in anderen Städten nicht vom Collegium medicum, sondern von der Obrigkeit zu leisten. Die ständischen Verordneten waren über den Ton des Berichtes verärgert, sie stellten in ihrer Erledigung vom 29. November 1613 klar, daß es sich darum handle, einen Magister sanitatis für Linz und nicht für das ganze Land zu ernennen und forderten, daß der von ihnen bestimmte Arzt unverzüglich die Stelle antrete, wofür er auch eine Vergütung erhalten werde. Inzwischen war die Infektionsgefahr immer stärker geworden, die Leute starben an der roten Ruhr und an der „ungarischen Krankheit", einem giftigen Fieber, das sich durch innere Hitze, Trockenheit der Zunge, Herzensangst, Kopfschmerz, Mattigkeit und Kräfte verfall (wie man damals die Symptome beschrieb) bemerkbar machte. Die unstete Witterung — auf große Hitze plötzlich kühles und feuchtes Wetter — wurde von den Ärzten ebenso dafür verantwortlich gemacht wie die Finsternisse und bösen Aspekte, der Mehltau usw". Gefahrlich schienen die harten Beulen bei den Ohren und unter der Achsel, die sich bei manchem Infizierten einstellten, die roten Flecken am ganzen Körper und der schnelle Krankheitsverlaufbei einzelnen Patienten. Um die Infektionsgefahr zu vermindern, schränkte man Hochzeiten, Taufen und Einladungen ein, die Schulen, Bäder und Fechtböden blieben aber weiterhin geöffnet«»! Almosen sollten nicht mehr vor der Pfarrkirche und vor dem Landhaus verteilt werden, sondern vor der Stadt»^. Die Seelsorger waren besonders der Gefahr ausgesetzt. Drei Jesuiten erlagen der Krankheit: der verdienstvolle Superior P. Va lentin Klinkhart, Professor P. Johann Cadlovius und der Erzieher Heinrich Dreger®». Bei den Linzer Kapuzinern fanden die Patres und Brüder aus anderen Konventen, speziell aus Prag, Zuflucht. Sie wurden zuerst zwanzig Tage lang in einem Teil des Gartens in Kontumaz gehalten, dann im Kloster selbst beherbergt. Todesfalle von Angehörigen dieses Ordens sind nicht verzeichnet«». Die Zahl der Toten in der Stadt läßt sich nicht mehr feststellen. Die Stadt mußte täglich dem Landeshauptmann die Totenzettel vorlegen, auch die Verordneten der Stände ersuchten darum. Es kam auch zu Versorgungsschwierigkeiten«»: Das Fleisch wurde teurer, die Bauern mußten das Vieh ihrer Herrschaft abgeben und brachten zu wenig in die Stadt. Besonders gegen die Urfahrer Fleischhacker wandten sich die Proteste. Transportschwierigkeiten traten sogar für die Versorgung mit Brennmaterial von Ottensheim nach Linz ein! Trotzdem müssen die Verhältnisse im Vergleich zu Prag, Wien und Regensburg doch besser gewesen sein, sonst hätte sich der Hof nicht zur Überwinterung in Linz entschlossen. 5. Keplers Trauung in Eferding Schon am 1. Mai 1613 sprach Kepler in einem Schreiben vom Jörgerschen Schloß Steyregg an Matthäus Wacker von Wackenfels den Wunsch aus, wenn der Kaiser zum Reichstag ziehen werde, sich anzuschließen««. Am 3. Juni 1613 gab er Matthias Bernegger in Straßburg brieflich den Rat, Schreiben nach Regensburg an den dortigen Postmeister '» Bericht der Doktoren Johann Springer, Philipp Persius und Johann Perillius über die Seuche in Linz: Linzer Regesten B II A 9/11664. «" Linzer Regesten B II A 9/11660 und 11661. Ebenda 11649. 8« Georg Kolb, Mitteilungen über das Wirken der P. P. Jesuiten und der marianischen Kongregationen in Linz während des 17. und 18. Jahrhunderts, 1908, S. 36 (irrig Johann Klinkhart), Linzer Regesten C III C 1/85. 88 Linzer Regesten E la/9 und 583. 8^ Versorgungsschwierigkeiten, auch durch die Anwesenheit des Hofes bedingt: Linzer Regesten B II A 9/11709 (Fleisch), B II A 12/13080 (Holz). «« Gesammelte Werke 17, 1955, Nr. 650, S. 52 f.
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