OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 3/4

stierte von 1863 bis 1873 eine Kartoffelsirupfabrik, die Heinrich Winkelmann nur vier bis fünf Monate im Jahr betrieb. 1863 waren 13 Personen beschäftigt, darunter drei Frauen, die 4800 Metzen Kartoffel zu 45.500 Ib Sirup im Werte von 5005 fl. verarbeiteten. Das Unternehmen erreichte seine Blütezeit 1866 mit 15 Beschäftigten und einer verarbeiteten Kartoffelmenge von 7657 Metzen, woraus 80.629 Ib Sirup im Werte von 8866 fl. produ ziert wurden. Nach 1868 trat ein starker Verfall ein. In ICrenismünster bestand 1860 eine Schokoladefabrik, die 68 q Schokolade im Werte von 6500 n. produ zierte. c) Tabakfabrik und Sonstige In den Räumen der bereits in Niedergang befindlichen Linzer Wollzeugfabrik wurde 1850 eine Tabak fabrik eingerichtet, die etwa 500 Personen beschäftigte und 1324 q Schnupftabak und 15.799 q Rauchtabak, davon 6,551.408 Stück Zigarren im Werte von 1,076.716 fl. herstellte. Das Unternehmen nahm bis 1859 einen kontinuierlichen Aufschwung. 1859 erreichten die Beschäftigten einen Höchststand von 1011, die 50,927.480 Stück Zigarren sowie 23.998 q geschnittenen und 4082 q gesponnenen Rauchtabak erzeugten. Seit 1851 war eine Dampfmaschine mit 4 PS in Betrieb. Leider liegt weiteres statistisches Material erst aus den siebziger Jahren vor. 1870 waren 938 Personen beschäftigt, darunter 827 Frauen, die 41,124.500 Zigarren herstellten. Bis 1873 stieg der Beschäftigtenstand auf 859, darunter 750 Frauen, und der Wert der Produktion erreichte 3,644.572 fl.®'. Größere Bedeutung erlangte auch die industrielle Herstellung von Speiseölen, insbe sondere von Lein- und Rüböl. 1845 gründete Anton Georg Pummerer in der Prenzmühle zu Wels, die bis dahin als Textilfabrik geführt worden war, eine Ölmühle, seit 1853 als k. k. privilegierte Ölfabrik bezeichnet. 1851 zählte das Unternehmen 14 Beschäftigte, die 1200 q Leinöl und 3300 q Leinkuchen sowie 2600 q Rüböl und 4600 q Rübkuchen herstellten. Von 1851 bis 1860 wurde nur öl und Ölkuchen erzeugt, später dann auch Firnis. Der Absatz des Leinöles ging 1851 nach Oberösterreich, Niederösterreich und Böhmen, der des Rüböls nach Öberösterreich, Tirol, Vorarl berg und Salzburg. Bis 1860 stagnierte das Unternehmen weitgehend. 1863 betrug die Produktionsmenge 25.400 q, der Beschäftigtenstand 27 und der Produktionswert 260.500 fl. 1867 wurden 30.450 q Produkte im Werte von 317.100 fl. erzeugt. In Wels gründete David Schenkel eine Ölfabrik, die seit 1873 auch Firnis produzierte. Wei ters wurde 1865 hier eine Schmalzaussiederei und Butterschmalzfabrik von L. Hinterschweiger errichtet®*. d) Bierbrauereien Die Bierbrauerei spielte in Oberösterreich, als einem Lande ohne Weinbau, eine be deutende Rolle, die auch im Anteil dieser Produktionssparte an der Erzeugung der Gesamt monarchie deutlich zum Ausdruck kommt. Von den 2976 Brauereien, die Österreich-Ungarn 1849 zählte, entfielen 303 auf Oberösterreich, das waren 10,2 Prozent; von den 8,589.095 Eimer Bier, die in der Monarchie produziert wurden, entfielen auf Oberösterreich 679.966 Eimer oder 7,9 Prozent. Demnach bestanden in Oberösterreich relativ viele kleine Betriebe, die im Durchschnitt pro Brauerei um 28,6 Eimer weniger erzeugten als die übrigen Brauereien der Monarchie. Obgleich die Zahl der Brauereien ständig schwankte, läßt sich doch eine stete Abnahme der Betriebe und eine Konzentration der Erzeugung auf wenige Großunter nehmen feststellen. Seit 1861/62 zählte man nur mehr 280 Betriebe, obgleich die Produktion auf 994.633 Eimer anstieg. Die Durchschnittsproduktion pro Brauerei erhöhte sich von 1849 bis 1861/62 von 2244 auf 3552 Eimer. Bis 1866/67 kam es neuerdings zu einem kon tinuierlichen Ansteigen der Brauereibetriebe bis auf 290, so daß die durchschnittliche Pro duktion eines Betriebes wieder auf 3156 Eimer absank. In den folgenden Jahren bis 1873/74 verminderte sich die Zahl der Brauereien auf 268, während sich die Produktion auf 1,511.102 Eimer erhöhte. Dies bedeutete neuerdings ein Ansteigen der durchschnittlichen Produk tionsmenge pro Betrieb auf 5638 Eimer. In diesem Konzentrationsprozeß gewannen die Linzer Brauereien immer mehr an Bedeutung. Während diese 1868/69 erst 21.840 Eimer produzierten, erreichten sie 1873/74 bereits 94.080 Eimer. Oberösterreichs Anteil an den Brauereien und der Bierproduktion der Monarchie betrug (1874) 11,4 Prozent der Betriebe und 11,1 Prozent der Produktion. Dies bedeutete, daß Oberösterreieh um 2,5 Eimer pro 100 Jahre Tabakfabrik Linz 1850-1950. Trathnigg Gilbert, a.a.O., S. 78.

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