponnen wurde. Der Absatz des Unternehmens ging nach Ungarn, Siebenbürgen, Galizien, Bukowina und Wien. c) Baumwollindustrie Die Baumwollspinnereien Oberösterreichs nahmen im Wechsel der Konjunkturen und Krisen eine sehr unterschiedliche Entwicklung, was allein schon in den schwankenden Zahlen der in Betrieb stehenden Spinnereien sichtbar wird: 1841 vier Betriebe, seit 1843 fünf, seit 1845 sechs, seit 1846 acht und seit 1847 elf, 1852 nur mehr zehn, 1857 wieder elf, 1859 nur mehr zehn und 1860 sieben, 1872 wieder acht und seit 1873 neun. Der Anteil der oberösterreichischen Baumwollspinnereien an der Gesamterzeugung von Baumwollgarnen in der österreichischen Reichshälfte zeigt zwischen 1841 und 1848 einen ständigen Zuwachs. (Bei Feinspinnmaschinen von 1,5 auf 13,2 Prozent, bei den Spindeln von 1,4 auf 4,9 Prozent, in der Anzahl der Spinner von 1,5 auf 5,2 Prozent und bei der Produktion der Garne von 2 auf 3,5 Prozent.) Von 1846 bis 1859 lassen sich auch Vergleiche des Anteils dieser Sparte mit der Gesamtmonarchie ziehen (Spinnmaschinen von 9,5 auf 22,1 Prozent, Spindeln von 3,7 auf 6,1 Prozent, Spinner von 3,3 auf 5,2 Prozent und Garnproduktion von 3 auf 4,7 Pro zent). Es war dies allerdings kein kontinuierlicher Anstieg, sondern der Höhepunkt wurde bereits 1852 erreicht, während bis 1857 wieder ein Rückschlag eintrat (bei Feinspinnmaschinen um mehr als 50 Prozent). Noch deutlicher sieht man das Auf und Ab der Baumwollspinnereien in den Wachs tumsperioden (Abb. 6). Der größte Aufschwung erfolgte bis 1852, wobei nur das Revolutions jahr 1848 einen merklichen Rückschlag brachte. (Produktionsanstieg von 1841 bis 1847 236 Prozent, von 1841 bis 1848 jedoch nur 98 Prozent!) Dieser Rückschlag hat sich aber hinsichtlich des Beschäftigtenstandes nur geringfügig und hinsiehtlich der technischen Ausstattung der Betriebe mit Feinspinnmaschinen und Spindeln kaum ausgewirkt. Von " Hofmann Viktor, Die Wollenzeugfabrik zu Linz an der Donau. Beiträge zur neueren österreichischen Wirt schaftsgeschichte, Wien 1919; Dreger Moriz, Die Linzer Wollenzeug- und Teppichfabrik. Kunst und Kunst handwerk 20 (1917); Hoffmann Alfred, a.a.O., S. 322 ff. " Hoffmann Alfred, a. a. O., S. 327.

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