OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

wesentlich günstiger). Am schlechtesten schneidet Oberösterreich jedoch im Produktionswert mit 1,4 Prozent ab (bei Papiermühlen allein mit 2,3 Prozent!). Die oberösterreichischen Betriebe lagen somit, was ihre Zahl und die Höhe ihrer Beschäftigten anlangte, aber auch hinsichtlich der Produktion und des Produktionswertes weit unter dem Durchschnitt der Monarchie. Der Anteil der Frauen- und Kinderarbeit blieb ebenfalls geringer als im Durch schnitt der übrigen Kronländer. Die Wachstumsperioden der Papierindustrie in Oberösterreich verliefen infolge des Konzentrationsprozesses und der technischen Errungenschaften anders als die der übrigen Industriezweige. Zwischen 1841 und 1852 verminderte sieh die Zahl der Beschäftigten um 27,5, während die Produktion mit 7,2 Prozent schwach anstieg. Das Jahr 1853 brachte eine Verbesserung der Situation, so daß gegenüber 1841 nur mehr ein Beschäftigtenverlust von 5,2, dafür aber ein Wertanstieg um 26,7 Prozent eintrat. Nach 1855 (mit der Errichtung der ersten Papierfabrik) entwickelte sich die Papiererzeugung in Oberösterreich rasch aufwärts. Von 1852 bis 1863 stieg die Zahl der Beschäftigten um 26, die Produktionsmenge sogar lun 113,8 Prozent; der Wert der Erzeugung von 1853 bis 1863 um 181,3 Prozent. Wählt man als Bezugsjahr jedoch 1860, dann betrug der Wertzuwachs sogar 439,6 Prozent. Die Krise zwischen 1860 und 1866 brachte einen starken Preisverfall, so daß der Wert der Erzeugung um 25,6 Prozent sank, während die Beschäftigten nur geringfügig abnahmen. Von 1853 bis 1863 trat ein Rückgang um minus 3,6 Prozent ein, die Produktionsmenge aber stieg ständig an; von 1863 bis 1866 um 42,7 Prozent, gleich hoch war auch der Wert zuwachs. Die Beschäftigten vermehrten sich jedoch nur um 2,3 Prozent. Das Kriegsjahr 1866 führte zu einem kleinen Rückschlag, dem von 1866 bis 1873 ein gewaltiger Aufschwung folgte. Seit 1871 besaß Oberösterreich sechs und seit 1872 sogar sieben Papierfabriken. Zwischen 1866 und 1871 wuchs die Zahl der Beschäftigten um 309, die Produktionsmenge um 346 und der Wert der Produktion um 250 Prozent. Vergleicht man 1866 mit 1873, so betrug der Produktionszuwachs sogar 405 und der Wertzuwachs 353 Prozent. Seit 1870 überstieg der Zuwachs der erzielten Produktionswerte zu laufenden Preisen immer mehr die Produktionsmengen. Vergleicht man den Gesamtzeitraum von 1841 bis 1871, so betrug die Zunahme der Beschäftigten 283 Prozent, der Produktionsmenge 1361 Prozent und des Produktionswertes 1678 Prozent, was einer jährlichen Zunahme der Beschäftigten um 9,1, der Produktion um 43,9 und des Produktionswertes um 54,1 Prozent entspricht (Abb. 5). Von 1841 bis 1871 wuchs die Zahl der Beschäftigten etwa um das Vierfache, wobei sich die Zahl der Männer etwa um das Dreifache, die der Frauen aber um das Neunfache vermehrte. Die Zahl der Kinder ist um ein Sechstel (auf 5) zurückgegangen. 1841 betrug die Produktivität pro Arbeiter 31,1 q im Wert von 400,6 fl., 1863 78,1 q im Werte von 1562,4 fl., 1865 erreichte sie den Höhepunkt mit 119,3 q im Werte von 2385,3 fl., während 1871 nur mehr 118,8 q im Werte von 1861 fl. produziert wurden. 1863 standen erst zwei Dampfmaschinen mit 185 PS im Einsatz, 1867 waren es bereits fünf mit 300 PS. Die Zahl der Turbinen erhöhte sich ebenfalls von zwei auf drei, die Zahl der Holländer von 38 auf 46 und die der Papierma schinen von sieben auf elf. Der Absatz der oberösterreichischen Papierindustrie ging vor allem nach Oberösterreich selbst, in das benachbarte Salzburg, aber auch nach Wien. Verglichen mit Niederösterreich und Böhmen hat Oberösterreich relativ erst spät mit der Errichtung von Maschinenpapierfabriken begonnen. Während diese in den genannten Ländern bereits in den zwanziger Jahren entstanden, wandelten 1851 Franz und Anna Haltmayr in Nettingsdorf die Stegmühle zur ersten modernen Papierfabrik Oberösterreichs um. 1852 wurde eine Dampfmaschine aufgestellt, ein Jahr später mit der Produk tion begonnen. 1853 zählte das Unternehmen 59 Beschäftigte und produzierte 1198 q im Werte von 24.000 fl. (1854). Bis 1856 verdoppelte sich die Beschäftigtenzahl. Das Produktionsprogramm umfaßte 1854 Schreib-,

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