OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

entstand 1864 die Lederfabrik Ploberger. Ein 1847 von den Gebrüdern Adler ebenfalls in Wels errichteter Handwerksbetrieb wurde 1865 bereits als Fabrik genannt'*. In Linz taucht 1873 erstmals die Lederfabrik Josef Stöger & Robert Weingärtner auf. Die wechselvolle Entwicklung der Lederfabrikation spiegelt sich auch im Rückgang des einstmals so bedeutsamen Lederergewerbes. Im Jahre 1852 wurden noch insgesamt 391 Gewerbebetriebe gezählt, 1872 waren es nur mehr 235 und als Folge der Weltwirtschafts krise ging diese Zahl bis 1874 auf 200 zurück. Oberösterreich war in erster Linie Sitz der Rotgerber, der eigentlichen Lederer. Von den 391 Gewerben des Jahres 1852 entfielen 261 auf die Lederer mit 2131 Arbeitern und nur 120 auf die Weißgerber mit 33 Arbeitern. Die Lederergewerbe arbeiteten großteils nur für den lokalen Bedarf. 6. Textilindustrie a) Leinenindustrie Die Flachs- und Hanfernte in Oberösterreich betrug 1841 68.365 q Flachs und 5463 q Hanf, das sind 7,8 Prozent der gesamten Flachsgewinnung der Donaumonarchie, aber nur 1 Prozent deren Hanferzeugung. Bis zum Jahre 1856 ging die Flachsgewinnung auf 50.000 q jährlich zurück, während die Hanfernte um mehr als das Dreifache (auf 18.100 q) gesteigert werden konnte. 35.000 q Flachs wurden allein im Mühlkreis gewonnen. Die erste und einzige mechanische Flachsgarnspinnerei Oberösterreichs wurde 1861 in Stadl-Paura ge gründet. Unter Beteiligung von Anton Georg Pummerer und Ritter von Dierzer entstand eine Aktiengesell schaft (500 Aktien a 1000 fl.), die durch Belieferung der bäuerlichen Leinweber im Mühlviertel mit Flachsgarn eine Sanierung derselben erhoffte. 1853 konnte mit 3000 Spindeln der Betrieb aufgenommen werden, doch erst 1855 war mit 6652 Spindeln die geplante Kapazität erreicht. Die Beschäftigtenzahl stieg 1856 auf 420 Ar beiter, die 6000 Schock Flachsgarn und 4000 Schock Werkgarn im Werte von 420.000 fl. produzierten. Der Flachs kam anfangs aus dem Mühlviertel, war aber von schlechter Qualität, so daß später hauptsächlich Flachs aus Böhmen, Mähren, Tirol und Holland eingeführt werden mußte (1854 wurden noch 1200 q Mühlviertler Flachs verarbeitet, 1856 waren es nur mehr 300 q)". Bis 1867 stieg die Zahl der Beschäftigten auf 537, davon 319 Frauen und 24 Kinder, die 11.549 Schock Flachsgarn und 7249 Schock Werkgarn im Werte von 899.000 fl. herstellten. 1871 zählte die Fabrik 550 Beschäftigte, die 12.430 Schock Flachsgarn und 5800 Schock Werkgarn im Werte von 1,270.000 fl. produzierten. Der Absatz des Unternehmens ging nach Oberösterreich, Böhmen, Mähren und Bayern. Seit 1858 war an die Flachsgarnspinnerei eine eigene Weberei angeschlossen. Leinenweberei wurde fast ausschließlich im Verlagssystem betrieben. In Oberösterreich existierten nur einige kleinere Leinenwarenfabriken. Die Leinenweberei ging im Kriegsjahr 1866 stark zurück, infolge des Verlustes des italienischen Marktes, der bereits 1859 eine schwere Einbuße erlitten hatte. Nach 1867 gelang es, neue Absatzmärkte in den östlichen Ländern der Monarchie zu erschließen". Mehrere Baum- und Schafwollwarenfabrikanten erzeugten auch Leinenwaren. Oberösterreichs Entwicklung blieb hinter jener Böhmens beträchtlich zurück. 1841 bestand in Frankenmarkt eine Fabrik für Bett- und Tischzeuge aus Leinen, die kurz danach einge gangen sein dürfte. Eine der ersten Leinenwarenfabriken war die bereits genannte Weberei der Lambacher Flachsspinnerei. Diese wurde 1858 mit sechs Webstühlen errichtet und erzeugte ursprünglich 15.807 Ellen Leinwand und 7249 Ellen Tüll. 1859 wurde ein System von 20 mechanischen Webstühlen aufgestellt. 1863 beschäftigte die Fabrik bereits 67 Arbeiter, darunter 45 Männer, 12 Frauen und 10 Kinder, die 5700 Stück Leinwand im Werte von 90.400 fl. erzeugten. Die Produktion sta^ierte in den folgenden Jahren. Ab 1872 gab es in Oberösterreich eine zweite Flachsgarn- und Leinenwarenfabrik, die als Leinenweberei auf handwerklicher Basis von Gustav Fölser 1837 in Lichtenau errichtet worden war. Leinenweberei auf handwerklicher Basis wurde noch in größerem Umfang 1873 in Haslach, Oberneukirchen und Sarleinsbach betrieben". Trathnigg Gilbert, Welser Fabriken und Fabrikationsbetriebe. 13. Jahrbuch des Musealvereines Wels 1966/67, S. 78. " Industrie und Handel, S. 549. Summarischer Bericht über die Industrie, den Handel und Verkehr 1868/69, S. 96 ff. " Foltz Carl, Bericht über die Betheiligung Oberösterreichs an der Weltausstellung 1873 in Wien, Linz 1874, S. 51.

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