Die Verbreitung der ersten Stelzhamerlieder Von Horst Lerch Lang ist die Reihe jener Komponisten, die sich die Werke des großen oberösterreichi schen Mundartdichters Franz Stelzhamer zur Textgrundlage ihres musikalischen Schaffens gemacht haben. Wir denken an bekannte Namen wie Schnopfhagen, Müller, Vergeiner, Kienzl, Neuhofer und viele andere. Ganz vorne an der Spitze dieser Reihe aber steht ein Musiker, der sich nicht nur als Vertoner größte Verdienste um Stelzhamer erworben hat, sondern gleichzeitig auch für die Verbreitung der Lieder sorgte und somit als erster dem Namen des Dichters zu frühem Ruhme verhalf. Es ist dies der Augustiner Chorherr Eduard Zöhrer^. Aus dem oberen Mühlviertel kommend, trat der neunzehnjährige Zöhrer am 13. Sep tember 1829 in das am östlichen Ufer des Inn liegende Stift Reichersberg ein. Er wirkte dort wie in den dem Stifte obliegenden Pfarreien Edlitz und Thernberg in Niederösterreich und in St. Lambrechten im Innviertel, unweit des Klosters, bis zu seinem Todesjahr 1885. In dieser langen Lebensspanne machte sich Eduard Zöhrer in dreifacher Weise verdient, nämlich als Musiker, als Dichter und - beides in den Dienst des dritten stellend - als Priester. Der junge Zöhrer, der seinen ersten Seelsorgedienst von 1834 bis 1841 im Stifte am Inn als Regens chori versah, hatte während der vorangegangenen Studienzeit im Linzer Priester seminar (1831-1834) als erster Stelzhamers Mundartgedichte kennengelernt. Er vertonte die im Innviertier Dialekt verfaßten Verse, brachte sie selbst zum Vortrag und versuchte, mit diesen Liedern einen Gegenpol zu den oft allzuderben Schnadahüpfln, Gstanzln und Wirtshausg'sangln zu schaffen, die dem Priester ganz und gar mißfielen. Damit setzte die erste bedeutsame Welle der Verbreitung von Stelzhamerliedern und damit auch von Ge dichten des zu jener Zeit noch unbekannten Dichters aus Piesenham ein und begann hinaus zurollen in die Weite des Innviertels. Bei der ihm anvertrauten Pfarrjugend in und um Reichersberg wurde der Mühlviertler Zöhrer durch seine lebensfrohe Wesensart schnell beliebt. Die ersten Kontakte mit den jungen Menschen fand er am Chor der Stiftskirche. Doch Zöhrer sah seinen priesterlichen Wirkungsbereich nicht durch die Klostermauern begrenzt. Wenn sich fröhliche Menschen zu einer Feier außerhalb der Kirche zusammenfanden, ging der sangesfreudige Priester, den ersten Einladungen folgend, hinaus und trug mit Zither oder Gitarre und einer klangvollen Baritonstimme zum Programm bei. Wenn Zöhrer mit dabei war, sei es bei einer Hochzeit, einer Priesterinstallation, irgendeiner Jubiläumsfeier oder einer nur im Innviertel bekannten und beliebten Knödelinstallation und ähnlichen Anlässen, so sorgte er stets für Humor und Heiterkeit, ohne dabei seiner Priesterwürde Abbruch zu tun. Wegen des oftmaligen Herum fahrens in die Ortschaften des unteren Innviertels, wie zum Beispiel nach St. Lambrechten, Ort, Mörschwang, Altschwendt, St. Martin, Riedau, Pram usw., bekam der singende Priester bald den originellen Beinamen „Sternsinga", wobei zu dieser Zeit, in den Jahren 1834 bis 1841, nur die äußeren Merkmale eines Sternsingers, das Herumwandern und Singen nämlich, auf Zöhrer zutrafen. Der junge Chorherr brachte damals noch keine Weihnachts-, Hirten oder Dreikönigslieder zum Vortrag, von denen er in späteren Jahren eine große Anzahl selbst komponierte und auch den Text dazu schrieb. Erst ab 1849, dem Jahr seiner schweren ^ Horst Lerch, Eduard Zöhrers persönliche Beziehungen zu Franz Stelzhamer. OÖ. Heimatblätter, Jg. 25. 1971, Heft 1/2, 41 ff.
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