haltung derjenigen Burger, welche sich alss Soldaten haben gebrauchen müessen lassen, alle Wochen Ich Zetl ingleichen 15 kr. anschlag geben müessen, welchess ein ganzes Jahr gewehrt, mann hat von denen Burgern, welche geschribne Zetlen gehebt, ain Fähndl Sol daten aufgricht. War Haubtmann Herr Caspar Reinhard, Herr Hannss Heimus Nadler in Steyrdorff Leutenandt, welcher Commandierte, Fendrich Herr Wolff Schwindtenhamber, Sie seind alle Tag nach Soldaten gebrauch mit Drombl vnd Pfeiffen die Wacht auf vnd abgezogen, in disser rebellion haben wür Catholische Burger grosse Verfolgung erlitten, Ess haben sich die Herrn von Steyr starkh müessen gebrauchen lassen, mit auflauffung grosser Vncosten'." Auch der Lateinschulmeister Wolfgang Lindner berichtet in seinen Annalen' über diese Rekrutierungen. Er hebt hervor, daß sich die ausgelosten Bürger als Helden dünkten und die den Fähnlein vorgesetzten Hauptleute und Fähnriche in pompösen Uniformen, geschmückt mit Helmbusch und ausgerüstet mit Spießen, einherschritten. Ja, Wolfg. Schwintenhamer habe sogar ein Wams getragen, das in Italien angefertigt worden war®. Im Laufe der Zeit waren die Wehranlagen der Stadt teilweise stark in Verfall geraten^". Am 14. Juni beauftragte daher der Rat den Stadtrichter und die zur „Artillerie Verord neten", an den Wehren und Türmen, vor allem beim Heberischen Haus^S «die Nöttigern Mengl" beseitigen zu lassen^®. Für den „erford(er)ten eilendten Nottfall" erließ der Hauptmann des Traunviertels Freiherr Karl von Jörger aus seinem Hauptquartier in Windischgarsten"^® eine „Ordnung", die in Steyr dem Stadtobristen und den Hauptleuten zur Kenntnis gebracht wurde^^. Der Stadtrichter erhielt den Auftrag, Pulvervorräte anlegen zu lassen^®. Zur pünktlichen Ein haltung der Sperrzeiten („Spör") wurden die Stadttore mit verläßlichen „Torwartin" besetzt Am 28. Oktober reisten Bürgermeister Joachim Händl sowie die Ratsbürger Thalhamber und Iglseder nach Linz, um die gegen den Kaiser gerichtete Konföderation, die schon am 16. August obderennsische Gesandte in Prag beschworen hatten®', zu unterschrei ben und mit dem Siegel der Stadt Steyr zu fertigen®®. ' Edlbacher, Zetl, Chronik, S. 17. ® K. Schiffmann, Die Annalen (1590-1622) des Wolfgang Lindner. Archiv für die Geschichte der Diözese Linz. VI. und VII. Jahrgang, Linz 1910. ° Schiffmann, Lindner, Annalen, S. 347. Über den Hauptmann in Ennsdorf sagt Lindner: „Ensdorfianorum capitaneus anteibat Adamus Dirnperger similiter ex senatu; hic prae ebrietate vix, ubi pedem sisteret, sciebat." Valentin Preuenhueber beendet mit dem Jahre 1618 seine Stadtgeschichte (Annales Styrenses, Nürnberg 1740), „weil es", wie er auf Seite 358 schreibt, „doch sicherer ist, alte Geschichte aufzeichnen, als neue, gegen wärtige Händel beschreiben". ®® Im Jahre 1596 zum Beispiel waren in Steyrdorf die Schießlucken der Stadtmauer mit Unrat verlegt. Vor derselben häufte sich der Unrat, so daß sie leicht erstiegen werden konnte. St.A., Rp. v. 25. 11. 1596, S. 522. ®® Heute Haus Handel-Mazzetti-Promenade Nr. 3. Das Haus besaß im 16. Jahrhundert der Stadtschreiber Melchior Häher (Höber, Heber) von Wolfsegg. I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Disser tation, Innsbruck 1950, Maschinschrift, Band 2, Nr. 106. ®® St.A., Rp. V. 14. 6. 1619, Fol. 108. ®® F. X. Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns, Band 2, Linz 1847, S. 356. E. Baumgartinger, Die Herr schaft Scharnstein bis zum Jahre 1625. Heimatgaue, 5. Jg., 1924, S. 274. ®® St.A., Rp. V. 8. 7. 1619, Fol. 123. 1® St.A., Rp. V. 19. 6. 1619, Fol. III. ®° So tvurde dem in der Pfarrgasse wohnhaften Meistersinger und Bortenschlager Nikolaus Lindtwurm die „Spör" beim Gilgentor befohlen. St.A., Rp. v. 26. 7. 1619, Fol. 138. ®' K. Eder, Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525-1602, Linz 1936, S. 415. ®® St.A., Rp. V. 25. 10. 1619, Fol. 388.
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