Struktur verrät. In Garsten blieb die relativ hohe Steuerleistung der Mittelbetriebe durch die billige Zwangsarbeit der Strafanstalt gewährleistet. Große Steuerbeträge kamen weiters in dem Industriedreieck Schwanenstadt-Vöcklabruck-Gmunden auf, was vor allem der Papierindustrie zu verdanken war. Das restliche Oberösterreich, insbesondere Inn- und Mühlviertel, wies nur Kleinbetriebe mit minimaler Steuerleistung auf. Wels, das auf der Industriestandortkarte durch eine Konzentration von Betrieben hervortritt, bleibt in der Steuerleistung unbedeutend. Erwerbssteuerleistung der oberösterreichischen Industriebetriebe im Jahre 1875 (Ohne Bergbau, ärarische Betriebe und Bierbrauereien unter 25 fl. Steuerleistung) in Gulden -25 25- 50- 100- 200- 500- über 50 100 200 500 1000 1000 Stein, Erde, Ton, Glas 7 4 3 — — — Holz, Papier, Leder 12 6 5 4 2 — Textil 4 8 3 2 3 3 1 Eisen- und Metallindustrie 28 34 13 3 1 1 Chemie 6 1 — 2 1 Nahrungs- und Genußmittel 10* 43 25 18 4 1 Insgesamt 67* 96 (* Bierbrauereien unter 25 fl blieben unberücksichtigt) 49 29 11 4 2 Große Steuerleistungen erbrachten nur die Textil-, Eisen- und Metallwaren- (Waffen fabrik) sowie Nahrungs- und Genußmittelindustrien (Bierbrauereien). Die Textilindustrie weist als einzige eine ausgeglichene Struktur auf. In den übrigen Industriezweigen domi nierten die Klein- und Kleinstbetriebe. Es ist nicht immittelbare Aufgabe und Zielsetzung einer wirtschaftsgeschichtlichen Untersuchung, die soziale Lage der Arbeiterschaft miteinzubeziehen. Es sei deshalb nur darauf hingewiesen, daß in dieser kurzen Periode wechselvoller Konjunkturen und Krisen die Wirtschaft eine besonders schwere Drangzeit durchzumachen hatte, die nicht ohne Auswirkungen auf die soziale Lage der Arbeiterschaft bleiben konnte. Die Lohnreduzierung der Krisenjahre wurde in der Regel während der Konjunkturzeiten nicht wieder aufge holt. Im Konkurrenzkampf zwischen Fabrik und Kleinbetrieb, wobei anfänglich die Fa briken noch in der Minderzahl waren, kam das gedrückte Lohnniveau, das den Klein betrieben entsprach, vor allem den Fabriksbesitzern zugute. Allerdings zeigt auch die Sta tistik, daß in jenen Zweigen, wo die Gewinnchancen günstig lagen, häufig höhere Löhne bezahlt wurden. Es ist kein Zufall, daß gerade in diesen Krisenjahren die Arbeiterschaft nach Mitteln und Wegen sann, um ihre ungünstige soziale Lage zu verbessern. In den Jahren 1867 bis 1873 entstanden in Oberösterreich die ersten fünf Fachvereine, die als Vorläufer unserer heutigen Gewerkschaften gelten können. Als erster wurde im Dezember 1867 der „Fortbildungsverein der Buchdrucker und Schriftsetzer" in Linz gegründet, der sich seit Jänner 1872 „Verein der Buchdrucker und Schriftsetzer" nannte. 1872 folgte ein „Fachverein der Schuhmachergehilfen" in Linz sowie ein „Fachverein der Holzverarbeiter" in Linz, ein Jahr später ein „Fachverein der Schuhmachergehilfen" in Wels und ein „Fach verein der Kleidermachergehilfen" in Linz. Das zeitweise sehr niedrige Lohnniveau, ge-
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