OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

ist nach Monaten fixiert. Dabei werden Herkunft der Bräuche, ihr Entstehen und ihre Veränderung durch die Zeitläufte beinahe in Schlagworten, aber doch umfassend genug für weitere Anregungen mit sicherem Blick geschildert. Auch etymologische Hin weise sind eingestreut, wofür dem Autor gedankt sei. Es ist ja nicht immer so, daß Namen und sonstige Bezeichnungen aus dem gegenwärtigen Sprachge brauch einwandfrei entziffert werden könnten. Dadurch entstehen leider die hinfälligsten Ansichten, die aber für richtig angesehen werden. Natürlich weiß Fochler auch, daß alles, wenn auch in anderen Formen, schon einmal dagewesen ist, und bemüht sich daher, neues Brauchtum - und das gibt es! - auf historische, ja archaische Ausgangspunkte zurückzuführen. Die große Zeitenwende, mit dem Christentum aufgekommen, will dabei nichts besagen. Das gelingt ihm aus seinem Wissen heraus nahtlos. Warum sollte nicht auch aus der heutigen Situation eines hochtechnisierten Zeitalters und seiner Menschen ein Brauchtum aufkommen, das in die Vergangenheit zurückgreift? Nach Heraklit, dem großen Dunkeln des Altertums, fließt alles Geschehen. Doch leben auch wir Menschen inmitten einer sich ständig weiter ausbreitenden Technokratie von der Substanz der Natur, die, so müssen wir annehmen, schier uner schöpflich ist. Wenn wir Fortschritte erzielen, so sollte uns das nicht größenwahnsinnig machen. Wir dürfen aber auch nicht in den Fehler verfallen, nur nach rückwärts zu blicken. Bei harten Zäsuren zwischen den Kulturepochen wie etwa in unserer Zeit geben wir uns leider recht oft emotionellen Be trachtungen der Vergangenheit hin, ohne die Gegen wart genau zu taxieren. Es sei jedoch nicht geleugnet, daß dies schwierig ist. Rudolf Fochler weiß also vom „Verlust der Mitte", der extreme Ansichten auslöst, und hält jene goldene Mitte ein, die gar nicht zu überlebten Anschauungen führen muß. „Von Neujahr bis Silvester" beweist das hinlänglich. Man findet in dem Buch bereits soziologische Erkenntnisse, wie sie heutzutage auf allen Gebieten auftauchen, nicht nur in der Volks kunde. So darf in dieser Besprechung jede Beckmesserei oder was danach riecht, ausbleiben. Immerhin könnte bei einer fälligen 2. Auflage die eine Stelle beachtet werden, wo im Zusammenhang mit den Bräuchen rund um den 1. April berichtet wird, daß der Reichs tag zu Augsburg 1530 auf den 1. April angesetzt war. Das muß nicht gerade unrichtig sein, auch Historiker sind nicht immer einer Meinung, aber es ist in diesem Falle doch so, daß Kaiser Karl V. am 21. Jänner 1530 ein Schreiben nach Augsburg gesandt hat, in dem er die Eröffnung des Reichstages für den Mai festlegt. Karl ist mit seinem Gefolge freilich erst am 15. Juni über die Lechbrücke in Augsburg eingeritten. An dererseits ist, auf die Materie bezogen, diese Stelle auf Seite 79 irrelevant. Sie fällt nur auf, weil ähnliche Ausflüge ins Historische ansonst mit Genauigkeit zitiert werden. Das Buch ist gut ausgestattet. Die Bilder sind fast durchwegs aus der Praxis genommen und nicht gestellt, sie sind daher authentisch. Die Zeichnungen von Herbert Friedl, jeweils als Monatscharakteristik gedacht, passen ausgezeichnet zu einem solchen Buch. Ein Stichwörterverzeichnis und ein Ortsregister lassen den Leser mit einem Schlag den gewünschten Brauch finden. Außerdem sind die verschiedenen Bräuche noch in einer Art von Kalender zusammengetragen. Nicht zuletzt: das Buch ist handlich, man kann es in der Rocktasche oder im Handtäschchen unter bringen. Mit der vorherigen Nennung einer etwaigen 2. Auflage ist auch schon gesagt, daß wir das Buch in vielen Händen sehen möchten. Garl Hans Watzinger CoUeselli Franz, Tiroler Bauernmöbel. Inns bruck 1968. Tyrolia-Verlag. 200 Seiten, 144 Scbwarzweiß- und Farbtafeln. Bilderläuterungen in deutscher, französischer und englischer Sprache. Tirol besitzt zwar durch die Forschungen von K. Radinger (1913 f.) und J. Ringler (1929 f.) bereits ausgezeichnete Veröffentlichungen über seine vielformige bäuerliche Möbelkunst, keine aber darf sich einer so vorzüglichen Ausstattung rühmen, wie sie dem vorliegenden Möbelwerk des Direktors des be rühmten Tiroler Volksmuseums zuteil wurde. In sachlich knapper, aber das Wesentliche erschöpfend behandelnder Einführung wird der Leser über die Geschichte und die nach Talschaften variierende Tiroler Tischler- und Fasserkunst unterrichtet, ehe das eindrucksvolle Bildmaterial vorgelegt wird, an dem man nicht nur sämtliche Stilarbeiten und Bear beitungstechniken studieren kann, das Ineinanderspielen von Hintergrund und plastischer Auflage bewundert, sondern auch über die Welt des volkstüm lichen Sinnbildes in seiner ständigen Wiederkehr in naturalistischer und feinst stilisierter Ausprägung informiert wird. E. Burgstaller Franz CoUeselli, Alpenhäuser und ihre Ein richtung. Pinguin-Verlag 1963, 51 zum Teil far bige Abbildungen; ders., Bauernmöbel in den Alpen. Pinguin-Verlag, Innsbruck 1969, 2. Aufl. 1970. 60 Seiten, 4 zum TeU farbige Abbildungen. Nach seiner großen Monographie über die Tiroler Bauernmöbel legt der Direktor des Innsbrucker Volkskunstmuseums nun in 2 kleinen, bestens ausge statteten Bändchen eine kurze Zusammenfassung alles Wissenswerten zur Geschichte und Technik des alpenländischen Haus- und Möbelbaues vor. Wir werden über die Entwicklung der einzelnen Elemente, darunter auch der Stubenformen, bestens unterrichtet, so daß auch alle, die bereits die großen Werke über die einschlägigen Themen studiert haben^, diese Repetitorien begrüßen und sich an den vorzüglichen Ab bildungen, die alle dokumentarischen Wert haben, aufrichtig freuen werden. ^ Für die Verhältnisse in Oberösterreich erinnern wir in diesem Zusammenhang an die wichtigen Werke von Max Kislinger, Bauernherrlichkeit - Alte bäuer liche Kunst. Oberösterreichischer Landesverlag Linz 1969 (siehe OÖ. Heimatblätter 1970, Heft 3/4, 71 f.) und Franz Lipp, Oberösterreichische Stuben. Bäuer liche und bürgerliche Innenräume, Möbel und Haus rat. Verlag Wimmer, Linz 1966, sowie an die für den gesamtösterreichischen Raum grundlegenden Untersuchungen von Leopold Schmidt, Volkskunst in Österreich, Forum-Verlag, Wien 1966, und ders., Bauernmöbel aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz, Forum-Verlag, Wien 1967. E. B.

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