OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

Landesverlag „Vom Untertan zum Staatsbürger. Oberösterreich von 1848 bis 1914" von Wilhelm Salzer, dem damit eine wertvolle entwicklungsge schichtliche Darstellung der politischen Ereignisse unseres Bundeslandes während der durch die zwei einschneidenden Geschehen der Jahre 1848 imd 1914 gekennzeichneten Epoche gelang. Der Autor ist neben seiner Tätigkeit als Stadtrat von Linz und Mitglied des Bundesrates durch seine Arbeiten zur Geschichte der christlichen Arbeiterbewegung in Oberösterreich bekannt. Mit diesem letzterschienenen Werk ver mittelt er einen farbigen und wissenschaftlich be gründeten Überblick über jene historische Entwick lung, die von der Reaktion zur Demokratie führte. Nach einer kurzen Übersicht über die Verfassungs und Verwaltungsgeschichte des Landes geht Salzer „in medias res" mit der Schilderung des Revolutions jahres 1848, das für Oberösterreich zwar keine schwerwiegenden Kämpfe, aber doch einen Wende punkt in verfassungsgeschichtlicher Hinsicht brachte. Darin eingebaut sind interessante Hinweise auf die Nationalgarde in Oberösterreich, wodurch er ein bisher von der Forschung stiefmütterlich behandeltes Thema berührt. Eine ausführliche Schilderung wurde der Entwicklung der politischen Parteien und der Presse Oberösterreichs in diesem Zeitraum zuteil. Das politische Leben der Katholiken und des Libera lismus mit seinem anfänglichen Aufschwung und späterem wechselvollen Schicksal wird objektiv be leuchtet, ebenso wie das Werden und Wachsen der Sozialdemokratie, die Entstehung der Arbeiter bildungsvereine und der Beginn der Gewerkschaften in Oberösterreich. Besonderen Wert hat der dritte Teil des Buches, der Kurzbiographien sämtlicher, seit 1848 in Ober österreich tätigen Persönlichkeiten enthält, wodurch die sachlich wissenschaftliche Schilderung der histo rischen Tatsachen eine lebensnahe Beziehung be kommt. Zahlreiche Abbildungen führen dem Leser diese Persönlichkeiten vor Augen. Ein Personen register erleichtert die wissenschaftliche Handhabung dieser interessanten und für den Zeitgeschichtler unentbehrlichen Publikation. Heidelinde Jung Egg nicht zum Ausdruck kommen, aber von dem aufmerksamen Leser unschwer aufgefunden werden können. Wieder werden wir zunächst durch eine „Chronik" in die interessante historische Vergangen heit dieses Gebietes eingeführt, ehe wir die Stadt Schwaz als „aller Bergwerke Mutter" erleben und in einer „kleinen" (aber sehr instruktiven) „Kunst geschichte" in die Entwicklung der Tiroler Kunst eingeführt werden. Ein nach dem Abc geordneter „Kunstführer" beschreibt die jeweiligen Denkmäler, wobei dankenswerterweise vielfach auch auf die siedlungs- und volkskundlichen Verhältnisse Bezug genommen wird. E. Burgstaller Robert Löbl und Franz Braumann, Ober österreich in Farben. Ein Bildband mit mehrspracbiger Einführung und mehrsprachigen Bilderläuterungen. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1971, 120 Seiten, 72 Farbbilder. Oberösterreich hat schon zahlreiche Literaten und Dichter zur Schaffung von Monographien über seine landschaftlichen und kulturellen Schönheiten angeregt. Zu den eindrucksvollsten dieser Art wird man den vorliegenden Band anzusehen haben, der in ausgezeichneten Farbbildern die bezaubernde Landschaft von den Ufern der Donau bis zum Hera tingersee und vom Mühlviertel bis zu den Alpen ebenso festhält wie zahlreiche Details aus den großen Städten und Märkten oder die Kunstdenkmäler in Kirchen, Burgen, Schlössern und Bauernhöfen. Franz Braumanns einführende Worte leiten die Beiträge verschiedener anderer Autoren ein und fügen sie zu einem harmonischen Ganzen zusammen, das nichts an seiner Anschaulichkeit und Überzeugungskraft verliert, auch wenn archäologisch und historisch versierte Leser vielleicht da und dort eine nicht ganz geglückte zeitliche Zuordnung entdecken sollten, die aber durch die liebevolle Beschreibung und Lebendigkeit der Darstellimg hinreichend wieder aufgewogen wird. E. B. Ericb Egg, Das Tiroler Unterland. Die Be zirke Kufstein, Kitzbübel und Schwaz. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Sied lungsformen. Verlag St. Peter, Salzburg 1971, 228 Seiten, 96 Abbildungen. In ebenso klarem Aufbau und in gleicher Aus stattung wie die vorangegangenen Bände seiner „Österreichischen Kunstmonographie" (Waldviertel, Wachau, Burgenland, Eisenwurzen, Mühlviertel) stellt der Verlag nun auch jenen Teil Tirols dar, der, wie zahlreiche unserer volkskundlichen Untersuchun gen bereits nachgewiesen haben, über die Salzburger Landschaften hinweg, in engstem Kontakt mit dem westlichen Oberösterreich stehen. Dadurch wird dieses Werk auch für die Betrachtung der oberöster reichischen Kulturgeschichte besonders interessant. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind es die einstige Zugehörigkeit dieses Gebietes zum Fürsterzbistum Salzburg und die engen Verkehrsverbindungen auf dem Inn - möglicherweise aber reichen die Wurzeln sogar noch tiefer in die Volksgeschichte hinab —, durch die sich so viele Parallelen in Brauchtum, Hausbau, Volkscharakter imd Volksfrömmigkeit beobachten lassen, die freilich in dem Werk des Kunsthistorikers

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