OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

die „Beziehungen zwischen Mensch und Höhle im Wandel' der Zeit" untersucht. Ausführlich werden alle bisher bekannten urgeschichtlichen Funde aus Höhlen und insbesondere auch die Rolle der Höhlen als Stätten vorgeschichtlicher Kunst und Kulte be handelt. Ein eigener Abschnitt ist der „Angewandten Höhlenkunde", das heißt der wirtschaftlichen Aus wertung der Höhlen, gewidmet, ein nächster der Geschichte der Höhlenforschung. Der praktischen Arbeit in den Höhlen gelten die ausführlichen Anlei tungen zur Befahrung der Höhlen und zur Ausrüstung der Forscher. Eine Übersicht über die wichtigsten Höhlenregionen der Erde beschließt das ausgezeich nete Kompendium. E. B. Erika Kittel, Höhlensagen aus den Alpen mit 33 Höhlenbeschreibungen und -planen von Walter Klappacher. R. Trauner Verlag, Linz 1970, 336 Seiten. Im Zusammenhang mit H. Trimmeis „Höhlen kunde" ist auch auf E. Kittels „Höhlensagen" hinzu weisen, in dem die Autorin versucht, die von div. Sagensammlern in den verschiedenen Teilen der Alpen aufgezeichneten Sagen so nachzuerzählen, daß sie „keinen Bart" haben. Dabei entstand eine Art von Märchenbuch für Kinder und solche, die es noch sein oder es lange bleiben wollen, indem neben einst wirklich volkläufigen Sagen auch von der Autorin erfundene Erzählungen in modernem Stil vermittelt werden. Hervorzuheben sind die Höhlenbeschrei bungen und -pläne von W. Klappacher, der auch die Aufnahmen von so bedeutenden Forschern wie O. Schauberger und H. Trimmel verwertet. Aus Oberösterreich findet man die Pläne der Höhle am Hochlecken, der Gaßlhöhle bei Ebensee, der Mammut-, Rieseneis- und Hierlatzhöhle im Dachstein und der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun. Daß in der Zu ordnung nach Bundesländern das „Wetterloch am Schafberg", das in der ersten Zeile der Beschreibung als im „Land Salzburg" gelegen bezeichnet wird, aber unter Oberösterreich aufscheint, wird ebenso wie die Einordnung der „Raucherkarhöhle" bei Bad Ischl unter Steiermark wohl nur auf einem tech nischen Versehen bei der Zusammenstellung der Beiträge beruhen. Die bizarren Illustrationen besorg ten „im Kollektiv Anneli Heinonen, Heidi Puoo und Anton Müller, München". E. B. Josef Klampfer, Das Eisenstädter Ghetto. Burgenld. Forschungen, Heft 51. Burgenländisches Landesarchiv Eisenstadt, 1966, 289 Seiten, 28 Abbildungen, 1 Karte. Kaum ein kulturhistorisch interessierter Besucher wird es versäumen, sich bei Eintreffen in der burgenländischen Landeshauptstadt um die Lage des bis 1938 intakten Ghettos zu erkundigen. Sind auch die bis dahin an jedem Sabbat den Zugang zu diesem Bereich sperrenden Ketten längst aus dem Straßen bild verschwunden, so ersteht doch nunmehr aus der schlichten, auf unendlich fleißigem Quellenstudium beruhenden Darstellung J. Klampfers die episoden reiche Geschichte der jüdischen Kultusgemeinde von Eisenstadt vom Mittelalter bis heute vor unseren Augen. Wir erfahren von der Bevorzugung, die die Juden seit jeher in dieser Stadt erfahren haben, erleben die Schicksale bedeutender jüdischer Persön lichkeiten und erhalten einen Überblick über die im burgenländischen Landesmuseum, das übrigens eben falls auf eine Stiftung eines jüdischen Mäzens zurück geht, aufbewahrten jüdischen Kultusaltertümer. In monotonen, aber von unbestechlicher Objektivität zeugenden Listen wird die gesamte Bevölkerungsent wicklung der Gemeinde seit 1816 vor uns airfgerollt imd geht schließlich in die Register der Personen über, die 1938 von der Vertreibung betroffen waren. Die Beklemmung, die man bei der Lektüre dieser 14 Seiten langen Aufzählung empfindet, löst sich nur zum Teil, wenn man erfährt, daß von den 446 hier namentlich angeführten Menschen am Stichtag der Aufnahmen Klampfers (1. 9. 1964) immerhin noch 254 (d. s. 54,93 Prozent) am Leben waren und 84 Personen eines natürlichen Todes gestorben sind. Von 109 Personen aber, die ihre burgenländische Wohnstätte verlassen mußten und weggebracht wurden, fehlt jede Nachricht; 5 verübten Selbstmord, 3 sind durch Bomben umgekommen. E. B. P. Arnold Magyar O.F.M.: Schicksal eines Klosters. Das erste Franziskanerkloster von Eisenstadt im Rahmen der Geschichte der Marianischen Ordensprovinz 1386-1625. Bur genländische Forschungen, Heft 60. Herausge geben vom Burgenländischen Landesarchiv. Eisenstadt 1970. 162 Seiten. Bei der Behandlung der Geschichte des ersten Franziskanerklosters von Eisenstadt hat sich der Autor ein Problem gestellt, das eine Reihe von Fragen aufwirft. P. Arnold Magyar, selbst Angehöriger des Franziskanerordens, veranlaßten die von Historikern oft fälschlich gemachte Zuschreibung des Klosters an den Orden der Minoriten und persönliche Interessen am Geschick seines Ordens, eine Suche nach Lösung der oft undurchsichtigen Geschicke des Eisenstädter Ordenshauses anzustellen. Lange, mühevolle ürkundenforschung und Materialsammlung wurde mit der vorliegenden Arbeit belohnt, die das Schicksal des Urklosters im Rahmen der Entwicklung der gesamten Marianischen Provinz von Ungarn schildert. Die Themenstellung in diesem umfassenden Rahmen wurde bedingt durch spärliche Urkunden und Auf zeichnungen, denn erst ein Blick auf die allgemeine Entwicklung des Klosterlebens der Marianischen Provinz gab Aufschlüsse und wies auf Zusammen hänge hin. Einleitend klärt Magyar die Ursache der oftmali gen Bezeichnung des Eisenstädter Klosters als Eigentum der Minoriten, beleuchtet aus einer in großen Zügen dargelegten Entwicklungsgeschichte des Franziskaner ordens und der Marianischen Ordensprovinz. Das Eisenstädter Kloster wurde um 1386 - eigentliche Urkunden für dieses Datum fehlen — von der bedeu tenden Familie der Kanizsai gegründet, von einer Familie, die besonders Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts ihre Residenz Eisenstadt zu kultureller und wirtschaftlicher Blüte brachte. Den Mangel an Urkunden oder Chroniken über das klösterliche Leben und Wirken in Eisenstadt in den ersten Bestandsjahren ersetzt Magyar durch allge meine Darstellung der Regeln der Minderbrüder. Dann folgen die ersten greifbaren Urkunden, die Ablaßbulle für das Urkloster von 1415, die verschie denen Stiftungs- und Schenkungsurkunden des 15. Jahrhunderts. Mit der zunehmenden Prosperität der Klöster begann der Kampf um das Franziskanische

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