OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

ein Konzentrationsprozeß auf wenige Industriezentren mit einigen Großbetrieben deutlich ablesen, während die Kleineisenindustrie und sogar mittlere Textilbetriebe weiterhin viel fach ohne Dampfkraft auskommen mußten, beziehungsweise auf Wasserkraft angewiesen blieben. Die Dampfkraft ist in Oberösterreich, wie überhaupt in der Donaumonarchie, relativ spät erst in Erscheinung getreten. Schuld daran waren die günstigen Voraussetzungen der Wasserkräfte und die kostspielige Anschaffung der ausländischen Maschinen. Im Jahr 1841 standen in Oberösterreich erst zwei Dampfmaschinen mit 12 PS im Einsatz, zehn Jahre später war die Zahl immer noch die gleiche. Bis zum Jahre 1863 erhöhte sich die Zahl der in Oberösterreich aufgestellten Dampfmaschinen auf 27 mit 251 PS. Neuaufstellung von Dampfmaschinen in Oberösterreich° In den Jahren neu aufgestellt In den Jahren neu aufgestellt Zahl PS Zahl PS 1852 1 20 1859 1 2 1854 3 20 1860 4 29 1855 1 12 1861 1 2 1856 3 27 1862 8 100 1857 2 22 1863 1 8 1858 1 3 Die Verwendung der Dampfmaschinen zeigt eine stete Verbreitung. 1852 findet sich eine 10 PS starke Dampfmaschine im Bergbau und eine 4 PS starke in der Tabakfabrik. 1863 verteilten sich die Dampfmaschinen auf folgende wichtige Industriezweige: Hammer und Walzwerke fünf mit 95 PS, Papierfabriken vier mit 28 PS, Schiffswerft zwei mit 22 PS, in Lederfabriken eine mit 20 PS und in Maschinenfabriken zwei mit 10 PS. Je eine Dampf maschine (von 2 bis zu 18 PS) besaß eine Öl-, Glanzwichs- und Mehlspeisfabrik, Bierbrauerei, Branntwein- und Spiritusfabrik, Tabak- und Hutfabrik, Bleiche, Sägemühle, Furnier schneidmühle und ein Gußstahlwerk. Die Karte der Dampfmaschinen zeigt, daß diese in erster Linie in Fabriken aufgestellt waren. Die Schwerpunkte der Verteilung der Dampf maschinen decken sich mit den wichtigsten Industriezentren. Die Karte der Erwerbssteuerleistung der Industriebetriebe Oberösterreichs im Jahre 1875 zeigt, daß die für Oberösterreich so wichtige Kleineisenindustrie in der Steuerleistung unter den niedrigsten Kategorien rangiert'. Überraschenderweise treten vor allem manche Zweige der Lebensmittelindustrie, wie zum Beispiel die Brauereien, als wichtiger Steuer träger hervor. (Die Brauerei Zipf stand an vierter Stelle unter allen oberösterreichischen Steuerträgern.) Eine Steuerleistung unter 50 fl. mußte in der vorliegenden Karte unberück sichtigt bleiben, weil sonst eine Vielfalt kleiner Brauereien das Bild verfälscht hätte. Vom Standpunkt der Steuerleistung aus gilt als wichtigstes Industriezentrum Oberösterreichs nicht Linz sondern Kleinmünchen mit seinen großen Textilfabriken, während die Stadt Linz selbst nur über Mittel- und Kleinbetriebe verfügte. Urfahr war überhaupt ein Zentrum der Kleinbetriebe. Als zweitwichtiger Steuerraum erweist sich Steyr und Garsten sowie deren Umgebung, wobei Steyr mit Ausnahme der Waffenfabrik eher eine kleinbetriebliche Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 11, Heft 2, S. 5-44. Als Quelle diente die Erwerbssteuererhebung der oö. Handelskammer aus dem Jahre 1875; gedruckt: Sta tistischer Bericht der Handels- und Gewerbekammer Oberösterreichs 1870-1875.

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