OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

Damit war doch eine Beruhigung des politischen Klimas eingetreten. Und so zog Kaiser Matthias am 29. Juni 1613 in Begleitung seines Neffen Erzherzog Ferdinand in Linz ein'®. Dies ging in folgender Reihenfolge vor sich: Den Anfang machten die Stände mit ihren Gültpferden, dann folgten die Diener aller Herren und Ritter in einer vom Obersthof marschall festgelegten Anordnung, nach diesen wiederum die Kavaliere selbst und der gesamte Adel „in ainer troppa, doch sollen sy zimblich weit und nit gar zu eng auf einander reitten". Hierauf folgten der Obersthofmarschall, der Kämmerer, der Stallmeister sowie die geheimen und anderen Räte, alle unmittelbar vor Erzherzog Ferdinand. Nach diesem kamen die Lakaien und Reiter der Ehrenholde, umgeben von der weit auseinandergezogenen Garde der Trabanten, nach den Ehrenholden selbst der Obersthofmarschall mit dem Schwert unmittelbar vor dem Kaiser. Nächst dem Stadttor wartete der für diesen kaiserlichen Einzug vorbereitete Himmel'", Bürgermeister Jeremias Lechner begrüßte mit einer Rede - „pulcherrima oratione" sagte ein Zeitgenosse —, präsentierte die Schlüssel der Stadt und bat den Kaiser, sich unter den Baldachin zu begeben. Ein Dutzend der vornehmsten Bürger und Beamten von allen sieben landesfürstlichen Städten war zum Tragen des Himmels bestimmt. Dann folgten die Wagen mit der Kaiserin und „ihren adelichen frauen zimmern", begleitet hoch zu Roß vom Obersthofmeister der Kaiserin zur Rechten und vom Oberststabelmeister zur Linken. Den Abschluß bildeten die Hartschiere und eine „retroquardia" der sieben Städte von tausend Mann (drei Fähnlein) zu Fuß'^. Diese Ehrengarde marschierte bis in den ersten Hof des Schlosses, formierte sich dort in einer Schlachtordnung, feuerte drei Salven ab und zog durch das kaiserliche Schloß über den Gang herab in ihr Quartier. Die Reiter und Wagen sollten durch das Schloß durchfahren, das Abladen und das Abstellen der Pferde war eventuell im zweiten Hof möglich. Der Kaiser selbst ritt mit dem vom Landobristen angeführten Zug über den Platz bis zum Rathaus, begab sich dort durch die Gasse zur Pfarrkirche, nur von den „cavaglieri" und dem Hofstaat der Kaiserin begleitet. Die andere Reiterei wartete auf dem Platz auf die Rückkehr des Kaisers und nahm dann durch die Klostergasse und durch die neue Pforte beim Tummelplatz ihren Weg aufs Schloß. Besprechungen mit Erzherzog Ferdinand füllten die nächsten Tage aus, da dieser Linz nach kurzer Zeit verließ, um während der Abwesenheit des Kaisers von Wiener Neustadt aus die Regierungsgeschäfte zu versehen. Vom 3. auf den 4. Juli 1613 fanden Erzherzog Ferdinand und seine Begleitung mit 295 Pferden Unterkunft im Stift St. Florian'®. Dem Kaiser dauerte der Aufenthalt in Linz zu lange", am 11. Juli brach er mit ansehnlicher Begleitung zu einem Besuch in den oberösterreichischen Abteien auf. Bei der Übernachtung " Beschreibungen des Einzugs in Linzer Regesten B II A 9/11629, B II C 3/1596 und BUK 2/467 (irrig 1614 datiert). Vgl. Hans Commenda, Adelige Aufzüge im alten Linz, Jahrbuch des Oberösterreichischen Museal vereines 108, 1963, S. 193. Der Baldachin war ein Wunsch des Kaisers, er sollte nicht über 250 fl. kosten. Linzer Regesten B II C 3/1594ff. Er wird auch bei den kurzen Angaben über den Empfang in Guilliman-Windecks Handschrift erwähnt (Österr. Staatsarchiv, Handschrift Böhm, Nr. 6, Band 3). "t Das erste Fähnlein bildeten 250 Mann von Steyr, das zweite rekrutierte sich aus Wels, Gmunden und Vöcklabruck, das dritte aus Enns, Freistadt und Linz. Den Hauptmann stellte Freistadt, den Fähnrich Enns, alle anderen Befehlshaber Linz. Vgl. den Landtagsbeschluß vom 10. Mai 1613, Linzer Regesten B II G 3/1582. " Die Rückreise Erzherzog Ferdinands erwähnt Wolfgang Lindner, Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 6/7, 1910, S. 240. Die Archivalien in St. Florian bringen tatsächlich nur Verzeichnisse der Wagen und Pferde (Herrn DDr. Rehberger Can. reg. sei für freundliche Mithilfe gedankt), die Zahlen schon bei Jodok Stülz, Geschichte des regulierten Chorherren-Stiftes St. Florian, Linz 1835, S. 125, Johannes Hollnsteiner, Das Chorherrenstift St. Florian, österreichische Kunstbücher 56/57, 1928, S. 22 (irrig Erzherzog Ferdinand von Tirol!). „Vlmperatore stanco di tanta dimora in questo loco due giorni sono si e trasferito ad alcune riche badie quattro leghe di qua discoste. . ." Bericht des venezianischen Botschafters Girolamo Soranzo aus Linz vom 13. Juli 1613, Österr. Staatsarchiv, Germania dispacci, Bd. 47/48.

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