Ratisponae grassantem^"." Die Besucher von Wien und Prag hatten tatsächlich die Seuche auch nach Regensburg gebracht und diese hatte dort die ersten Opfer gefordert. Von Juli bis Dezember starben in Regensburg insgesamt 515 Personen"^! Aber der schwerfallige Apparat ließ sich nicht so leicht transferieren und trotz Bedrohung durch die Seuche blieb der Reichstag in Regensburg. Vor dem 17. Oktober meldet Kepler seinem kaiserlichen Herrn, daß er sich zu ver ehelichen gedenke. Er habe sich schon mit Susanna Reuttinger „bis aufs Priesters Hand ehelich versprochen und wolle „den christlichen Kirchgang, auch hochzeittliche Ehrenjreud" am kommenden 28. oder 29. Oktober „im Stättlin Eferting" halten. Er ersucht den Kaiser, einen Abgesandten zu der Hochzeit zu entsenden»^ Als Erledigung ist darauf vermerkt: „Sechzig Gulden verw(illigt)86 . Zur gleichen Zeit hatte Kepler schon ein Konzept für Hochzeitladschreiben an verschiedene Adelige entworfen. Diese Mitteilungen sandte er ebenfalls im Oktober 1613 von Regensburg aus, bezeichnete darin den 28. Oktober als Hochzeitstag und lud den je weiligen Adressaten ein, selbst oder durch einen Abgesandten beim „Christlichen Kirchgang mir und meiner ehrngeliebten Jungfrauen Gesponß zu Ehren'' sowie beim Mahl „in der Moritzin Herberg zum Gulden Löwen genandt" teilzunehmen'®. Am 18. Oktober 1613 kann Kepler während des Frühstücks, als die Schiffe in Regensburg zur Abfahrt donauabwärts schon bereitstanden, seinem Freund Matthias Bernegger nach Straßburg noch eine Nachricht zukommen lassen. Er nennt darin wiederum den 28. Oktober, den Tag der Mondesfinsternis, als Hochzeits datum". Im Gegensatz zum prächtigen Einzug des Kaisers in Regensburg ging die Reichsver sammlung in aller Stille auseinander. Die Fronten hatten sich nur verhärtet, gerade daß ein direkter Bruch zwischen den Konfessionen vermieden worden war. Der Kaiser ließ sich bloß von der Bürgerschaft bis ans Tor begleiten und fuhr dann zu Wasser ab. Am Tag vor der Abreise hatte noch die Grundsteinlegung für ein Kapuzinerkloster zum hl. Matthias in Regensburg stattgefunden"! Es wurde keine ruhige Heimreise. Zwar war dem Hof vom bayerischen Herzog als Begleiter Johann Christoph von Preysing zugewiesen worden", die Bayern wollten aber wegen der großen Zahl der Erkrankten den Durchzug der 44 Schiffe"» durch ihr Land nicht dulden. An den Landeplätzen kam es regelrecht zu Kämpfen, bei denen Hofleute und Bauern Tote zu beklagen hatten"i. Am 20. Oktober 1613 trafen Hof quartiermeister und Furier in Linz ein, auch Kepler wird mit einem der ersten Schiffe gereist sein, da er an diesem Tage bereits in Eferding angelangt ist. Für den 31. Oktober war in Gesammelte Werke 17, Nr. 662, S. 74; von dem Plan einer Verlegung nach Nürnberg oder Augsburg im Gefahrenfalle weiß auch Soranzo im Schreiben vom 28. August 1613. Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte 2, 1837, § 666, S. 1058 f.; die Berichte Soranzos sowie der vene zianischen Sonderbotschafter Agostini Nani imd Francesco Contarini lassen die Pestgefahr gering erscheinen. Erst am 23. Oktober 1613 erwähnt Soranzo 7 bis 8 Tote seit 6 Tagen. Gesammelte Werke 17, Nr. 666, S. 77 f. ''® Die Hochzeitsverehrung für Kepler ist auch verzeichnet im Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen 29, Regest 19.552 nach dem Hofzahlamtsbuch 1613/14 (vgl. Anmerkung 67). Dort ist auf fol. 326 mit dem Datum 29. 1. 1614 Johann Kepler unter den Hochzeitsverehrungen mit 60 fl. ausgewiesen; ferner im selben Band für die Hofbesoldung Keplers vom 18. 3. 1612 bis 18. 3.1613 monatlich 25 fl., zusammen 300fl. (fol. 350). ''® Gesammelte Werke 17, Nr. 669, S. 78 f. " Ebenda, Nr. 617, S. 78, Caspar-von Dyck 2, S. 25. " Gumpelzhaimer, Regensburg's Geschichte 2, 1837, § 665, S. 1051 ff. " Joseph Sturm, Johann Christoph von Preysing, 1923, S. 31 f. Ein Bericht von Dr. Mosmiller über die Abreise des Kaisers mit dem Hofstaat auf 44 Schiffen nach T.inz im Geheimen Staatsarchiv, München, Kasten schwarz (Archivverzeichnis). Drei Rjtter und ein Knabe fielen auf der einen Seite, neun bayerische Bauern auf der anderen, Guilliman - Windeck, Osterr. Staatsarchiv, Handschrift Böhm 6, tom. 3, p. 817.
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