wollen, Welche Zu Lynz, Ennß vnd inn Österreich mit dieser Statt correspondiern, die sollen auch dessen erindert werden, damit sie die brieflF obgemelten Furierschüzen Zueschicken mügen." Diese bedeutsame Denkschrift, die zeigt, wie sich eine Stadt in der Zeit des Dreißig jährigen Krieges auf eine Belagerung vorbereitete, schließt mit dem Hinweis: „Was die Beuestigung von außen herum betrifft, solle nach vnd nach folgen®''." Es läßt sich nicht feststellen, ob alle im Memorial vermerkten Anordnungen, deren Durchführung Hauptmann Wurmbrandt zu überwachen hatte, auch befolgt wurden. Nur Lindner berichtet, daß man die Zugänge zu den Stadttoren mit zugespitzten Pfählen sperrte und beim Ägidiustor (Gilgentor) eine turmähnliche Verteidigungsanlage errichtete, die spottweise von den Leuten als Taubenschlag bezeichnet wurde®®. Neben dem Ausbau der Fortifikation betrieben die Hauptleute eifrig die Ausbildung des Kriegsvolkes, organisierten eine Reiterei und verstärkten die Wachen®^. Doch alle An strengungen, die der Stadt Steyr enorme Kosten verursachten, waren völlig umsonst. „Ess hat aber alles nichts geholfen", meint Zetl, „der Bayrfürst ist gleichwohl in das Landt Kom men®®". Bekanntlich kam Herzog Maximilian von Bayern (1597-1651) mit dem Ligaheer im Sommer 1620 Kaiser Ferdinand zu Hilfe®®, der ihm zur Deckung der Kriegskosten das Land ob der Enns verpfändete®'. Am 25. Juli rückten unter dem Oberkommando des Generalleutnants Johann Tserclaes Freiherr von Tilly 24.000 Mann des bayrischen Heeres in Oberösterreich ein®®, ohne auf größeren Widerstand zu stoßen. Die Landstände verfugten nur über „4 einschichtige Compania zu Roß, 424 Pferde, 6 Fändl Fußvolk 1800 Mann, Schifers Fähndl 1000 Mann, Oberst Haager 200 Mann, 2 absonderliche Fähndl 400 Mann, Landvolk unter die Fähndl gericht 900 Mann". Herzog Maximilian hielt am 4. August in Linz seinen Einzug, besetzte das Schloß, erzwang die Herausgabe der Konfoderationsurkunde und verlangte im Namen des Kaisers von den Ständen die Huldigung®'. Nachdem er die Verwaltung des Landes ob der Enns Graf Adam von Herberstorf übertragen hatte, zog er mit der Hauptmasse seiner Trup pen nach Niederösterreich und dann gemeinsam mit Buquoy nach Böhmen. Vor Prag, am Weißen Berge, siegten im November die Kaiserlichen über den Winterkönig Friedrich von der Pfalz. Nach Steyr kamen die ersten bayrischen Soldaten Anfang August. Damit begann für die Eisenstadt die lange und harte Zeit der Truppeneinquartierungen. Dazu gesellten sich Lebensmittelmangel, Inflation und 1624 die strengen gegenreformatorischen Maßnahmen des Statthalters Herberstorf. ®® Aufzeichnungen über die außerhalb der Stadt errichteten Befestigungsanlagen sind nicht mehr vorhanden. '® Schiffmann, Lindner, Annalen, S. 353 f.: „Unde aliquis per risum eandem turrim commune columbarium pro omnis generis columbis domesticis et silvestribus appellarunt." ®^ E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 23, 1962, S. 6 ff. ®® Edlbacher, Zetl, Chronik, S. 22. ®° B. Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte. Band 2, 1955, S. 136. ®' H. Sturmberger, Oberösterreich in der Geschichte. In: „Oberösterreich", Kulturzeitschrift, Jg. 18, Heft 2, 1968/69, S. 8. ®' Nach Pirchegger sollen es 30.000 Mann gewesen sein. Mayer-Kaindl-Pirchegger, Geschichte und Kultur leben Österreichs von 1493—1792, S. 92. ®° H. Sturmberger, Georg Erasmus Tschernembl. Linz 1953, S. 331.
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