OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Die größte Gruppe der nichtdeutschen Sied lungsnamen stammt aus dem Slawischen. Slawi sche Siedler kamen, wie die Ortsnamen bestäti gen, von zwei Seiten ins Land: von Süden durch das Ausseer Land bis in das Ischler Becken^^, in das obere Almtal, über den Paß Pyhrn in das Steyrtal und das oberste KremstaP® sowie in das Tal der Enns bis knapp unterhalb der Stadt Steyr'®. Diese Ausdehnung wird durch archäolo gische Funde bestätigt". Von Norden schoben sich vereinzelte slawische Außengründungen fast über das ganze Mühlviertel vor. Da bei keinem einzi gen slawischen Ortsnamen die Auswirkungen der hochdeutschen Lautverschiebung festzustellen sind, gibt es keinen Zweifel darüber, daß sie jün ger sein müssen als viele bairische. Sie können daher nicht vor 750 datiert werden. Da sie außer dem nur dort anzutreffen sind, wo mit Sicherheit keine echten -ing- und keine -heim-Namen vor kommen, ist weiters unwahrscheinlich, daß die Siedlungszonen der Baiern und der Slawen zur Zeit ihrer Landnahme in Oberösterreich einander überschnitten hätten. Zusammenfassung Die vorstehenden Ausführimgen geben einen knappen Überblick über die Besiedlungsgeschichte im Spiegel der Ortsnamenkimde. Im wesentlichen ergibt sich: Die Römer waren außerhalb ihrer Städte am kulturellen Ausbau des Landes nicht beteiligt. Von den Trägern ihrer Kultur weiß nur die Urgeschichtsforschung zu berichten. Die Namenfor schung spricht von Kelten, Illyrern usw., d. h. von „vordeutschen Siedlern", die den Baiern bei deren Einwanderung vordeutsches Namengut weiterga ben. Aus diesem Bestand ist nur wenig erhalten geblieben. Sicher ist, daß die Baiern den frucht baren Zentralraum von Oberösterreich bereits be setzt und kolonisiert hatten, als im 8. Jahrhundert die Slawen nachrückten und hier haltmachten. Es folgte ein jahrhundertelanges friedliches Neben einander, bis etwa ab 1100 der Bereich der slawi schen Siedlungen im Zuge der bairischen Biimenkolonisation völlig durchwandert und dabei das slawische Bevölkerungs-Element aufgesogen wurde. Doch das betrifft, wie unsere Karten mit den Rodungsnamen veranschaulicht haben, nur die Randgebiete. Das Kernland Oberösterreichs war und blieb stets ein rein bairisches Siedlungs gebiet und frei von jeglichem romanischen oder slawischen Substrat. M. Rada, Die Siedlungsnamen des Salzkammergutes in Oberösterreich und Steiermark. Phil. Diss. (ungedr.), Wien 1955» C. Kriege!, Die Siedlungsnamen der Gerichtsbezirke Grün burg, Kirchdorf a. d. Krems, Weyer und Windischgarsten. Phil. Diss. (ungedr.), Wien 1967, und H. Krawarik, Studien zur Orts- und Bevölkerungsgeschichte von Windischgarsten und dem Stodergebiet. Phil. Diss. (ungedr.), Wien 1967. Kranzmayer, Die Besiedlung der Umgebung von Steyr, 68. J. Reitinger, Oberösterreich in ur- und frühgesdiiditlidier Zeit, Linz 1969, 396 f. Belege zu Karte 1 Urkundliche Ersterwähnungen von Ortsnamen in Oberösterreidi im 8. Jahrhundert: Ortsname Gemeinde- und Geriditsbezirk Ortsname Gemeinde- und Geriditsbezirk Alkoven Alkoven, Eferding Lengau —, Mattighofen Angsüß Diersbach, Raab Leombadi Sipbachzell, Wels Ansfelden Ansfelden, Linz Linz Linz Antiesenhofen —, Obernberg Lorch Enns, Enns Aschach —, Eferding Marlupp St. Veit, Mauerkirchen Astätt Lochen, Mattighofen Mattighofen Mattighofen Aubach Eschenau, Peuerbach Messenbach Lambrechten, Obernberg Aurolzmünster —, Ried Mondsee Mondsee Bachmanning —, Lambach Mühlwitraun Enzenkirchen, Raab Bad Hall —, Kremsmünster Munderfing —, Mattighofen Dletach — Steyr Neukirchen —, Braunau Eberstallzell —Lambach Niederneukirchen —, Linz Eschenau —, Peuerbach Ohlsdorf —, Gmunden Grünbach Gaspoltshofen, Haag Ostermiething —, Wildshut Gurten —, Obernberg Pettenbach —, Kirchdorf Heipfau H.-Uttendorf, Mauerkirchen Pfaffstätt —, Mattighofen Hörsching —, Linz Pfarrkirchen —, Kremsmünster Hofkirchen —, Grieskirchen Pichlwang Timelkam, Vöcklabruck Kremsmünster Kremsmünster Polsing Alkoven, Eferding Lambach Lambach Powang Straß, Frankenmarkt

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2