Nach einem „Hauptpartikular" des Magistrates Steyr aus dem Jahre 1625^» trafen schon am 5. August einige Fähnlein vom Regiment^! Anhalt in Steyr ein. Am 17. August war nach Zetl „die Statt Steyr mit 7ben Fahnen Fuessvolckh besezt". Dieses „anhaltisch volckh", vorwiegend Franzosen und Niederländer, stand unter dem Kommando des „Obristen Wachtmeisters" Matthias Gallas^^. Für Steyr war diese Besatzungstruppe eine überaus schwere Belastung. Bestand doch ein Fähnlein aus „1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 1 Fähn rich, 1 Feldwebel, 2 Führern, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 1 Gefreiten-Gorporal, 12 Corporalen erster und zweiter Klasse, 20 Gefreiten, 2 Tambours oder Pfeifern und circa 300 Knechten*'". Bürgermeister Joachim Händl und die Ratsherren hatten nun vollauf zu tun mit der Einquartierung und Versorgung der Mannschaft, Unterbringung der Truppenpferde, mit der Beschaffung von Heu und Stroh und mit der Versorgung kranker Soldaten. Von der Bürgerschaft wurde die Ablieferung sämtlicher Waffen gefordert. In erster Linie aber war die Stadtverwaltung bestrebt, eine „Ringerung" des Militärs, das durch „Mord, Plündern und Rauben" die Bevölkerung in Angst und Schrecken ver setzte, zu erreichen. Sie richtete daher Gesuche an Herzog Maximilian, an die Nieder österreichische Kammer, an den Landeshauptmann und an Oberst Mortaigne in Linz, dem man als „Praesent" 12 oder 13 Eimer Wein in Aussicht stellte**. Allein die von Steyr eingebrachten Supplikationen fanden bei den angeführten Be hörden kein Gehör. Hatte doch „Capitan" Matthias Gallus (Gallas) bald nach seinem Eintreffen in der Eisenstadt dem Herzog über die „Schmachliche Straffmessige nachreden der Vngezimbten Burgerschafft vnd gemein Zu Steyr" einen ausführlichen Bericht übersandt. Einleitend weist Gallus hin auf die von den Prädikanten „auff offner Kanzl" getanen Schmähungen wider Papst, Kaiser und Herzog. Der „gemeine Mann" bezeichne den Kaiser als „blinden Narren", als Tyrannen, den man „mit dem Hindern huldigen" möge. „Ohne Scheüch" beschimpfen die Leute die Soldaten als „Sau-Bayern". N. Kirchfelder, ein An hänger Luthers, habe zu einem katholischen Bürger, der ihn wegen der „so ergerlichen nachredt" über Papst und Kaiser zur Rede gestellt hatte, gesagt, er solle ihm und dem Bayernfürsten das „gsösß Küssen". Der „Landschaft Hauptmann" Wurmbrant sagte, daß er Riemen aus den „Schweinen" des Bayernfürsten schneiden lasse. Hauptmann Georg Fuchs unterhalte zrnn Rat und zur Bürgerschaft „heimbliche Corespondenz mitt Stättem (stetem) ab vnd Zuereitten". Auch ihre Soldaten hätten die genannten Offiziere nicht abgedankt, damit sie das „Bayrisch Volck Zu Steyr haimblich vberfallen vnd hinauß schlagen" könnten. ** St.A., Fasz. Rohr- und Büchsenhandlung, K. IV, L. 15, Nr. 82 b—3889: „Haubt Particular vnd verzaichnus was vom 5. August des 1620. bis auf Pfingsten dises 625. Jars in 4 Jarn vnd Nein Monaten für Kriegsvolkh Zu Roß vnd Fueß / vnd wie lang ain iede derselben Compagnia zu Steyr sowol in der Guarnison als auch auf den Mustervnd abdankhbläzen gelegen, was gmainer Statt Steyr in werunder Zeit in abfierung der anhal tischen Soldaten nach Preßpurg, wie auch an weckhgenumbnen Roß vnd Wägen, dann vmb entrichte Fueren vnd Habern, Hey vnd Stroy dargebner Ristungen vnd Munition wie auch geben der Wachtstuben Wachtholz vnd Kerzenraichung der Seruitien / Verehrungen vnd dann notwendiger Freyhaltung viller fürnemer Herrn, Höchen- vnd nidern beuelchshabern / vnd durchgeraister Personen auferloffen vnd was lestlichen dises Kriegsuolckh bey der Burgerschafft alda Zu Steyr verzört vnd bis dato vnbezalter anstehen lassen." ** Zu Anfang des Dreißigjährigen Krieges gehörten zu einem Regiment 10, manchmal auch nur 5 Fähnlein zu je 300 Mann, zum Regimentsstab „der Obrist, der Obristelieutnant, der Obristwachtmeister, der Caplan, der Regiments Quartiermeister, der Regiments Schultheiß, der Profos cum suis (mit seinen Leuten: Tra banten, Diener), der Stockmeister, die Steckenknechte und die Nachrichter ( = Scharfrichter)". A. v. Wrede, Geschichte der K.u.K. Wehrmacht. Wien, 1898, Band I, S. 33. *' Edlbacher, Zetl, Chronik, S. 22. *' A. V. Wrede, K. u. K. Wehrmacht, S. 33. •* E. Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 23, S. 9 f.
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