OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Gruppe der Namen dieser Zeit aber hängt mit der weitreichenden Rodungstätigkeit und der Er schließung neuer Ackerböden zusammen. Da die Bevölkerung in den damals doch wohl etwas ruhi geren Jahren stark anzuwachsen begann, mußte neuer Lebensraum erschlossen werden. Den Gang der Erweiterung des Siedlungsgebie tes zeichnet die Fülle der Rodungsnamen nach'": Man kannte mehrere Arten der Urbarmachung des Bodens, und zwar: a) Das Roden. Es ging so vor sich, daß die Bäume zunächst gefällt und die Wurzelstöcke aus gegraben wurden. Auf diese Tätigkeit deuten die vielen Namen, in denen das Wort „reuten, roden" (althochdeutsch riutan) in den Lautvarianten „reut", „roit", „reit", „röt" oder „rat" wieder kehrt", wie z. B. Amreit, Thomasroith, Roitham, Rödham, Redleithen, Reitern und so weiter. Seit etwa 1100 treten in den Urkunden Ober österreichs -reut-Namen in größerer Zahl auf. Über sie gibt die Karte 3 Aufschluß. Sie zeigt für die Zeit um 1300 neben einer vielfältigen Rodungs tätigkeit im Alpenvorland, daß jetzt erstmals auch im Bergland des Mühlviertels und des Traunviertels Siedlungen urkundlich nachzuweisen sind. Mit fortschreitender Entwicklung wird die Ver breitung der -reut-Namen immer dichter. In den Erstnennungen des 15. Jahrhunderts häufen sich die -reut-Namen um den Mondsee, an den Hän gen des Hausrucks und im unteren Mühlviertel. Würde man in diese Karte auch die sogenannten Hofnamen einbeziehen^^, träte ein weiteres Ausbaugebiet im Raum um Hinterstoder und Windischgarsten hervor, wo rund dreißig Bauern häuser und Einzelgehöfte im 15. Jahrhundert erst mals belegte -reut-Namen tragen. b) Das Schlagen. Die Methode, den Wald zu Schlägern und dann die dort neugegründete Ansiedlung mit einem -schlag-Namen zu bezeichnen, geschah vor allem auf den schlechten Böden des Mühlviertels und des angrenzenden Waldviertels, wo die -schlag-Namen in Österreich am häufigsten auftreten. Die ersten -schlag-Namen scheinen un gefähr hundert Jahre später als die -reut-Namen auf. In Karte 4 ist deutlich zu sehen, daß die Belege aus dem Zeitraum vor 1300 sich haupt sächlich über das westliche Mühlviertel, jene des 15. Jahrhunderts im nordöstlichen Teil dieses Gebietes hinziehen imd die „rdcht vor 1500 beleg ten Orte" sich in den waldreichen Gebieten des Innviertels häufen. c) Das Schwenden geschah, indem man an den Baumstämmen die Rinde schälte und dann warte te, bis die Bäume abstarben und vermoderten. Dieses langwierige Verfahren sparte Arbeitskraft und hatte gleichzeitig den Vorteil, daß durch die vermodernden Baumstämme dem Boden guter Humus zugeführt wurde. Die Rodungsart des Schwendens gibt es in Oberösterreich nach Aus weis der Urkunden seit dem 12. Jahrhundert. Die ersten Belege finden sich aus der Gegend des Sau waldes. Die Namen auf „-schwand", „-schwend", die für das 13. und 14. Jahrhundert belegt sind, finden sich vereinzelt über das ganze Land ver streut, sind aber verhältnismäßig selten im Mühl viertel anzutreffen. Der einzige Landstrich in Oberösterreich, in dem eine ganze Landschaft ge schlossen durch Schwenden urbar gemacht wurde, ist der Raum nördlich des Mondsees mit fast zwei Dutzend Namen auf -schwand (z. B. Inner schwand, Rabenschwand, Grossenschwandt usw.), die urkundlich erstmals im 15. Jahrhundert er wähnt werden. d) Eine seltenere Art des Rodens, das soge nannte „Sengen", bestand darin, daß man die Wurzeln der Bäume soweit freilegte, daß man sie anbrennen konnte. Dann wartete man wie beim Schwenden auf das Absterben und Vermodern der Bäume. Auf diese Art der Rodung weisen in Oberösterreich etwa 30 Ortsnamen wie Absang, Hofseng, Senghübl usw. hin. e) Ob die Namen auf „-brand" auch als Rodimgsnamen anzusprechen sind, also auf ein ab sichtliches Niederbrennen eines Waldes zurück gehen, oder ob ihnen andere „Brand"-Ursachen zugrunde liegen, ist noch nicht geklärt. Die nichtdeutschen Siedlungsnamen Mehr als neun Zehntel aller oberösterreichi schen Siedlungsnamen sind deutsch. Neben ihnen verdienen aber auch die wesentlich schwieriger zu erklärenden nichtdeutschen Namen Erwähnung. Vordeutsch sind vor allem Gewässernamen wie Donau, Inn, Ager, Alm, Traun, Erms, Aist und so weiter. Von den Siedlungsnamen werden nur we nige dem Keltischen oder einer anderen vordeut schen Sprache zugewiesen, so z. B. Linz, Wels, Steyr, Lorch, Gleink und so weiter. Romanische Siedlungsnamen finden sich als die bekannten „-walch-Orte" wie im Salzburgischen so auch im Bezirk Vöcklabruck*^, weitere vermutlich im oberen Innviertel. H. Baumgartner, Die Verbreitung der Rodungsnamen in Oberösterreidi. Phil. Diss. (ungedr.), Wien 1965. " A. Etz, Die Siedlungsnamen des Innviertels als lauthistorisdie Quellen. Eine Untersuchung ihrer mundartlichen Aus sprache und der Akzentverhältnisse. Wien 1971, § 64. Baumgartner, a. a. O., Karte 6 M. Jedinger, Die Ortsnamen des oberösterreichischen Bezirkes Vöcklabruck und ihre Geschichte. Phil. Diss. (imgedr.), Wien 1954.

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