OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

Liebenau und das Geschlecht der Liebenecker Da eine ähnliche Übertragung, allerdings mit einer gewissen Abwandlung, auch beim Dorf Liebenstein erfolgt sein dürfte, liegt die Vermutung nahe, daß dieser Vorgang mit dem leider erst zu Ende des 15. Jahrhunderts in diesem Gebiet namentlich greifbaren Ge schlecht der Liebenecker in Zusammenhang gebracht werden kann. Ungefähr zur Zeit Ulrichs des Liebenauers, um 1328, taucht im heutigen Niederöster reich urkundlich ein Engelbert Liebenegger auf seinem Stammsitz der Burg Liebenegg auf. Die Vergangenheit, Herkunft sowie spätere Entwicklung dieser kleinadeligen Familie ist in Dunkel gehüllt, nur einzelne, zusammenhanglose Daten sind auffindbar. Oberhalb der Stadt Scheibbs, an der Gamingerstraße, befindet sich der Bauernhof Miesenbachdorf 10, der als „Hofstatt unter Liebegg" bezeichnet wurde^^ Ein mit Wald bedeckter Hügel liegt ober halb des Hofes, hier stand die Burg der Liebenegger, von der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts noch Überreste von Mauern, der Burgturm sowie die vom nahen Berg herab geleitete Wasserleitung zu sehen waren. Auf dem gegenüberliegenden Hügel, in der Nähe der über die Erlauf führenden steinernen Brücke war der zu Liebegg gehörige Richtplatz*^. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, nur einige Urkunden legen Zeugnis ab von diesem längst ausgestorbenen Geschlecht. So taucht 1285 Otto von Plankenstein gemeinsam mit seinem Bruder Weihard als Besitzer von Liebegg auf, er bezeichnet sich 1290 in Lilienfelder Urkunden als „von Liebegg". Sein Sohn Otto verkaufte 1333 Teile des Sitzes Liebegg in den Pfarren Gaming und Scheibbs an die Herzöge Albrecht und Otto für eine Stiftung zu Gaming. 1338 wird Liebegg nochmals urkundlich in Verbindung mit einem Streitfall er wähnt, 1349 wurde der gesamte Besitz an Herzog Albrecht II. verkauft, der den Sitz Liebegg der von ihm gestifteten Kartause Gaming schenkte. Die neuen Besitzer verwandelten auf des Herzogs Rat Liebegg und Schauersberg in einen Trümmerhaufen*^. Zu Ende des 15. Jahrhunderts taucht schließlich im unteren Mühlviertel ein gleich namiges Geschlecht auf, in der Gegend der Gemeindegrenze Liebenau-Unterweißenbach, in der sogenannten Weitenau. Ein eventueller Zusammenhang beider Geschlechter muß vorläufig eine Vermutung bleiben. Die Weitenau war Sitz der Sippe der Weitenauer, die eine der wenigen „Freien" im Weißenbacher Gebiet gewesen sein dürfte und bereits 1392 urkundlich nachweisbar ist. Der Pfarrer Karl von Weißenbach bezeugt 1392 und 139.5*®, daß der Weißenbacher Bürger Heinrich der Herzog und seine Hausfrau Anna für jede Woche fünf Messen gestiftet hatten und zum Unterhalt eines Kaplans mehrere Häuser und Grund stücke widmeten. Andreas der Weitenauer, Weichart der Richter von Weißenbach und Weichart von Weitenau traten als Siegler auf. 1417 tritt abermals ein Mitglied der Sippe, Hanns der Weytenauer auf*®, 1427, 1429 und 1433 ein Caspar der Weitenauer*'. 1453 stirbt Elisabeth, eine geborene Weitenauer, als Gattin eines Stetheimers, ihr roter Marmorgrabstein befindet sich in der Pfarrkirche Arbing vor dem Hochaltar. Das Wallseer Urbar von 1449 detailliert den gesamten Besitz der Weitenauer, genannt sind die Brüder Jörg und Steffan zu Weitenau als Besitzer von sechs Gütern, die leider nicht angeführt sind, sowie der Hälfte des sogenannten Überlandes, der Stadlpeunt zu Weißen- *® Mitteilung Ing. Emmerich Bürbaumer, Vermessungsamt Scheibbs. *® Becker M. A., Der Ötscher und sein Gebiet. 1859. Band II, S. 64 ff. ** Ebda. *® Pfarrarchiv Unterweißenbach. *° Landesarchiv Linz, Stadtarchiv Freistadt, Urkunden Nr. 730. *' Ebda., Nr. 1471, 1112.

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