Abschließend erwähnt Gallas noch einige Äußerungen der aufgebrachten evangeli schen Stadtbewohner: „Wolf Händl ein reicher burgers Sohne von Adl, Zu bestettigung diser verniuettlich(en) Gorrespondenz außgeben: Es solle der gemeine Man sich nur fein Stillschweigendt erzeigen, vnd keine bese Reden ausgeben, Damit der Bayr nit Vrsach habe, mehrers Volck einzelegen, sonder sich nur ein clains gedulden: sie wollen das izige eingelegte Volck gar bald wider hinauß bringen. Wider die Geistliche herrn, Praelaten vnd alle Geistliche auch andere Catholische seindt gemeine Reden, d(a)ß man ihnen mit niederschiesßen vnd heimblich Vberfahln troet. Wie dann ein Mitburg(er) im Ensdorff so ein Zweckschmidt ist, Ernst genant, gar Neulich ausgeben, Es mechte nit lang anstehen, d(a)ß in der burgerschafft ein auffstandt werde sein, Alßdann solle die Jenig, welche es izo mit Dem Bayrisch Volck halten, die ersten sein, die hergenumen werden solten." Herzog Maximilian beauftragte mit Schreiben vom 27. August 1620 Georg Siegmund von Bamberg „wegen der Burgerschaft zu Steyr ausgossnen vngebürlichen hochsträfflichen Reden mehrere Erfahrung einzuziehen vnnd annders mehr Zethuen^®". Dieser Bericht und wahrscheinlich noch weitere Klagen über die Steyrer Protestanten haben wohl wesentlich dazu beigetragen, daß die Stadt übermäßige Truppeneinquartie rungen hinnehmen mußte. Am 12. Oktober wurden zwar die sieben Fähnlein vom Regiment Anhalt aus Steyr abgezogen, aber schon einige Tage später trafen Oberstleutnant Jakob Schedl (Schödl) und Hauptmann Andre Gottfrid (Gottfredis) mit zwei Kompanien^® Fußvolk vom Marteinischen Regiment in der Eisenstadt ein*'. Nach seiner Ankunft wollte Schedl die großen, der Stadt gehörigen Geschütze auf dem Stadtplatz probeweise abfeuern lassen. Doch „wegen allerlei gefahr so darauß entstehen mechte", ließ er über Ersuchen des Stadtrichters und des Ratsherrn Himmelperger von seinem Vorhaben ab. Im Jänner 1621 forderte er von der Stadt einen Betrag von 600 Gulden. Da in der Stadtkasse kein Geld zur Verfügung stand, mußten die Mitglieder des Rates diese Summe aufbringen. Auch das Futter für die Pferde war kaum mehr aufzutreiben, da Ende Dezember 1620 noch 50 Reiter unter dem „herberstorfferischen Reiter Leutnant" Alexander Depois nach Steyr verlegt worden waren*®. Am 18. Februar 1621 wurden Fußvolk und Reiter nach Böhmen und weiter in die Pfalz in Marsch gesetzt. Doch bereits am nächsten Tage kamen aus Preßburg die sieben anhaltischen Fähnlein wieder zurück nach Steyr und verblieben hier bis zum 8. Juni**. Um die Einquartierungskosten teilweise decken zu können, beschloß am 4. März der Rat, von der Bürgerschaft, die ohnehin für die Verpflegung der in Privathäusern einquar tierten Soldadeska größtenteils aufzukommen hatte, noch zusätzlich Geldleistungen zu fordern®». Vom 7. August 1620 bis 8. Juni 1621 kostete die Beherbergung der bayrischen Truppen der Stadt Steyr 6979 fl. 6 s 22 d, der Bürgerschaft aber 14.646 fl. 7 s 26 d, zusammen 21.626 fl. 6 s 18 d®*. ** OÖ. Landesarchiv, Linz, Herrschaft Steyr, Schachtel 110, Nr. 3, IIIA. Kompanie; Im 17. Jahrhundert eingeführte Bezeichnung für Fähnlein. E. Bayer, Wörterbuch zur Geschichte, Stuttgart 1965, S. 133. *' St.A., Hauptpartikular 1625. - Schiffmann, Lindner, Annalen, S. 379. E. Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 23, S. 11. - St.A., Hauptpartikular 1625. *' St.A., Hauptpartikular 1625. E. Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 23, S. 11. Einquartierungskosten lt. Hauptpartikular 1625: 7 Anhalt. Fähnlein imd 2 Kompanien v. Marteinischen Regiment: Stadt Steyr: 1070 fl. 1 s 26 d, Bürgerschaft: 3789 fl. 7 s 2 d; 50 Reiter A. Depois: Stadt Steyr:
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