Liebenau — Liebenecker Eine namensgeschichtliche Studie Von Anton Mitmannsgruber Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Besuch des oberösterreichischen Landesmuseums in Linz zu einem einschneidenden Erlebnis, das mich zeitlebens immer wieder beschäftigte. Auf einem Gang des Museums entdeckte ich eine alte Landkarte, später erfuhr ich, daß es die Landkarte von Oberösterreich des Georg Matthäus Vischer aus dem Jahre 1667 war^. Ich suchte sofort meinen Heimatort und fand Liebenau mit einem Glasbecher - hinweisend auf die zahlreichen Glashütten in und um Liebenau - und einer großen Wallanlage versehen. Südlich davon war nochmals der Name Liebenau als nach trägliche Ergänzung eingezeichnet, die anfangs ganz unerklärlich schien. Erst in den fünfziger Jahren, anläßlich der Arbeit an den zwei Bänden zur Geschichte von Liebenau^, kristallisierte sich dieses letztere, offensichtlich als Flurname gebräuchliche Liebenau als vermuteter Ursprung des späteren Ortes Liebenau heraus. Die Ortsbezeichnung Liebenau, im Volksmund als „Liamau" und „Liamstoa" und die Benennung der Bewohner als „Liamaua" und „Liamstoana" weisen auf die älteste Flurbezeichnung hin, die entweder von einem Personennamen mit dem altdeutschen Stamm „Leuba" herzuleiten ist - Au des Lieba, Liebmann - oder eine gewöhnliche Flurbenennung darstellt, also einfach eine liebe (= schöne) Au bezeichnet. In der um die Jahrhundertwende angelegten Pfarrchronik von Liebenau scheint bei der Zitierung des für das Kloster Krems münster 1179 von Herzog Leopold aufgestellten Konfirmationsbriefes ein Otto Comes de Libenau als Zeuge auf. Hiebei handelt es sich jedoch um einen Lesefehler, um Lebenau®. Konrad Schiffmann leitet in seinem „Historischen Ortsnamenlexikon" Liebenau von dem Personennamen „lieb" ab, der die Wurzel für viele Namen wie Liebher, Liebknecht, Lieb kind, Liebhart usw. bildet^. Nicht selten gehen Ortsnamen auf den Gründer bzw. ersten Ansiedler aus der Rodungszeit zurück. Die Namensübertragung von der Flur auf den Ort Der Name „Liebenau" erscheint zum ersten Mal in einer am 15. August 1318 vermut lich in Linz ausgestellten Urkunde®, in der unter den angeführten Zeugen ein „Ulrich der Liebnawer" genannt wird. Die Familiennamen in diesem Bereich entstanden im späteren Mittelalter. Vor allem in der Anfangszeit in Nachahmung der Adelsnamen war die Her kunft von einem bestimmten Ort Anlaß für die Bildung des Zunamens. Nur freien Leuten war die Abwanderung gestattet, und bei diesen wurde es zur Gepflogenheit, den Herkunfts namen als Familiennamen zu gebrauchen. So gab es 1290 einen Hermann von Weißenbach®, Vischer Georgius, Archiducatus Austriae superioris geographica descriptio facta anno 1667. " Mitmannsgruloer Anton, Liebenau. Ein Beitrag zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des unteren Mühl viertels. Unter Mitarbeit von Fr. Hausmann. Liebenau 1952. Ders., Liebenau - seine Höfe und Häuser. Quellen und Erläuterungen zur Siedlungs-, Wirtschafts- und Familiengeschichte einer bäuerlichen Gemeinde des unteren Mühlviertels. Unter Mitarbeit von Fr. Haus mann. Liebenau 1961. ® Pfarrchronik Liebenau, Einleitung. * Schiffmann Konrad, Historisches Ortsnamenlexikon von Oberösterreich. Band 2, Linz 1935, S. 130 imd 144, Ergänzungsband 1940, S. 313. ® Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Band V, S. 223, Nr. 230. Siehe auch Mitmannsgruber, Liebenau, Band II, S. 553 ff. ° Urkundenbuch, Band VI, S. 142.
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