OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

das Freiwerden von latenter Kondenswärme erhöht. Überhaupt sollte man, so fordert Hann, ganz allgemein dem Wärmetransport durch feuchte Luftmassen mehr Beachtung schenken, da diese mit dem Wasserdampf große Mengen latenter Wärme mit sich führen, die bei Abkühlung und Niederschlag frei werden. Mit 27 Jahren kam Hann als Adjunkt an die Zentralanstalt, wo er sich nun so richtig in die Arbeit stürzen konnte. Ein Jahr später habilitierte er sich an der Universität, wurde nach weiteren fünf Jahren außerordentlicher Professor für physikalische Geographie, um dann mit 38 Jahren zum ordentlichen Professor und zum Direktor der Zentralanstalt ernannt zu werden. Dies war im Jahre 1877, in dem er auch wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften wurde, in dem sein Werk „Atlas der Meteorologie" erschien und er auch einen eigenen Hausstand gründete. Er verlobte sich mit Louise Weinmayr, der Tochter des Kreisgerichtspräsidenten in Steyr. Sie ist eine Enkelin des ersten Direktors der Zentral anstalt, des Innviertiers Kreil. Im Jahre 1883 erschien sein Handbuch der Klimatologie, dem erst 1901 das Lehrbuch der Meteorologie folgte. Beide sind noch heute in entsprechend ergänzten Neuauflagen Standardwerke. Seine Lehrtätigkeit endete 1910 mit dem Ehrenjahr. Dies war Anlaß zur Erhebung in den Adelsstand. Acht Jahre später erlebte er mit dem Kriegsende auch die Aberkennung der Titel und Rechte des österreichischen Adels. Aber für Hann waren alle Auszeichnungen wie die vielen in- und ausländischen Orden nur Nebensächlichkeiten ge wesen. Sie störten ihn nur in seiner Arbeit, die ihm alles war. Von 1910 an bis fast an sein Lebensende hatte er sein Arbeitszimmer in der Zentralanstalt, wo ihm das Archiv die Unter lagen für seine Arbeiten bot. In seinem letzten Lebensjahr stellte sich ein Fußleiden ein. Als später auch das Seh vermögen zu erlöschen drohte, war dem rastlosen Forscher jede Arbeitsmöglichkeit genom men. Ein letztes Mal verbrachte er den Sommer in seinem geliebten Kremsmünster, wo seine Schwester Anna als letzte seiner Geschwister ein Jahr vorher gestorben war. Aber dort hatte er in Professor Thiemo Schwarz einen wissenschaftlichen Freund, der zwei Jahre vorher das vorbildliche Werk „Klimatographie von Oberösterreich" verfaßt hatte. Nach Wien zurückgekehrt, wußte er, daß nun das Ende nahe sei. Am Sterbebett fanden sich neben seiner Frau Louise seine noch lebenden Kinder ein. Alfred, der Oberlandesge richtsrat, und Martha, die Frau Professor. Ein Sohn Heinrich war im Alter von sieben Jahren gestorben, ein zweiter, Alexander, als Student der Medizin. Diese beiden Söhne waren die ersten im Familiengrab auf dem Heiligenstädter Friedhof beigesetzten Mitglieder der Familie. Julius Hanns Name wird mit der Geschichte der Meteorologie für immer verbunden bleiben. Erst durch seine grundlegenden Arbeiten und durch seine streng prüfende Arbeit als Redakteur der Fachzeitschrift wurde die Meteorologie zu einer eigenen Wissenschaft erhoben, die alsbald auch eine eigene Lehrkanzel an den Universitäten erhielt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2