OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

Sommer übersiedelte sie mit den Kindern nach Linz, wo Julius im Schuljahr 1852/53 die erste Klasse des Gymnasiums besuchte. Der von damals erhaltene Sitzplan der 46 Schüler zeigt den Knaben vorne in der ersten Bank. In seinem Vorzugszeugnis dieser Klasse ist zu lesen: „Aufmerksamkeit: sehr groß, Fleiß: ausgezeichnet." Halten wir für diese Zeit folgendes fest: Im Jahre 1851 war in Wien die Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus gegründet worden, deren Direktor der Oberöster reicher Kreil wurde. Im Jahre 1852 wurde in Linz die erste wissenschaftliche Klimastation begründet. Der erste Beobachter war der k. k. Professor Columbus, der zu dieser Zeit Julius Hanns Klassenlehrer war. Somit hatte sich damals wohl auch die erste Berührung mit der Meteorologie ergeben. Im Sommer 1853 übersiedelte die Mutter mit den Kindern nach Kremsmünster, wo sie, um etwas zu verdienen, ein Kosthaus für Studenten des Stiftsgymnasiums eröffnete. Dieses „Kosthaus Hann" war dann bis ins 20. Jahrhundert ein Begriff für jeden Kremsmünsterer Studenten. Denn nach dem Tode der Mutter im Jahre 1873 führten es die beiden Schwestern des Julius, Henriette und Anna, schließlich Anna allein, weiter. Anna Hann starb 1920 im Alter von 90 Jahren. Dort im Kosthaus Hann hatte der spätere Hofrat und Universitätsprofessor Dr. Julius Hann alljährlich seine Sommerferien verbracht. Julius besuchte von 1853 bis 1860 das Gymnasium Kremsmünster. In seinen Zeugnissen wird, wie üblich, auch die Aufmerksamkeit beurteilt. Immer wird sie als „stets gespannt" bewertet. Wir können uns also vorstellen, daß die Professoren diesen strebsamen Schüler auch über die Unterrichtszeit hinaus alles an Wissen lehrten, was dem Eifer dieses jugend lichen Feuerkopfes entsprach. Denn das Stift Kremsmünster mit seiner Sternwarte war damals eine berühmte Forschungsstätte. Direktor der Sternwarte war Marian Koller. Die Jahrbücher des Oberösterreichischen Landesmuseums geben Kunde von seiner Arbeit. Er war Meteorologe mit Leib und Seele. So heißt es 1840 in seiner Arbeit „Über den Gang der Wärme in Oberösterreich" unter anderem, man sollte eine Zentralstelle schaffen, welche alle Beobachtungsinstrumente laufend überprüft und eicht, und die Beobachtungsdaten vieler Orte nicht nur abdruckt, sondern auch wissenschaftlich bearbeitet. Daher habe die Meteorologie eine hoffnungsreiche Zukunft. Adjunkt der Sternwarte war 1853 Augustin Reslhuber, Professor für Geologie, Physio logie und Naturgeschichte. Er veröffentlichte in diesem Jahr als Druckschrift des Gymna siums „Die Gonstanten von Kremsmünster". Da wird nach mehrerlei Methoden die geo graphische Länge und Breite errechnet, die Entfernung vom Erdmittelpunkt, die genaue Meereshöhe und die Konstante der Schwerkraft. Unser Staunen von heute gilt auch den Klimawerten. Denn da werden für die einzelnen Windrichtungen auch die Schwankungen des Luftdrucks in Zahlen und die mittleren Windrichtungen sogar nach Graden und Minu ten angegeben. Für unseren kleinen, neu eingetretenen Julius werden diese Berechnungen noch zu hoch gewesen sein. Umso mehr mußten die Worte der vorangestellten Einleitung zu ihm sprechen: Das Studium der Naturwissenschaften - so wird ausgeführt - werde seit den ältesten Zeiten von den Stiftsmitgliedern mit Liebe und Sorgfalt gepflegt. So hat sich ein reicher Schatz von Lehrmitteln angesammelt, die auch beim Unterricht eifrig benützt werden, besonders die Instrumente der Sternwarte, des meteorologischen Observatoriums und des physikalischen Kabinettes. Durch das Vorweisen der Instrumente und Beispiele der praktischen Anwendung gewinnen die Vorträge - so heißt es wörtlich - „unendlich an Klarheit, und das Interesse der Studierenden wird im höchsten Grade erregt".

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