Gleich, der Kapellknaben bei Bürgermeister Anthon Eckhardt (wo dann, ebenso wie bei Sigmund Mayr, auch türkische Gesandte wohnten) nachweisbar^i®. Völlig verschont von der Seuche blieb der Hof nicht. Soranzo schreibt noch am 8. November, daß in der vergangenen Woche zwei Diener des Palastes an der Pest gestorben sindi^*. Es ist anzunehmen, daß der kaiserliche Musiker Antoni Masto eines der Opfer war; das alte Linzer Archivverzeichnis nennt dessen Nachlaßinventar vom 27. No vember 1613^1®. Noch Ende November heißt es, daß die Pest noch zu spüren ist, „ehe causa, ehe l'imperatore sta nel suo palazzo, ehe e posto sopra un monie, ritiratissimo. Li ministri et servitori di S. Maestä si sono per la maggior parte rieoverati alle lor ease et sino al Natale si stava in questa ritiratezza}^'." Die Stände des Landes ob der Enns erhielten von Kepler wohl auch von Eferding aus die Mitteilung der bevorstehenden Hochzeit. In ihrem Antwortschreiben vom 29. Oktober 1613 wiederholten sie den damals schon feststehenden Mittwoch, den 30. Oktober, um 12 Uhr als Termin für den „Cristlichen Kürehganng" und die anschließende „hochzeitliche Ehrenfreud" beim Goldenen Löwen in Eferding. Die Verordneten schrieben Kepler, sie hatten einen Abgesandten schicken wollen, „weil es aber aus mehrerley Verhinderung aniezo nit besehehen könen", so sagen sie ihm ein Trinkgeschirr im Wert zwischen 40 und 50 Gulden als Geschenk aus dem Einnehmeramt zu, „das mügt Ihr durch ein Euch selbs auf der Hochzeit angenemme Persohn Unnsemtwegen praesentirn lassen^"". Zur „mehrerley Verhinderung" gehörte wohl einerseits die angesagte Rückreise des Kaisers, andererseits das Verbot von Versammlungen und Zusammenkünften, um das weitere Aus breiten der Seuche zu verhindern. Es ist daraus zu schließen, daß Kepler mit der um acht zehn Jahre jüngeren Braut eine relativ stille Hochzeit gefeiert hat. Wahrscheinlich ergab sich die Verschiebung des Hochzeitstages in Eferding durch die Notwendigkeit, erst ver kündet werden zu müssen, hatten doch just zu dieser Zeit (Juli 1613) in Linz die Verord neten in Schul- und Kirchensachen verfügt, daß im Linzer Landhaus die Kopulationen von Landleuten gewöhnlich nachmittags oder gegen Abend, die Predigten auch dementspre chend, die Trauungen derer, die nicht Landleute sind, im Sommer um 8 Uhr, im Winter um 9 Uhr stattfinden sollten. Diejenigen, die nicht verkündet worden sind, sollten nicht getraut werden, bevor sie dies nicht nachgeholt hätten"^"^®. Der Ort der kirchlichen Trauung war die eindrucksvolle Pfarrkirche St. Hippolyt in Eferding, das anschließende Festmahl fand im Gasthof zum Goldenen Löwen statt, der an der Nordwestecke des langgezogenen Eferdinger Platzes gelegen ist. An bemerkenswerten Details dieses Bauwerkes verdient nur eine steinerne Türrahmung im Hof Erwähnung^'®. '1' Angaben aus dem Hofzablamtsbuch (vgl. Anmerkung 67). Die Bezeichnung Eckharts als Bürgermeister läßt sich sonst für diese Zeit (1614) nicht belegen, siehe Georg Grüll, Das Linzer Bürgermeisterbuch, 2. Aufl., 1959, S. 83. Siehe Anmerkung 107. Linzer Regesten B I A 3/2511. Im Hofzahlamtsbuch (vgl. Anmerkung 67) sind Marco Antonio Mosto, ksl. Musicus und Instrumentist, und Bernhard Mosto, Hoftrompeter und Musikus, genannt. Bericht Soranzos (vgl. Anmerkung 63) vom 25. November 1613 aus Wels. Auch die Zeitgenossen sprachen davon, daß der Kaiser mit seinem Hofstaat die Pest nach Linz gebracht habe: Wolfgang Lindner, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 6/7, 1910, .S. 241. '1' Gesammelte Werke 17, Nr. 671, S. 88 f., nach den ständischen Akten Linzer Regesten B II A 22/16413, die Erledigung auch B II A 1/249. Linzer Regesten B II A 9/11640; über Eheschließungsbräuche des protestantischen Adels vgl. Eder 2, S. 99, Anm. 263. Über die Eheschließung „vor Christlicher Gemein" nach der „Christlichen Kirchen Agenda" von 1617 vgl. Wessely, Hitzler, Jahrbuch Linz 1951, S. 300. Oskar Oberwalder, Die Stadt Eferding, Oberösterreichs Städte, Märkte und Kurorte 2, 1925, S. 48 (als Haupt platz Nr. 100), Hainisch, Denkmale, 1933, S. 69 (Hauptplatz Nr. 37), Dehio-Handbuch, Oberösterreich, 3. Aufl. 1958, S. 55, Schmidt, Kepler, S. 132 und 133, Abb. 106 und 107, Gerlach-List, Kepler, S. 155, Abb. 169.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2