OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Gebäcksmodel; Backformen; Geschichte, Stilentwick lung und Ikonographie von Waffeleisen und Waffelgebäck; Geschichte der Honiggebäcke, Sorten und Formen der Lebkuchen; Zuckerbäckerei (mit Ver wendung von Zucker, Tragant und Marzipan); Kuchenarchitektur und Dekoration (Schauessen, Tafelaufsätze, verzierte Festtagskuchen); Bildnerische Konditorkunst; historische Backrezepte. Der Wert des Buches erhöht sich insbesondere dadurch, daß es dem Herausgeber nicht nm- gelang, eine unerhörte Fülle von musealen Modeln aller Art, sondern auch die zur Herstellung der in diesen Modeln geformten Gebäcke benötigten Rezep te aufzutreiben und mit Hilfe dieser beiden Grundlagen die längst vergessenen Gebäcksformen in all ihrer Pracht (einschließlich ihrer Kolorierung und Vergoldung) nachbacken zu lassen. Der Verlag hat keine Mühen und Kosten gescheut, das Werk mit einer Überfülle hervorragender Illustrationen auszu statten, wodurch das Werk zu einem nahezu unent behrlichen Handbuch des Kultur-, Nahrungs- und Symbolforschers geworden ist. E. Burgstaller Karl Haiding uns die Erzählerpersönlichkeiten vorzu stellen vermag, eine tiefe Achtung vor diesen ein fachen Männern und Frauen lebendig wird, in denen sich dieses Volkswissen ausspricht. E. B. Peter Baumgartner, Die schönsten Schweizer Sagen. Pinguin-Verlag, Innsbruck 1958, 120 S. Man wird das kleine, von H. Rehm illustrierte Büchlein gern im Feriengepäck mitführen und sich an den vortrefflich nacherzählten berühmten Ge schichten von Wilhelm Teil, der Entstehung des Kuhreigens, dem Stier von Uri usw. freuen oder zum Nachdenken über die Verschiedenheiten der Schweizer Sagenüberlieferungen (zum Beispiel bei der Lektüre der grausigen Geschichte von der gespensti schen „Puppe auf Klariden") mit den österreichischen angeregt werden, ohne daß man an das liebevoll ausgestattete Taschenbuch auch gleich wissenschaft liche Maßstäbe anlegt. Es ist, volksbildnerisch gesehen, jedenfalls sehr schön, daß es solche Publikationen gibt, die sich auch zu Geschenkzwecken bestens eignen. E. B. Karl Haiding, Märchen und Schwanke aus Oberösterreich. Walter de Gruyter, Berlin 1969, 233 Seiten, 11 Abb. Das neue Werk Karl Haidings bedeutet für jeden, der sich mit der Erforschung der oö. Volkskultur beschäftigt, eine freudige Überraschung. Natürlich war auch vor seinem Erscheinen dem Fachmann bekannt, daß auch in Oberösterreich Märchen und Schwanke überliefert sind (s. die Zusammenstellung der einschlägigen Literatur bei Haiding, Vorwort). Ich selbst hatte 1955 und 1956 Gelegenheit, beim alten Ortner in Ottenschlag drei Langspielbänder (die inzwischen bei einer Übersiedlung leider verloren gegangen sind) voll schönster Geschichten aufzu nehmen. Aber niemand hat wohl geahnt, daß Mär chen und Schwänke noch in einer solchen Fülle im Volk lebendig erhalten sind, wie sie K. Haiding be reits in den wenigen Tagen, die er im östlichen Mühl viertel und im Salzkammergut zu Aufnahmen unter wegs war, aufzeichnen konnte. Es ist hier nicht der Raum, auf Einzelheiten aus dem Themenkreis seiner Bestandsaufnahmen einzugehen, unbedingt wichtig aber erscheint es uns, alle die vielen Freunde heimischen Erzählgutes auf die vorbildliche Methodik dieser Sammlung aufmerksam zu machen, die zeigt, wie man die Erzählungen nicht nur nach ihrem Inhalt aufzusammeln hat, sondern mit all den originalen Redewendungen und Zwischenbemerkungen der Erzähler; wie notwendig es ist, die Sprech- und Erzählsituation der Darbietung der Geschichten festzuhalten und wie wertvoll auch das Studium der Gesten ist, mit denen die erzählkundigen Männer und Frauen ihre Reden begleiten. (Man vergleiche dazu die geradezu sprechenden Lichtbilder, die Haiding von den Erzählern während ihres Vortrages gemacht hat!) Wie in all seinen anderen Werken führt K. Haiding, der heute mit Recht als Erzähl forscher internationales Ansehen genießt, auch hier die Parallelen und die vergleichende Literatur an, durch die die weitgespannte Tradition ersichtlich wird, die sich hinter den einfachen, aber doch in ihrer Darbietung für den jeweiligen Volkscharakter so bezeichnenden Erzählungen verbirgt. Nicht zu übersehen ist aber auch, daß durch die Art, wie RudoK Fochler, Von Neujahr bis Silvester — Volkstümliche Termine in Oberösterreich. 1971, Oberösterreichischer Landesverlag Linz, 240 Seiten, Halbleinen, Format 12x17 cm mit farbigem Titelbild, 44 Schwarzweißabbildungen und 13 Zeichnungen. Preis: 80 S, 12,80 DM, 15 sfr. Ein notwendiges Buch, das Lehrer, Journalisten, aber auch jeden Oberösterreicher, der sein Heimat land immer besser und gründlicher kennenlernen will, mit dem heimischen Brauchtum im weitesten Sinne und nicht vom engen, materialistischen Stand punkt aus bekanntmacht. Das Brauchtum der Stadt ist ebenfalls einbezogen, und in erster Linie geht es dem Autor um das lebendige Brauchtum. Damit steigt der Wert des Buches als eines Nachschlagewerkes. Vielfach hört in volkskundlichen Büchern die Dar stellung der Bräuche, wenn es hochgeht, mit 1930 auf. In diesem Zusammenhang muß auch einmal unverblümt ausgesprochen werden: die bloße histo rische, um nicht zu sagen, die museale Schau auf ihr Material und ihre Themen bringt die Volkskunde in der Öffentlichkeit, die durchaus viel übrig hat für das Brauchtum, so auch für Volkstanz und Tracht, gerade in unserer Zeit des Wandels nur zu oft in Miß kredit. Die Volkskunde wird häufig als Wissenschaft für die Wissenschafter geschrieben, also nicht für das Volk; das heißt: sie wird, mit heutigem Wortgebrauch ausgedrückt, schlecht verkauft. Betont sei, daß es sich bei diesem Buch um keine komplexe Volkskunde handelt. Fochler will sichtlich nur einen sicheren Führer durch das Jahresbrauchtum geben, der zur Praxis, nämlich zum Besuch und Ver stehen von Brauchtumsveranstaltungen, verleitet. Insofern ist das Buch sogar pädagogisch, allerdings ohne den erhobenen Zeigefinger. Das ist gut. Das läßt Beweglichkeit für den Leser zu, der doch ohne Schulmeisterei belehrt werden will. Fochler weiß sehr viel auf volkskundlichem Gebiet, nicht zuletzt durch seine langjährige Tätigkeit beim Rundfunk. Er hat das lebendige Brauchtum in seinem Wandel bis herauf in unsere Epoche registriert und nun aus seinem umfangreichen Zettelkasten ein ansprechendes Buch gemacht. Das Brauchtumsjahr

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