eigenen Vortrag weiten ELreisen des Innviertels zugänglich zu machen. Dem Chorregenten aus Reichersberg war dabei weder am Ruhme eines großen Musikers gelegen, noch harrte er auf einen Verleger seiner Schöpfungen. Zöhrer schrieb die Lieder selbst oftmals ab. So gelangten Text und Melodie bald von Hand zu Hand, von Spielmann zu Spielmann, von Dorf zu Dorf, wofür einige in Zöhrers Nachlaß erhaltene Abschriften von Notenblättern Zeugnis geben. In Johann Engls Stelzhamerbiographie lesen wir folgende Zeilen über die Verbreitung der ersten Lieder: „Sie fanden abschriftlich von Hand zu Hand rasche Verbreitung im Innkreise, ihre Gesangsweisen durch Zöhrer, den Conventual des Stiftes Reichersberg, einen Freund des Dichters, und alsbald sangen selbe die ,Buema', in den heimatlichen Dörfern'." Denken wir auch an die vielen, allerdings erst in späteren Jahren entstandenen Lieder und Gedichte Zöhrers, seine „Kripplgsangl" und „Kripplgspiel", die auf Zetteln, in Heftchen und dgl. geschrieben, im Innviertier Volk kursierten. Als Fellöcker 1877 Zöhrer riet, seine Dialektdichtungen drucken zu lassen, antwortete ihm dieser: „Lachen muß ich immer, so oft von Drucklegung meines Gereimes die Rede ist. Denn die meisten dieser Dinge hab' ich ohnehin schon so vielmal abgeschrieben, daß eine Ver öffentlichung und Vervielfältigung durch den Druck ganz überflüssig ist®." Als erstes Gedicht Stelzhamers vertonte Zöhrer den aus zwei Teilen bestehenden „Dauba", der wohl im Sommer 1833 seine Flügel erhalten haben mußte. Der Liederbogen spannt sich weit über „D' Stern", die am 16. 8. 1833 niedergeschrieben wurden, „Da Prohlhans" (16. 6. 1836), „Da Mansüchtö" (6. 7. 1836), „D' Ausröd", „Mein Müederl" (1837), „Gueda Rath" (Nov. 1837), „'s Heumahda Gsang", „Ans Innviertier Volk", „Dar Ungsöngtö" (9. 10. 1837), „I. Kaisagsang", „II. Kaisagsang" (3. 11. 1838) und „'s Gsangl bon Dengeln" (5. 11. 1838). Vor dem Scheiden aus Reichersberg in die Pittener Mark setzte Zöhrer am 16. 2. 1841 das Gedicht „Ans Innviertier Volk" ein zweites Mal in Musik®. Die Melodien der ersten Stelzhamerlieder wurden von Zöhrer anfanglich nicht genau festgelegt, sondern einige Zeit hindurch „ausprobiert", dann erst niedergeschrieben. So erwähnt zum Beispiel Stelzhamer in seinem ersten Gedichtband die Lieder „Da Prohlhans" und „'S Müederl" im Vorwort, welches das Datum Mai 1836 trägt, während diese erst im Juni 1836 bzw. 1837 von Zöhrer auf Notenpapier kamen. Über die Melodien zu den eigenen Gedichten schrieb Zöhrer in einer späteren Periode, daß er sie vielfach erst dann ins reine geschrieben habe, wenn sie durch oftmaligen vorherigen Gesang schon zurechtgemacht worden seien'". Was den Text der Gedichte Stelzhamers betrifft, so ging Zöhrer ziemlich frei damit um. Er änderte Wörter, Zeilen und schob manchmal sogar eine selbstgedichtete Strophe ein. Dies war dem Sinn der Gedichte keineswegs zuträglich, dürfte aber den Sängern kaum aufgefallen sein, die ja ursprünglich die Texte nur durch Zöhrer kennengelernt hatten. Wie sehr Zöhrer dabei Priester und Seelenhirte war, der die Texte prüfte und alle Stellen, die sich mit seinem Stand nicht vereinen ließen, umging oder ausmerzte, zeigt das Gedicht „D' Stern", in dem er die ersten vier Zeilen der fünften Strophe und die letzten vier Verse ' Johann Engl, Ev., Franz Stelzhamer, Wien 1874, S. 7. ' Eduard Zöhrers Brief an Fellöcker vom 22. 6. 1877. In: F. Sigmund Fellöcker, Zöhrer's Biographisches, Stiftsbibhothek Kremsmünster. " Vgl. dazu: Horst Lerch, „Eduard Zöhrer, der Komponist der Stelzhamerlieder", Diss. phil. Fak., Wien 1966. Eduard Zöhrer, Brief an Fellöcker vom 13. 10. 1879. In: P. Sigmund Fellöcker, Zöhrer's Biographisches, Stiftsbibliothek Kremsmünster.
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