OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

nennt*®. Das Pfarrarchiv ist ungeordnet*». Hier wären sicher noch Aufschlüsse zu erwarten, denn eine Stichprobe erbrachte unter den Handschriften und Rechnungen das „Jährlich Einkommen von Burgrecht und Diensten" für die Zeit von 1560 bis 1598, wo die Namen gegebenen falls gestrichen und durch die Besitznachfolger ersetzt waren - Reutinger war darunter allerdings nicht zu finden®». Die Rechnungen gehen zwar in protestantische Zeit zurück®*, doch konnte auch hier nichts Einschlägiges aufgefunden werden. Die jüngste Arbeit über Keplers theologische Stellung und sein Verhältnis zu Hitzler»® deutet schon an, daß Erasmus von Starhemberg calvinisch gesonnen war und möglicherweise einen calvinisehen Prediger in Eferding hielt. Hübner beruft sich dabei allerdings nur auf einen Brief Reichard Starhembergs»» an Fürst Christian von Anhalt vom 5. Jänner 1609, wo die Schwierigkeiten geschildert werden, die dem calvinischen Kultus in Österreich im Wege standen. Starhemberg wies damals darauf hin, daß etliche unter den Ständen ur sprünglich die Absicht gehabt hätten, ganz allgemein bei den Horner Auseinandersetzungen die Freistellung der Religion zu fordern, „darinnen sie färnemblieh ir intention auf den reformirten cultum gehabt", daß man sich aber dann mit der Religionskonzession, die „expresse auf die augspurgische Confession sich ziehet", beschieden habe. Die kleine Zahl von Calvinern im Lande ob der Enns mußte jeden Anlaß zu Zwist und Unfrieden meiden, und Starhemberg drückt seinen Zweifel darüber aus, ob die lutheranischen Stände den wenigen Calvinern - falls diese wegen ihrer Religion angefochten werden - Assistenz gewähren würden; er sieht kaum eine Möglichkeit, den „cultus purior" im Land einzuführen. Er selbst ist bereit, nach Erle digung einer Stelle in aller Stille einen calvinischen Prediger zu nehmen, der sich allerdings jeder theologischen Kontroverse enthalten müßte»*. Es ist anzunehmen, daß Georg Erasmus Tschernembl dem calvinischen Bekenntnis zugetan war und auch einen Seelsorger dieser Richtung auf Schwertberg beschäftigte. Hans Georg Tschernembl, sein Bruder, von 1605 bis 1615 Bestandinhaber der Herrschaft Ottensheim, könnte dort ähnlichen Einfluß ent faltet haben. Für Eferding ist es aber nicht nur reine Spekulation, dort eine Fortdauer des Sektierer tums anzunehmen. Nach dem plötzlichen Tod Reichard Starhembergs (auf Riedegg bei Gallneukirchen) zu Wien am 8. 2. 1613 war der jüngere Bruder Erasmus Haupt der Familie. " Otto Wutzel, Bevölkerung, Recht und Verfassung der Stadt Eferding in Oberösterreich vom 12. bis in das 16. Jahrhundert, Dissertation der philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (maschinschrifthch) 1946, S. 139 fr. *» Im Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz erliegt ein provisorisches Verzeichnis nach der Lage der Archivalien in den Kästen des ehemaligen Pfarrsaales. - Zu dieser Schwierigkeit bei Benützung des Pfarrarchives kommt die durch Neubau und Übersiedlung des Oberösterreichischen Landesarchivs in Linz un möglich gemachte Heranziehung des Starhembergischen Archivs. »» Pfarrarchiv Eferding, ungeordnet. »* „Raittung des glöchambts über St. Hypolithi Pfarrkirche alhie zu Eferding" 1623, unterzeichnet von M. Samuel Übermann, Pastor, und Erasmus der elter H. v. Starhemberg am 26. 1. 1624. Eine ähnUche Rechnung für 1626, Pfenning-, Kuchel- und Getreidedienst 1630-1633 u. a. m. »» Jürgen Hübner, Kepler und Daniel Hitzler, in: Johannes Kepler, Werk und Leistung, Ausstellung 1971, S. 73-80. Ergänzend zu dem Streit zwischen Kepler und Hitzler wegen Unterzeichnung der Konkordienformel sei hier darauf hingewiesen, daß in den ständischen Akten des Jahres 1613 zweimal Aus gaben für gedruckte formulae concordiae ausgewiesen werden: Am 28. August 1613 erhielt Daniel Hitzler 60 fl. für 50 Exemplare, am 30. August 1613 der Nürnberger Buchdrucker Abraham Wagenmann für zwei Exemplare 3 fl. 16 kr. Linzer Regesten B II A 9/11652 und 11658. »» Die Inhaltsangabe des Briefes nach Sturmberger, Tschernembl, S. 245. Dieser ist abgedruckt in Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges 2, 1874, Nr. 81. Beim Hinweis auf diesen Brief bei Hübner, S. 80, Anm. 23, irrtümlich Reinhard statt Reichard Starhemberg. »* Auch bei der Anstellung von Janus Gringalletus - aus Genf stammend - sieht Kepler im Jahre 1617 die Unmöghchkeit, daß dieser (aus Angst vor dem calvinischen Bekenntnis) die Oberaufsicht über Kinder der Landschaftsschule erhalten könnte. Schreiben an Matthias Bernegger vom 7. Feber 1617, Gesammelte Werke 17, Nr. 754, S. 211.

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