Im Jahre 1618 stellte er sich den Ständen wieder zur Verfügung und war mit Tschernembl der Anführer beim Einsetzen der ständischen Landesverwaltung. Nach dem bayerischen Ein marsch wurde im März 1621 auch Erasmus von Starhemberg verhaftet. Über die langwierigen Verhöre hat er später eine ausführliche Niederschrift aus dem Gedächtnis ausgearbeitet, aus der die Fragen und Beschuldigungen, nicht aber die Antworten zu ersehen sind. Unter Nr. 52 heißt es darin, ob er nicht in Eferding calvinistischen Gottesdienst und das Brotbreehen (beim Abendmahl) habe einführen wollen®®. Schon den Zeitgenossen blieben die wahren Verhältnisse verborgen. Die Calvinisten mußten ihr Bekenntnis verbergen, die Lutheraner hatten kein Interesse, durch Hinweis auf diese Abweichungen die Religionskonzession zu gefährden. Die zitierten Quellen sind aber doch Belege für die Zuneigung der Starhemberger zum Calvinismus und mögen die Annahme begründen helfen, daß auch religiöse Motive für Keplers Entschluß maßgebend waren, sich in Eferding trauen zu lassen. 3. Kaiser Matthias auf dem Weg nach Regensburg in Linz Im Jahre 1612 war Matthias nach den langwierigen Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Rudolf ans Ziel seiner Wünsche gekommen. Er trug die Kaiserkrone. Traditions gemäß hätte der erste Reichstag in Nürnberg stattfinden sollen, doch wurden 1613 alle Vor bereitungen für Regensburg getroffen. Kaiser Matthias zögerte mit der Abreise nach Linz, hoch schlugen auf dem Landtag ob der Enns die Wellen des politischen und religiösen Streites®'. Die Stadt Linz protestierte dort dagegen, daß evangelische Bürger ihrer Amter entsetzt worden waren und wandte auch ein, sie hätte nicht genügend qualifizierte katho lische Personen dafür zur Verfügung. Die protestantischen Stände rieten den Linzern bei Anwesenheit des Kaisers „ainen fuessfahl" zu tun - was schon Vorjahren für Kaiser Rudolf II. eine peinliche Szene bedeutet hatte®'. Weit schärfer war aber die Auseinandersetzung zwi schen den drei politischen Ständen (Herren, Ritter, Städte) und den Prälaten: Die letzteren weigerten sich, gewisse bloß in protestantischem Interesse gemachte Ausgaben wie zum Bei spiel Gesandtschaftskosten an die Höfe der unierten Reichsfürsten anzuerkennen. Erst am 25. Juni 1613 kam es durch Vermittlung der Landtagskommissäre, des Landeshauptmanns Wolf Wilhelm von Volkenstorf, Karls von Harrach, des Vizedoms Johann Adam Gienger und des Hofmarschalls Wolf Sigmund von Losenstein zum Ausgleich. Der älteste der Prälaten, Johann Wilhelm Heller von Garsten, erklärte sich den politischen Ständen zu derjenigen Unterstützung bereit, wie sie der Prälatenstand in Niederösterreich den dortigen Ständen gewähre. Sigmund Ludwig von Polheim als Vertreter des Herrenstandes gab die verlangte Gegenerklärung, daß man „beederseits freundlich, nachbarlich und verträulich" miteinander leben wolle®'. ®® Doblinger, Eferding, S. 41 und Anm. 84 auf S. 61 nach Starhembergisches Archiv im OÖ. Landesarchiv, Linz, Schuber 2 (Versch. Schriften). Auch in der Studie über Aschach (siehe Anmerkung 45) spricht Dob linger davon, daß Erasmus von Starhemberg die calvinischen Neigungen Tschernembls teilte (S. 15). Schon in einem Brief an Kepler vom 12. April 1613 erweist er sich als Anhänger Calvins auch in der Frage der Prädestination, Gesammelte Werke 17, Nr. 648, S. 47. ®' Über den Landtag vom 2. Mai bis 13. Juli 1613 vgl. verschiedene Angaben in den Linzer Regesten B II A 1/240, B II A 9/11615a, 11617, BUG 3/1575, 1580, 1588 (Rat zum Fußfall!). " Karl Eder, Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525-1602, Studien zur Reforma tionsgeschichte Oberösterreichs 2, 1936, S. 153. ®' Über den Streit des Prälatenstandes mit den drei politischen Ständen und den Vergleich vom 25. Juni 1613 siehe Jodok .Stülz, Geschichte des Cistercienser-Klosters Wilhering, Linz 1840, S. 211, Franz Xaver Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns, 2. Bd., Linz 1847, S. 338, Franz Xaver Stauber, Historische Ephemeriden über die Wirksamkeit der Stände von Österreich ob der Enns, 1884, S. 69 f., 167.
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