Als Julius ins Obergymnasium kam, wurde Reslhuber an Stelle des nach Wien beru fenen Koller Direktor der Sternwarte. Damit schied er als Professor aus. Julius Hanns Lehrer wird Professor Fellöcker, der in den beiden letzten Schuljahren auch die Statik und die Dynamik der Wärme ausführlich behandelt. Auf diese wichtigste Grundlage zur Erkenntnis der meteorologischen Vorgänge hat Reslhuber schon in seiner Abhandlung „Beiträge zur Klimatologie Oberösterreichs" hingewiesen. Er sagt dort: Wenn in einer aufsteigenden Luftmasse Wolkenbildung erfolgt, wird die Temperatur der Luft durch die freigewordene Verdampfungswärme erhöht, wodurch ein aufsteigender Luftstrom erzeugt wird. Wie unge mein nützlich solche Lehren für Hann gewesen sind, zeigte sich später. Noch aber wollen wir des Professors für Geographie und Geschichte, Romuald Lang, gedenken, der in einer Abhandlung des Jahresberichtes für das Schuljahr 1858/59 folgende Worte gefunden hatte: „In der klimatischen Wirkung ist die Beschaffenheit der Atmosphäre das eigentliche Lebensferment. Vermöge ihrer Beziehung zum Atmen hat sie großen Anteil an der leiblichen Lebensstimmung, die nach dem Gehalt der Luft das einemal gehoben, das andere Mal gedrückt ist. Die reine frische Luft erhöht die Spannung der Lebenskraft und gibt Gesundheit und Mut, die verdorbene Luft hingegen macht schlaff, raubt die Ge sundheit und erzeugt einen dumpfen Sinn. Es ist daher kein bloßer Zufall, daß muntere Lebenslust mehr auf den Bergen und in den freien, offenen Landschaften als in den engen und dumpfen Großstädten zu treffen ist." Schon ein Jahr später mußte Julius Hann erkennen, wie wahr solche Worte sind. Denn im Herbst 1860 war er an die Universität Wien gekommen und vertraute seinem Tagebuch die große Enttäuschung über seinen Aufenthalt in dieser Stadt an. Sein Leben sei nun ein bloßes Vegetieren von Tag zu Tag. Und weiter wörtlich: „Alle Wurzeln meines Lebens waren durchschnitten und aus meinem Erdreich gerissen!" Was aber den jungen Ober österreicher so sehr unglücklich machte, war mehr als die schlechte Luft, als die Staubwolken überall dort, wo die Pferdefuhrwerke fuhren. Es war das Fehlen der grünen Wälder und Berge. Darum hat Hann in seinem ganzen Leben alle Urlaube nur in den Berggegenden der Alpen bzw. Voralpen, mit Vorliebe in Kremsmünster, verbracht. Nach 8 Semestern war Hann zum Lehramt an Mittelschulen für die Fächer Physik und Mathematik berechtigt und vorerst Supplent an der Schottenfelder Oberrealschule in Wien. An der Wiener Universität gab es damals noch keine Lehrkanzel für Meteorologie. Hann verbrachte seine Freizeit an der Zentralanstalt für Meteorologie, wo er sich mit Eifer auf das dort verwahrte, in der ganzen österreichisch-ungarischen Monarchie gesammelte Zahlenmaterial stürzte. In jene zwei Jahre fallt auch die Gründung der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie. Ein Jahr später erscheint die erste Ninnmer der Meteorolo gischen Zeitschrift unter seiner Redaktion. Diese Schriftleitung legte er erst nach 55 Jahren, im Jahre 1920 mit 81 Jahren, zurück. Die Arbeit als Redakteur hat Hann für die wichtigste in seiner Laufbahn gehalten. Mit ihr begründete er das hohe Ansehen der österreichischen Meteorologie in aller Welt, oder sagen wir besser: das Ansehen unseres Landsmannes als des in aller Welt anerkannten Lehrmeisters der Meteorologie als eigener Wissenschaft. Im Oktober 1866 erschien in der Meteorologischen Zeitschrift sein Aufsatz: „Zur Frage über den Ursprung des Föhns". Zu jener Zeit wogte ein überaus heftig geführter Streit zwi schen Schweizer und Berliner Gelehrten, ob der Föhn aus der Sahara oder aus dem Kari bischen Meer komme. Dieser Föhn, erklärt nun Hann, ist nichts weiter als ein feuchter Südwestwind, der beim Übersteigen der Alpen an deren Südhängen einen großen Teil des Wasserdampfes durch Wolkenbildung verliert. Dabei wird die Temperatur des Windes durch
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