Krankheit und allmählichen Genesung, traf in immer stärker werdenden Maße auch die innere Berechtigung seines jetzigen Beinamens zu, bedingt durch den Inhalt des weitaus größten Teiles seiner Lieder, Gedichte und Spiele. Den Beinamen „Sternsinga" erhielt im erstgenannten Sinne auch der Mitbruder Zöhrers, Hieronymus Klaftenberger, der ihm auf vielen Fahrten ein treuer Begleiter war. Pater Hieronymus, am 30. 12. 1808 in Wr. Neustadt geboren, trat am 1. 9. 1833 ins Stift am Inn ein. Während der Jahre 1834 bis 1837 war er zum Kooperator in Ort bei Reichersberg bestellt, von 1837 bis 1841 waltete er als Küchenmeister des Stiftes. Er wird von mittlerer Statur, rüstigem Körperbau und einfacher Lebensweise geschildert und erreichte das hohe Alter von 86 Jahren®. Zöhrer gibt uns selbst Auskunft darüber, daß keine Sternsingerlieder, Lieder von den Hl. Drei Königen oder irgendwelche Kirchenlieder gesungen wurden, die jenem Beinamen der beiden Priester in vollem Umfange gerecht geworden wären, sondern Lieder weltlichen Inhaltes, nämlich die eigenen Vertonungen der ersten Mundartgedichte Stelzhamers. „Damals, als mir und meinem Mitbruder Hieronymus Klaftenberger dieser Titel bei gelegt wurde, habe ich derlei Liedl nicht gesungen. Aber wir wurden überall hin geladen, wo Liederfreunde sich zusammenfanden, z. B. bei Knödlinstallationen. Und es wurden besonders gerne gehört die Stelzhamer'schen. Das oftmalige Herumreisen des Singens halber hat uns diesen Titel erworben, vorzüglich seit wir bei einer Hochzeit zu Pram im Pfarrhof vor sicher 40 Jahren gesungen®." Da Eduard Zöhrer diese aufschlußreichen Zeilen 1879 an den von ihm hochgeschätzten Prior des Stiftes Kremsmünster S. Fellöcker sandte, läßt sich mit Bestimmtheit jene Zeit erschließen, während der die beiden Priester als „Sternsinger" bekannt wurden und die Stelzhamerlieder erstmals in die Öffentlichkeit gelangten, eben jene Zeitspanne von 1833, dem Entstehungsjahr des ersten Liedes „Der Dauba", bis 1841, dem Jahr der Versetzung Zöhrers nach Edlitz und Klaftenbergers nach Pitten in Niederösterreich. An jenem Tage, da in Pram eine große Bauernhochzeit gefeiert wurde, stand neben Zöhrer noch ein weiterer Priester und Sänger, Michael Lengauer. Er stellte damals, als Kooperator des Ortes bereitwillig den Pfarrsaal zur Verfügung, in welchem das Priestertrio seine Lieder anstimmte. Man fand sich im Pfarrsaal zusammen, denn es schickte sich für einen Priester nicht, wie Zöhrer in seinem Gedicht „Da größt Gwinn«" betont, im Dorf wirtshaus zu singen: „In Wirtshaus singer is für mi nöt schicksam, meinö Leutl!" Lengauer war Absolvent des Linzer Priesterseminars und seit jener Zeit ein Freund Stelzhamers, dessen Jahrgangskollege er gewesen war. Als Stelzhamer in Passau in größte finanzielle Not geraten war und ihm überdies die Drucklegung seiner ersten Gedichte vor Augen schwebte, wandte er sich hilfesuchend um Rat an seinen Freund in Pram. Lengauer antwortete ihm am 9. 12. 1835 folgendes: „Ich weiß Deine gegenwärtige Lage, wie Du sie schilderst, Zug für Zug zu beurteilen, — aber helfen allein, helfen kann ich Dir nicht! — aber raten würde ich Dir, und zwar so 3 Gerhoch Weiß, Katalog der reg. lat. Chorherren des Stiftes Reichersberg am Inn, Linz 1945, S. 10 f ■' Eduard Zöhrer, Brief an Fellöcker vom 13. 10. 1879. In: F. Sigmund Fellöcker, Zöhrer's Biographisches, Stiftsbibhothek Kremsmünster. 6 f . Eduard Zöhrer, „Da größt Gwinn". In: P. Sigmund Fellöcker, Kripplgsangl und Kripplspiel in der oberösterreichischen Volksmundart, Bd. 5, Linz 1884, S. 66.
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