in St. Florian vom 11. auf den 12. Juli zählte man 475 Pferde, am folgenden Tage begaben sich alle nach Steyr'^. Stadtschreiber Hans Christoph Drummer begrüßte auf dem Taborplateau den Kaiser, Klesl nahm von Bürgermeister Christoph Stainer die Schlüssel in Emp fang. Das Schnallentor war aus diesem Anlaß mit neuem Sgraffitoschmuck versehen worden, die Bürger säumten die Straßen, durch die die Wagenkolonne fuhr. In Garsten wurde Quartier genommen, am nächsten Tag ging es weiter nach Kremsmünster, wo der Kaiser beim Eintreffen das Erstaunen über die vielen Umbauten zum Ausdruck brachte, kannte er doch die Baulichkeiten des Stiftes von häufigen Aufenthalten früherer Jahrzehnte®®. Am 17. Juli 1613 war Matthias wieder in Linz. Zwar mußten verschiedene Staatsgeschäfte erledigt werden — die Kurfürsten sollten sich zum Reichstag nach Regensburg begeben, die Uskokenfrage drängte, der Streit zwischen dem Herzog von Savoyen und Mantua war zu schlichten®' —, doch der Kaiser suchte Abwechslung in seinem Lieblingsvergnügen, der Jagd. Der Forstmeister ob der Enns, Christoph Seeauer, bekam am 25. Juli einen Unkosten ersatz für verschiedene Jagden, der Förster im Donautal, Wolf Hartl, war bei der Jagd bei Linz herangezogen worden und ein Fischer, Hans Sagmeister, hatte sich bei der Hirsch jagd auf der Donau bei Linz nützlich gemacht". 4. Die Seuche in Linz Nach der Abreise des Hofes von Wien war aber eine Gefahr aufgetreten, die in der damaligen Zeit bei allen ohne Unterschied des Standes oder der Religion gefürchtet war: die Pest. Unter dieser Bezeichnung werden die verschiedenartigsten epidemischen Erkran kungen verstanden, die weiteren Beschreibungen werden erkennen lassen, um welche Seuche es sich im Jahre 1613 gehandelt hat. Am 13. Juli 1613 erwähnt der venezianische Botschafter zum ersten Male in seinen Berichten die Pest in Wien'®. Im August scheinen sich die ersten Anzeichen auch in Linz bemerkbar gemacht zu haben. Am 19. August 1613 erläßt die Stadt Linz verschiedene Verordnungen wegen der Seuchengefahr'®, am gleichen Tag ergeht der Auftrag der ständi schen Verordneten an die Landschaftsärzte, nach Anmeldung bei der Stadt die Visitation der Apotheken durchzuführen'®, am 20. August ersucht der Landeshauptmann die Stände um Bestellung eines Magister sanitatis." Der damals stattfindende Bartholomäimarkt war durch die Seuche wohl schon beeinträchtigt". Zu den beim Auftauchen der Gefahr getrof fenen Maßnahmen gehörte in erster Linie, daß jede gefährliche Erkrankung meldepflichtig war, jedermann also verpflichtet war, Gastzettel (Meldezettel) für aufgenommene Personen " Über den Aufenthalt des Kaisers in Garsten und Steyr Wolfgang Preuenhuber, Annales Styrenses, 1740, S. 351, Pritz 2, S. 338, Lindner, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 6/7, 1910, S. 240 f., Erlefried Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr 22, 1961, S. 5, Josef Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, 4. Forts., ebenda 28, 1967, S. 67. " Über die Verbindungen Matthias' zu Kremsmünster vgl. Georg Wacha, Kunst in Linz um 1600, Kunst jahrbuch der Stadt Linz 1967, S. 25, 29. - Der tüchtige Kremsmünsterer Prälat Abt Alexander a Lacu war am 19. März 1613 in Linz gestorben, sein Nachfolger Anton Wolfradt im Juli vom Kaiser von Wilhering nach Kremsmünster berufen worden. Altman Kellner, Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster, 1968, S. 205. " Die Hinweise auf die verschiedenen Staatsgeschäfte sind den Briefen Soranzos entnommen, vgl. Anm. 63. " Österreichisches Staatsarchiv - Hofkammerarchiv, Hofzahlamtsbuch Nr. 63, fol. 300. Es verdient ange merkt zu werden, daß Georg Erasmus von Tschernembl im August 1612 daran dachte, dem Kaiser einmal in Schwertberg aufzuwarten - wohl bei Gelegenheit eines Jagdausfluges - „nhur, daß ich körete, was sie ( = Ihre Majestät) doch wider mich hette fürzuhringen". Sturmberger, Tschernembl, S. 229 und Anm. 9 nach einem Brief Tschernembls an Reichard von Starhemberg vom 28. 8. 1612. " Girolamo Soranzo, vgl. Anmerkung 63. " Linzer Regesten B II A 9/11647. " Ebenda 11648. " Ebenda 11649. " Wilhelm Rausch, Handel an der Donau 1, 1969, S. 286.
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