OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

Anteil von 10,5 Prozent. Die Preislage der oberösterreichischen Braunkohle (verglichen mit der Steinkohle, die den Durchschnittspreisen angeglichen blieb) erscheint sehr günstig. Das Wachstum des Kohlenbergbaues in Oberösterreich hielt sich im Rahmen der Gesamt produktion dieser Sparte in der Monarchie, wobei trotz eines mengenmäßigen Zurückblei bens eine wesentlich höhere Wachstumsrate eintrat. Für den Gesamtzeitraum (1841 bis 1873) betrug das Wachstum des Kohlenbergbaues der Gesamtmonarchie 2382 Prozent, in Ober österreich aber 5047 Prozent, was jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 72 beziehungsweise 153 Prozent entspricht. Die Detailphasen weisen große Übereinstimmung auf. Zwischen 1841 und 1848 betrug die Wachstumsrate in Oberösterreich 27 Prozent, in der Gesamtmonarchie 8,7. Dafür trat in Oberösterreich in der nächsten Epoche von 1848 bis 1859 nur mehr eine Steigerung von jährlich 8,2 Prozent ein, in der Gesamtmonarchie aber von 20,7 Prozent. Ursache für diesen Rückgang war der stark verzögerte Beginn des Westbahnbaues, wodurch für die Braunkohle die notwendigen Transport- und Absatz möglichkeiten fehlten. 1859 bis 1862 stellte sich mit 55,7 Prozent die jährlich höchste Wachs tumsrate dieses Zeitraumes ein, in der Monarchie hingegen von nur 11,3 Prozent. Ein schwerer Rückschlag trat in den Jahren 1862 bis 1866 mit einem jährlichen Wachs tumsverlust von 6,6 Prozent ein, während in der Gesamtmonarchie noch ein Zuwachs von 1,5 Prozent zu verzeichnen war. Ursachen für den Rückgang waren die Umstellung der Westbahnstrecke zwischen Wien und Linz auf Steinkohle und der Krieg mit Preußen. Während 1865 seitens der Westbahn noch 1,984.000 q Kohle abgenommen wurden, waren es 1866 nur mehr 850.000 q. Infolge der Absatzschwierigkeiten für Salz in Böhmen bezog auch die Saline Ebensee anstelle von 195.000 q Kohle im Jahre 1865 nur mehr 115.000 q 1866. Hinzu kam die Stillegung der Graf Arco'schen Rübenzuckerfabrik in Aurolzmünster, die bisher 30.000 q jährlich kaufte^". Die Kohlenbergbaue versuchten durch Modernisierung und Rationalisierung, was sich vor allem in verminderten Beschäftigtenzahlen auswirkte, die Krise zu überwinden. Insgesamt weist die Periode von 1859 bis 1866 nur mehr eine Wachstumsrate von 14,4 Prozent auf, die damit etwas mehr als doppelt so hoch als die der übrigen Monarchie war. Die Periode von 1866 bis 1873 brachte in Oberösterreich eine Wachstumsrate von 35,1 Prozent, während diese in der Gesamtmonarchie nur 21,2 Prozent betrug. Seit 1867 nahm auch wieder die Westbahn immer mehr oberösterreichische Kohle ab, weiters niederösterreichische Industrien und die bayrischen Staatsbahnen^^. Während sich in der Gesamtmonarchie der Wert der Gesamtproduktion zu laufenden Preisen in der Regel unterhalb der sich ständig steigenden quantitativen Produktion hielt - mit Ausnahme der eigentlichen Gründerzeit nach 1870 -, lag in Oberösterreich der Produktionswert ständig darüber und hat in der letzten Periode noch eine durch die Konjunktur überhitzte Preis steigerung erfahren. Allerdings trat auch in den Krisenzeiten jeweils ein Preisverfall ein, der stärker als der Produktionsrückgang war. Die Beschäftigtenlage entwickelte sich großteils analog den Produktionsverhältnissen, wobei kurzfristige Krisen überhaupt keine Aus wirkung zeigten. Umgekehrt führte die große Depression nach 1873 nicht unmittelbar zu einem Produktionsrückgang, wohl aber zu einer Verringerung der Beschäftigten bei steigender Produktivität. Während 1851 ein Arbeiter durchschnittlich 1741 q forderte, waren es 1859 2065 q und 1862 etwa 2752 q. Die Krise von 1866, die einen starken Produktionsrückgang Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 14, Heft 3, S. 112. Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 14, Heft 2, S. 114.

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