OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Meilenstein als Grenzmarke angegeben, sodaß es nötig wurde, seinen ursprünglichen Stand ort zu eruieren. Aus den Aussagen verschiedener Gewährsleute konnte Klarheit über das Schicksal des Römersteines gewonnen werden. Der Stein, der zwar „ain Zeitlang Hin und wider Verruckht, aber unvermailligt (unbe schädigt) gelassen worden" war», befand sich wieder an seinem ursprünglichen Standort am Ufer der Donau. Um 1530 war von ihm „gegen der Mitten zur auf der ainen Seiten hinder denen Buechstaben . . . ain Stuckh davon gefahlen und bey der Thainau in dem Huefschlag (Treppelweg) gefunden worden". Dieses Stück hatte der damalige Marktrichter Paul Elmansperger „von der Thainau in den Markcht zu seiner Behausung . . . hinauf bringen lassen", wo es sich 1590 noch befand. Der umgestürzte Torso des Meilensteines war am alten Ort verblieben; eine unsignierte Planskizze' aus dem Jahre 1581 zeigt den „ligent Stain mit gehauren Buechstabn" am rechten Donauufer, ein Stück unterhalb des Jochensteines (Taf. 3, Abb. 6). Nach Abschluß der Untersuchungen ordnete Erzherzog Ernst an, daß der Meilenstein „den andern Marchstainen gemäss ungeverlich aines stahel schussweith von Hochenstein (Jochenstein) widerumben gesetzt werden muß . . .", um weiterhin als Grenzstein zu dienen. Sein weiteres Schicksal bleibt unklar, alle späteren Nachrichten fehlen. Da er weder in der Grenzbeschreibung des Josefinischen Lagebuches (1788) noch in jener des Francisceischen Katasters (um 1825) Erwähnung findet, scheint er damals nicht mehr existiert zu haben. Ob er in die Donau gestürzt» oder auf andere Weise zerstört worden ist», entzieht sich unserer Kenntnis. Über die Maße des Steines haben wir zwei Angaben, die sich ergänzen. R. Strein schreibt a. a. O.: „. . . Sovill aber darunter den Römischen Stain Belangt, . . . der ist. . . fünf werch schuech, und drey zwerch Finger Hoch oder lang, auch Rundt, und hat in der Rundt herumb. Vier ^yerch schuech, die Inscription . . ."'» und in einem Protokoll vom 23. Oktober 1590 der Grenzkommission heißt es; „Dieser Stain ist fast eine Klaftern (hoch) und andert halb Schuech dickh . . .„'h Daraus ergibt sich, daß der Stein etwa 1.80-1,90 m hoch war Österreich, so woll mit dem Herzogthumb Bayrn, Alss Pistumb Passau und Anderer HerrschafFten underschaiden Befunden, . . vgl. CIL III ad 5755 und F. Vollmer, IBR ad 484. » R. Strein, a. a. O.: „Das Erste March ist der grosse stain, der zween Pixenschuss weitt, oberhalb des Markhts Englhartszell, Benachet mitten im Stromb der Tbonau Ligt, darauf ein Creüz gemaurt steet, welcher stain der Joebenstein genendt wirdt, der Ander Marcbstain [es folgt unser Meilenstein] . . ., der dritte und Viertte Marcbstain aufwertbs gegen den Viechtenstainer Waldt . . .; vgl. CIL a. a. O. und F. Vollmer, a. a. O. » Grenzakten des Archivs der Landeshauptmannschaft im Oberösterreichischen Landesarchiv, Band 18, Blatt Bff. - Mitgeteilt von H. Jandaurek, a. a. O. S. 296 ff. ' Bayerisches Staatsarchiv München, Plansammlung Nr. 9590, früher Passauer Blechkastenarchiv 190/21. — Mit dieser Lokalisation läßt sich die Angabe R. Streins, a. a. O.: „Sovill aber . . den Römischen Stain Belangt, .. der ist drey meill [3 deutsche Meilen ä 7420,44 m] undterhalb Passau Ligundt befundten worden . .", sehr gut vereinbaren. » J. Strnadt glaubt a. a. O. S. 18, daß er „in der großen Überschwemmung im Jare 1845 spurlos verschwand"; ihm folgend F. Kenner, a. a. O. S. 599 und R. NoU, a. a. O. S. 33 „seit 1845 spurlos verschwunden"; vgl. dagegen J. N. Seefried, a. a. O. S. 6f. und H. Jandaurek, a. a. O. S. 294. — Nach mündlicher Überlieferung sei der Stein noch in der Gegenwart im Backofen des Bauern in der Edt, dessen Haus im Stauraum des Donau kraftwerkes Aschach versunken ist, gesehen worden. » Auch die von J. N. Seefried, a. a. O. S. 6 vertretene Annahme, daß er vor 1765 verschwunden sein muß, weil der an seine Stelle gerückte Grenzstein Nr. 1 neben dem österreichischen und Passauer Wappen die Jahreszahl 1765 trug, ist nicht zwingend, sondern beweist höchstens seine Entfernung vom ursprünglichen Standort um diese Zeit. " Vgl. CIL III ad 5755 und F. Vollmer, IBR ad 484. " Grenzakten des Archivs der Landeshauptmannschaft im OÖ. Landesarchiv, Bd 18, Blatt 8; vgl. H. Jandaurek, a. a. O. S. 296.

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